Werft in Mondorf Niederkasseler Schiffbauer setzen auf Elektroschiffe

Niederkassel · Die Lux-Werft in Mondorf baut Fahrgastschiffe mit Elektromotor. Mit der „MS Innogy“ hat die Werft zudem gemeinsam mit RWE das erste Schiff in Deutschland gebaut, das mit einer Methanol-Brennstoffzelle angetrieben wird.

In der großen Werkshalle der Lux-Werft, Rheinkilometer 660 in Niederkassel-Mondorf, liegen Hämmern und Surren in der Luft. Die Hälfte eines großes Fahrgastschiffs füllt die Halle fast komplett aus. Ein Mitarbeiter arbeitet mit einer Flex am Führerhaus. Funken sprühen. In der kleineren, anliegenden Halle geht es dagegen ruhiger zu. Zwei Mitarbeiter geben einem acht Meter langem Schiff den letzten Feinschliff. „Bei der Probefahrt zum Mondorfer Hafen hat alles geklappt, nur an den Türen wird noch etwas geändert“, erklärt Elmar Miebach-Oedekoven, der das Familienunternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Rainer Miebach und seiner Cousine Petra Lux in dritter Generation führt. In Zukunft soll das kleine Fahrgastschiff auf dem Bleder See in Slowenien fahren und das mit einer Besonderheit: Der Antrieb ist komplett elektrisch.

Seit über 70 Jahren baut die Lux-Werft Fahrgastschiffe nach Kundenwunsch. „Wir bauen keine Serien. Alle unsere Schiffe sind Einzelstücke, gebaut nach den Vorstellungen unserer Kunden“, so Miebach-Oedekoven. Die rund 60 Mitarbeiter der Werft bauen je nach Größe drei bis fünf Schiffe pro Jahr. Immer häufiger werden auch Schiffe mit Elektromotoren angefragt. „Die Binnenschifffahrt hat durch die Abgase einen schlechten Ruf, daher fragen die Kunden nach nachhaltigeren Lösungen“, meint Miebach-Oedekoven. So transportiert das 30 Meter lange Schiff „St. Nikolaus“ seit dem letzten Jahr bis zu 250 Personen komplett elektrisch über den Rursee in der Eifel. Die Werft hat das Schiff mit Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet. Ähnliche Akkus kommen zum Beispiel auch in Elektroautos wie dem I 3 von BMW zum Einsatz. Mit einer Kapazität von 500 Kilowattstunden fährt das Schiff bis zu zwei Tage über den See. Im Winter, außerhalb der Schifffahrtssaison, nutzt der Netzbetreiber vor Ort den Akku zudem als Stromspeicher. Überschüssiger Strom wird gespeichert und bei Bedarf wieder in das Netz eingespeist. „Die 'St. Nikolaus' ist vermutlich das erste Schiff, das als Stromspeicher genutzt wird. Das ist sehr innovativ und nachhaltig“, meint der Geschäftsführer.

Mit der „MS Innogy“ hat die Werft zudem das erste Schiff in Deutschland gebaut, das mit einer Methanol-Brennstoffzelle angetrieben wird. Gemeinsam mit der RWE-Tochter Innogy hat die Lux-Werft ein Ausflugsschiff für den Baldeneysee in Essen gebaut. Eine Brennstoffzelle wandelt das nachhaltig erzeugte Methanol in elektrische Energie um und lädt damit zwei Akkus. Für die beiden Konzepte wurde das Unternehmen kürzlich auf der Fachmesse für Binnenschifffahrt „Shipping Technics Logistics“ mit dem „Innovationspreis für Binnenschifffahrt“ ausgezeichnet.

Nachhaltige Alternativen für Diesel-Antrieb

Der Elektroantrieb ist für die Werft jedoch nicht neu: Bereits 1968 verließ die „Carola“ und 1972 die „Ingrid“ das Gelände in Mondorf. Mit Blei-Akkus ausgestattet fahren die Schiffe noch immer auf dem Titisee.

Für die Fahrt auf dem Rhein eigne sich ein Elektroschiff jedoch nur bedingt. „Die 'St. Nikloaus' zum Beispiel hat eine Leistung von ungefähr 50 Kilowatt. Damit käme das Schiff nur langsam gegen den Strom des Flusses an. Das wäre zu gefährlich“, meint Miebach-Oedekoven. „Der Rhein ist manchmal wie eine Autobahn. Da muss man manövrierfähig bleiben“, ergänzt Hans-Peter Lux, der das Unternehmen in zweiter Generation geleitet hat. Auf Flüssen müsse man noch immer auf einen Diesel-Antrieb zurückgreifen. Aber auch hier gebe es nachhaltige Alternativen. Zum einen können ältere Schiffe auf abgasarme Motoren umgerüstet werden. „Diese sind vergleichbar mit Lkw-Motoren“, erklärt Elmar Miebach-Oedekoven. Zum anderen gebe es mit „Gas to liquid“, kurz GTL, einen neuen umweltschonenden Kraftstoff. Trotz aller Umwelt- und der Wartungsfreundlichkeit sei ein Dieselschiff aber immer noch effizienter, sagen Miebach-Oedekoven und Lux. „Die Batterien sind in der Anschaffung einfach zu teuer. Das müsste mehr gefördert werden“.

Im Büro mit Blick auf den Rhein geht es bereits an die Planung für kommende Projekte. Im nächsten Monat soll mit dem Bau der „D'Fischerin II“ für den Staffelsee begonnen werden. Auf dem Dach sind Solarzellen vorgesehen, die zusätzlichen Strom für den Elektroantrieb liefern sollen.

Die Lux-Werft wurde kurz nach Kriegsende im Jahr 1945 vom Großvater der heutigen Geschäftsführung, Johann Lux, in Mondorf gegründet. Zunächst baute das Unternehmen kleinere Beiboote für die Binnenschifffahrt, die auch heute noch unter dem Namen „Lux-Nachen“ bekannt sind. Heute hat sich die Werft auf die Anfertigung, Reparatur und Wartung von Fahrgastschiffen spezialisiert.

Weitere Informationen gibt es auf www.lux-werft.de.

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