Vor der Premiere „Oscar Wildes Witz ist einzigartig“

Bonn · Das Euro Theater Central in Bonn bringt ab Donnerstag „The Importance Of Being Ernest" von Oscar Wilde auf die Bühne.

Gefordertes Ensembles: Cecily (Lili Koehler), Algernon (Quatis Tarkington) und Jack (Ryan Wichert).

Gefordertes Ensembles: Cecily (Lili Koehler), Algernon (Quatis Tarkington) und Jack (Ryan Wichert).

Foto: Thomas Kölsch

Seit seiner Gründung vor beinahe 48 Jahren hat das Euro Theater Central einen internationalen Ansatz gepflegt und zahlreiche Produktionen in verschiedenen Sprachen präsentiert – doch ausgerechnet englische Stücke sind in all der Zeit nur als Gastspiele im Mauspfad zu sehen gewesen. Das will das Team um Intendantin Ulrike Fischer nun ändern und steckt daher derzeit mitten in den Proben für Oscar Wildes Komödie „The Importance Of Being Earnest“, die schon allein wegen des Wortspiels im Titel („Earnest“ bedeutet „aufrichtig“ und klingt genauso wie der Männername Ernest; die deutsche Übersetzung „Ernst“ ist dagegen sinnentstellend) eine Aufführung im Original geradezu verlangt. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart nun eine auf der einen Seite gewohnt formstrenge und auf der anderen Seite überaus amüsante Produktion, die dem Ensemble einiges abverlangt.

Wie viele andere Wilde-Stücke parodiert auch „The Importance of Being Earnest“ in satirischer Form die Wertvorstellungen des viktorianischen Londons: Die beiden Lebemänner Jack und Algernon geben sich beide als „Ernest“ aus, um sich mit ihren jeweiligen Herzensdamen zu verloben – sowohl Cecily als auch Gwendolen sehen diesen Namen als Ideal und einzigen Maßstab für eine Vermählung an. Natürlich bleiben kuriose Verwicklungen nicht aus, als die mangelnde Aufrichtigkeit der Gentlemen zum Vorschein kommt und zudem Jacks gesellschaftlicher Status in Frage gestellt wird. „Das Interessante daran ist, dass der Humor auch nach mehr als 120 Jahren noch funktioniert“, betont Regisseurin Marianne de Pury.

„Wildes Witz ist einzigartig, vor allem wenn er mit Konventionen und Erwartungen spielt und erst einmal alle Dialoge auf den Kopf stellt.“ Schon aus diesem Grund lässt sie lieber den Text für sich sprechen, statt ihn mühsam mit anderen Quellen zu verknüpfen, und setzt auf eine weitgehend klassische Inszenierung mit nur einigen ungewöhnlichen Modifizierungen. „Mindestens 90 Prozent sind unverändert“, bestätigt sie, während gleichzeitig Tony Dunham als Lady Bracknell die Qualitäten von Jack und Algernon unter die Lupe nimmt. Crossdressing? Wirklich? „Ja. Das funktioniert hervorragend“, sagt de Pury lachend.

„Wir haben ein tolles Ensemble zusammengestellt, bei dem wir Wert darauf gelegt, dass alle Akteure Englisch auf Muttersprachler-Niveau beherrschen“, betont Fischer in diesem Zusammenhang. „Deshalb war es für uns auch zunächst ein Schock, als der ursprünglich als Jack besetzte Tim Bettermann uns kurzfristig absagen musste. Zum Glück haben wir mit Ryan Wichert einen hervorragenden Ersatz gefunden.“

Neben ihm und Dunham tummeln sich noch Claudia Dalchow, Lili Koehler und Quatis Tarkington auf der Drehscheibe, die das Euro Theater wie durch Zauberei in ihre Wohnzimmerbühne integriert hat und damit einmal mehr die Grenzen des beengten Raumes sprengt. Dort kann der Beziehungs-Wahnsinn seinen Lauf nehmen. Jetzt muss die Inszenierung mit ihrem charmanten Humor nur noch beim Publikum ankommen. „Da habe ich keine Sorgen“, betont de Pury. „Ich weiß, das Stück wird funktionieren.“

Termine: 7./8. Dezember 20 Uhr, 10. Dezember, 18 Uhr. Weitere Termine in Vorbereitung. Karten unter (0228) 65 29 51.

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