Kommentar zur IW-Studie Land gegen Stadt

Meinung · Die aktuelle Debatte über den Wohnungsmangel zeigt das Auseinanderdriften der Regionen in Deutschland. Es fehlen in der Tat Wohnungen, aber eben nur in den größeren und großen Städten, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

 Ein Traktor pflügt in der Abendsonne einen Acker eines Biohofes in der Nähe von Schwerin. Foto: dpa

Ein Traktor pflügt in der Abendsonne einen Acker eines Biohofes in der Nähe von Schwerin. Foto: dpa

Foto: picture alliance/dpa

In ländlichen Regionen sieht es dagegen ganz anders aus. Die Bevölkerung schrumpft, Häuser sind nicht mehr zu verkaufen, öffentliche Infrastruktur ist viel zu teuer, um sie für ein paar Einwohner noch zu erhalten. Junge Menschen wandern ab. Man muss die Beispiele für diesen Trend gar nicht so weit entfernt suchen. Schon jenseits der Landesgrenze im Kreis Ahrweiler gibt es diese Tendenz.

Wer soll jetzt Unterstützung bekommen? Die Stadt, der es eigentlich gut geht, die aber Wohnungen braucht, Kitas, Bahnlinien, Straßen und Schulen? Oder lieber der ländliche Raum, der in Teilen Ostdeutschlands vor der Verödung steht? Auf dem Land verfällt, was in der Stadt teuer neu geschaffen werden muss.

Das ist keine der üblichen Verteilungsdebatten mehr, sondern hier geht es inzwischen um eine zentrale Frage des staatlichen Handelns. Wie viel ländlichen Raum will sich die Bundesrepublik in Zukunft noch leisten? Ohne Strukturpolitik wird es nicht gehen. Wenn nur noch alte Menschen in den Dörfern und Kleinstädten leben, siedeln sich auch keine jungen Ärzte, Apotheker, Pfarrer oder Lehrer mehr an. Die Abwärtsentwicklung wird dann nicht mehr zu stoppen sein.

Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis gehören zu den Gewinnern der Entwicklung und müssen das Wachstum bewältigen. Verglichen mit dem ländlichen Raum ist das beinahe ein Luxusproblem.

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