Stadtarchiv Sechs Jahre nach dem Einsturz: Köln blickt nach vorn

KÖLN · Sechs Jahre ist es her, seit das Kölner Stadtarchiv einstürzte. Noch immer ist die Unglücksursache nicht wirklich geklärt. Und die Restaurierung der Archivalien hat gerade erst begonnen.

Zwei Tote, ein Milliardenschaden und noch etwa 40 Jahre Arbeit mit der Restaurierung von Dokumenten und Büchern - das ist die Bilanz sechs Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Bei dem Einsturz waren am 3. März 2009 zwei Anwohner ums Leben gekommen. Der gesamte Archivbestand wurde verschüttet.

In einem Pressegespräch will die Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaia an diesem Montag (11.30 Uhr) einen Überblick über den aktuellen Stand der Restaurierung geben. Außerdem will die Stadt über den geplanten Neubau des Archivs informieren.

Zwar konnten 95 Prozent der Archivalien aus den Trümmern geborgen werden, doch "geborgen" bedeutet nicht "gerettet", sagen die Experten. Viele Dokumente bestehen nur noch aus Fetzen. Die Stadt geht von einem Gesamtschaden in Höhe von einer Milliarde Euro aus.

Angenommen wird, dass der Einsturz durch Bauarbeiten für eine U-Bahn-Haltestelle verursacht worden ist. Möglicherweise führte eine löchrige Wand dazu, dass sich unter der Erde ein Druck aufbaute und schließlich große Mengen Wasser, Kies und Schlamm in die Baustelle einbrachen. Dem Archiv wurde buchstäblich der Boden entzogen. Seit Juni vergangenen Jahres läuft eine gerichtliche Untersuchung der Unglücksstelle tief unter der Erde. Dafür musste zunächst ein kompliziertes "Besichtigungsbauwerk" errichtet werden.

Das Historische Stadtarchiv von Köln

Köln war im Mittelalter die größte Stadt auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Im Stadtbild spiegelt sich das nur noch an wenigen Stellen, doch in den Stockwerken des Historischen Archivs lagerten die Epochen wie geologische Schichten übereinander - bis zum 3. März 2009. Da stürzte es ein.

Die Trümmer begruben 30 Regalkilometer an Dokumenten, darunter alle Protokolle des Stadtrates seit 1320. Zu den wertvollsten Stücken gehörte die Originalhandschrift des "Buchs der Tiere" von Albertus Magnus aus dem 13. Jahrhundert. Die Restaurierung aller Archivalien wird vermutlich 30 bis 40 Jahre dauern.

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