Böller nach Neujahr Klausur der CSU-Landesgruppe beginnt

Kloster Seeon · Die CSU stellt sich bei der Klausur in Kloster Seeon auf die Zeit mit ihrem neuen Vorsitzenden Markus Söder ein. Noch-Parteichef Horst Seehofer wird ein letztes Mal zu seinen "Berlinern" sprechen.

 Im Kloster Seeon trifft sich die CSU-Landesgruppe ab Donnerstag zu ihrer Winterklausur.

Im Kloster Seeon trifft sich die CSU-Landesgruppe ab Donnerstag zu ihrer Winterklausur.

Foto: picture alliance/dpa

Raus aus dem nervösen Hauptstadtbetrieb. Rein ins Kloster. Türen zu. Drei Tage Klausur. Nachdenken. Kraft tanken. Alexander Dobrindt genießt den Ort. Hinter wirklich sehr dicken Mauern versammelt der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag ab diesem Donnerstag die 45 Abgeordneten wieder zum Jahresauftakt. Die CSU tagt damit bereits zum dritten Mal im oberbayerischen Kloster Seeon – seit ihrem erzwungenen Wegzug aus dem traditionsreichen Wildbad Kreuth, wo die Eigentümerin, Helene Herzogin in Bayern, mit hohen Pachtvorstellungen die Christsozialen aus dem Tal der Tegernseer vertrieb. Seither ruht in Wildbad Kreuth jeglicher Betrieb und Kloster Seeon am nahen Chiemsee ist die neue Denkfabrik der CSU zum Jahresbeginn.

Meistens schickt die CSU von ihrer Winterklausur auch einige Böller ins neue Jahr. Dieses Mal könnte es heißen: Vorsicht, die große Schwester kommt! Denn mit Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich für Samstag die neue CDU-Vorsitzende bei der CSU-Schwesterpartei im Voralpenland angesagt. Doch anders als noch 2016, als die damalige CDU-Chefin Angela Merkel bei Wind und Wetter im tief verschneiten Wildbad Kreuth abends mit dem Hubschrauber zur Flüchtlings-Krisenklausur einschwebte, stehen dieses Mal die Zeichen auf Frieden und Versöhnung. Union eben.

Es geht um Zukunftsthemen

Für eine bessere gemeinsame Zukunft will Kramp-Karrenbauer dem Vernehmen nach gleich zwei Tage im Kloster Seeon bleiben, wo die CSU über Zukunftsthemen wie eine flächendeckende Mobilfunkversorgung in Deutschland, Künstliche Intelligenz und ein Programm für Gründer und Investoren („Talents for Germany“) beraten will. Einen Neujahrsgruß alter Schule hat sie auch schon abgesetzt und verlangt wieder mal eine Verschärfung des Asylrechts. Der Staat soll straffällige Flüchtlinge „während, spätestens jedoch unmittelbar nach ihrer Haftzeit konsequent abschieben, nach dem klaren Grundsatz: vom Gefängnistor direkt zum Abfluggate“, heißt es in einem Papier für die Klausur.

In nur zwölf Monaten hat sich auch für die CSU viel verändert. Noch vor einem Jahr stand die CSU-Winterklausur unter den Vorzeichen einer völlig unsicheren Regierungsbildung im Bund. Jamaika war gerade geplatzt, der potenzielle Koalitionspartner SPD musste erst noch ein Mitgliedervotum und einen Sonderparteitag zum Wiedereinstieg in die große Koalition überstehen. Horst Seehofer war in den ersten Januar-Tagen noch CSU-Vorsitzender und bayerischer Ministerpräsident. Die CDU-Vorsitzende hieß noch Angela Merkel. Bei den Sozialdemokraten hatte noch Martin Schulz als Parteichef das Sagen. Und jetzt: Seehofer ist noch CSU-Chef. Und in dieser Funktion ein letztes Mal will Seehofer zu seinen „Berlinern“ sprechen. Er hat sein Kommen für Tag eins der Klausur angesagt, ebenso sein designierter Nachfolger Markus Söder, der in 16 Tagen bei einem Sonderparteitag zu Seehofers Nachfolger gewählt werden soll. Söder hätte dann in Doppelfunktion als Ministerpräsident und Parteichef die Macht im Freistaat wieder in einer Person vereint.

Vor einem Jahr ging es noch um eine "konservative Revolution"

Vor einem Jahr noch beschwor Dobrindt eine konservative Revolution. 50 Jahre nach 1968 sei es Zeit für eine neue Bürgerlichkeit, einen bürgerlichen Aufbruch im Lande, startete der CSU-Landesgruppenchef ebenso fulminant wie kritisiert ins neue Jahr. Zwölf Monate später freundet sich Dobrindt damit an, dass die CDU weiter von einer Frau geführt wird. Der CSU-Landesgruppenchef sagt: „Ich habe ein exzellentes Verhältnis zu Annegret Kramp-Karrenbauer.“ AKK betone die drei großen Wurzeln der Unionsparteien: christlich-sozial, liberal und bürgerlich-konservativ. Er glaube, die neue CDU-Vorsitzende wisse, dass derzeit die konservative Wurzel gut gegossen werden müsse. So will es die CSU nach dem Verlust ihrer absoluten Mehrheit bei der Landtagswahl im Oktober auch jetzt wieder bei ihrer Klausur halten und von Kloster Seeon einige Böller nach Berlin schicken.

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