Ehemaliger Halt der Postkutsche Dreigiebelhaus in Hennef erzählt Ortsgeschichte

HENNEF · Das Dreigiebelhaus in Warth hat eine bewegte Geschichte. Im 17. Jahrhundert war es Station auf der Postlinie Köln-Frankfurt, dann wurde dort Recht gesprochen. Heute gehen Restaurantbesucher im denkmalgeschützten Gebäude ein und aus.

 Prägnant und geschichtsträchtig: Das Dreigiebelhaus in Hennef-Warth steht unter Denkmalschutz.

Prägnant und geschichtsträchtig: Das Dreigiebelhaus in Hennef-Warth steht unter Denkmalschutz.

Foto: Ingo Eisner

Es ist prägnant und gilt als eines der bedeutendsten Gebäude in Hennef: das Dreigiebelhaus an der Frankfurter Straße in Warth. Bekannt ist das große Fachwerkhaus heute bei Freunden der kroatischen Küche, doch es hat eine bewegte Geschichte als Poststation, Gerichtsort und Rathaus.

Heute beherbergt es vier Wohnungen mit insgesamt rund 400 Quadratmetern und einen Gastronomiebetrieb mit 309 Quadratmetern. Hier betreibt Familie Culo seit dem 1. November 2014 ihr Restaurant mit kroatischen und internationalen Spezialitäten. Besitzer des Dreigiebelhauses sind die Geschwister Stefan und Sabine Hagen, die es im Jahr 2013 erwarben.

Am Haus fällt ein Schild auf mit der Aufschrift: „Alte Poststation 'Dreigiebelhaus'“. Ein Hinweis auf die Bedeutung des Gebäudes in einer mehr als hundertjährigen Zeitspanne, in der Warth als Poststation eine überörtliche Bedeutung hatte, so Heimatforscher Helmut Fischer.

Über die Frankfurter Straße wurden Briefe und Personen nach Mittel- und Süddeutschland transportiert. Bis 1755 diente das Dreigiebelhaus als Poststation auf der Linie Köln-Frankfurt, die bereits seit 1616 mit einer Station in Uckerath existierte. An Stationen in Warth und Weyerbusch wurden die Post umgeschlagen und Pferde gewechselt.

Posthaltervertrag stammt von 1622

Die Strecke, eingerichtet von Generaloberpostmeister Lamoral von Taxis, führte über Wahn, Siegburg, Kaldauen, Warth, Uckerath, Weyerbusch, Dietkirchen an der Lahn und Königstein im Taunus. Als ältestes Dokument der Thurn und Taxis'schen Postlinie im Rhein-Sieg-Kreis gilt der Posthaltervertrag mit „wernerus zu henneft“ vom 22. März 1622. Von 1622 bis 1755 war das Dreigiebelhaus Poststation der Kaiserlichen Reichspost.

„Johann Werner de Warth war Postverwalter, Amtsverwalter des Amtes Blankenberg und Schultheiß von Geistingen“, berichtet Gisela Rupprath, Hennefer Stadtarchivarin. „Im Dreigiebelhaus befand sich auch das herzoglich bergische Gericht des Amtes Blankenberg, als um 1700 die drei Landgerichte Geistingen, Neunkirchen und Eitorf zusammengelegt wurden.“

Unter Johann Werner de Warth sei es zudem Amtshaus gewesen. In all seinen Ämtern folgte ein Sohn, Ignatius Gottfried de Warth, seinem Vater von 1723 bis 1751. Die Stelle des Postverwalters übernahm laut der Stadtarchivarin Theodor Antonius Dalbender am 3. Dezember 1751. In dieser Eigenschaft ging er jedoch bald nach Köln und verkaufte den Warther Besitz an die Familie Bennauer. Später war das Dreigiebelhaus Rathaus und Gerichtsgebäude.

1997 wurde das Dreigiebelhaus unter Schutz gestellt

Weitere archivarische Aufzeichnungen fehlen, bis das Dreigiebelhaus 1997 wieder in den Akten erscheint: Am 13. Oktober wurde es unter Schutz gestellt. Seitdem ist das Haus ein Denkmal im Sinne des nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes. Die Untere Denkmalbehörde bei der Stadt Hennef beschreibt das Gebäude in jenem Jahr als „eine Aneinanderreihung von drei giebelständigen zweigeschossigen Fachwerkbauten mit unterschiedlicher Dachneigung“.

Damals war das Dreigiebelhaus rundum eternitverkleidet oder verputzt. Und, so wurde festgestellt, es war im 20. Jahrhundert verändert worden: An der Westseite sei es nach 1863 verkürzt worden, und auf der Südseite seien Verlängerungen erkennbar.„Eine umfangreiche Restaurierung hat es im Jahre 2010 gegeben“, weiß Rupprath. „Seitdem wird es als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.“ Da das Dreigiebelhaus unter Denkmalschutz steht, haben die Eigentümer „möglichst wenig verändert“, so Stefan Hagen.

„Wir haben keine beleuchtete Reklame oder Fassadenbeleuchtung angebracht.“ Und aus Rücksicht auf den Schutzstatus wurde auch der Schaukasten für die Restaurant-Speisekarte nicht an die Wand geschraubt, sondern vor dem Gebäude aufgestellt. „Im Inneren gab es einige Bauschäden, etwa an tragenden Stützen. Außerdem haben wir die Küche vergrößert und Technisches wie die sanitären Anlagen und den Tresen verändert“, sagt Hagen. All dies in Absprache mit der Unteren Denkmalbehörde.

Besonders glücklich ist Hagen mit dem Pächterpaar: „Die Familie Culo ist mit Herz dabei. Deswegen haben wir ihren Vertrag vor Kurzem bis 2038 verlängert.“ Der heutige Ruf des historischen Dreigiebelhauses auf kulinarischem Gebiet wird also noch lange erhalten bleiben.

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