"Jenke-Experiment" - Medienaufsicht ermittelt Ein RTL-Reporter im Drogenrausch

Jenke von Wilmsdorff mag Diskussionen um seine Sendungen. Auch sein neuester Selbsterfahrungstrip sorgt für Gesprächsstoff. Zum zweiten Mal testete der RTL-Reporter im TV die Wirkung von Drogen an sich selbst und scheut dabei auch nicht mögliche Konflikte mit der Justiz.

 Der Journalist und Schauspieler Jenke von Wilmsdorff.

Der Journalist und Schauspieler Jenke von Wilmsdorff.

Foto: RTL / Jürgen Schulzki

Ecstasy, LSD, Ritalin, K.o.-Tropfen und Speed – RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff lasst für sein neuestes TV-Experiment wirklich nichts aus. Die Folgen sind irgendwie verstörend: Der Reporter weint vor laufender Kamera, fühlt sich verfolgt, jammert. Mit dem extremen TV-Experimenten will von Wilmsdorff - so formuliert es der Kölner Sender RTL - "journalistisch ungewöhnliche Perspektive einnehmen, um gesellschaftlich relevanten Reizthemen im wahrsten Sinne auf den Grund zu gehen."

Für Reporter von Wilmsdorff, der in Selbstversuchen bereits über Themen wie Leben mit Behinderung, Altern, Tod oder Alkohol behandelte, war dies nach März 2014 die zweite Auseinandersetzung mit Drogen - und das völlig gesetzeskonform, wie RTL meint. Bei den benutzten Drogen habe es sich um sogenannte „legal highs“ gehandelt. „Die Stoffe können in Deutschland legal gekauft werden, da sie nicht in den Anlagen des Betäubungsmittelgesetzes aufgeführt sind“, zitiert RTL seinen beratenden Forensischen Toxikologen des Universitätsklinikum Freiburg, Volker Auwärter.

„Durch die professionelle Begleitung war das Risiko überschaubar und kontrollierbar“, meinte Auwärter weiter. Die Dosierung sei mit ihm besprochen und in einem Bereich gehalten geworden, der zwar zu einer Wirkung führe, aber keine Vergiftung verursache. „Bei den Experimenten war immer ein ausgebildeter Rettungssanitäter anwesend.“

Ganz so harmlos sieht den Selbstversuch des RTL-Reporters die deutsche Medienaufsicht dagegen offenbar nicht - und hat sich nun in den Fall eingeschaltet: "Wir prüfen, ob es einen Anfangsverdacht gibt, dass die Ausstrahlung jugendgefährdend gewesen ist", so eine Sprecherin der für den Kölner Sender zuständigen Niedersächsischen Landesmedienanstalt in Hannover.

Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage, sobald der Anfangsverdacht einer Straftat vorliege, sei man von Amtswegen verpflichtet, aktiv zu werden. Erstmal müsse aber geprüft werden, was in der Sendung am Montag passiert sei.

Bei RTL sieht man das TV-Experiment freilich ganz anders: "Wir dokumentieren das Thema, anstatt es zu tabuisieren", sagte eine RTL-Sprecherin. "Drogenkonsum wird nicht verherrlicht, sondern eingeordnet, um vor den zerstörerischen Konsequenzen zu warnen." Der 50-jährige RTL-Reporter hatte in einer Reportage Drogen genommen, um ihre Wirkung zu testen.

Jenke von Wilmsdorff selbst sagte, dass dieses Experiment auch im Team heiß diskutiert worden sein: "Bei dem Thema Drogen war uns natürlich schon klar, das wird jetzt unter Umständen wieder eine Welle geben, weil man sich dann fragt, jetzt hat er das Alkohol-Experiment gemacht, jetzt hat er das Cannabis-Experiment gemacht, warum muss er jetzt diese anderen Drogen auch noch ausprobieren?", so der 1965 in Bonn Geborene. Die Gefahr, dass sein Experiment zum Nachahmen ermutige, sieht er kritisch: "Das Risiko gibt es natürlich immer, wenn man im Fernsehen was zeigt."

Im Netz wurde am Montagabend recht rege diskutiert. Viele Twitterer zeigten ihre Anerkennung, kritisierten aber auch unter anderem: „Ich weiß noch nicht, wie unglaublich respektlos gegen über dem Leben ich diese Sendung finden soll.“ Oder: „Warte schon gespannt auf das Experiment, in dem er sich mit diversen Geschlechtskrankheiten anstecken lässt. Entertainment ist alles!“ Beim Sender gingen 15 E-Mails ein, überwiegend positiv, hieß es. Zwei Zuschauer beschwerten sich über den Beitrag. Immerhin stimmte für RTL die Einschaltquote: 3,88 Millionen Zuschauer guckten zu. Beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren lag der Marktanteil bei knapp 25 Prozent.

(Mit Material von dpa)

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