Nach Thomas-Cook-Pleite Tourismusbranche auf Mallorca droht Millionenverlust

Madrid · Die Tourismusbetriebe auf der spanischen Ferieninsel Mallorca befürchten durch die Pleite des Reiseunternehmens Thomas Cook Millionenverluste. Die Chefin des mallorquinischen Hotelverbandes, María Frontera, fordert vom spanischen Staat Hilfen für Inselunternehmen.

 Touristen sonnen sich am Strand von El Arenal auf der Balearen-Insel Mallorca. (Symbolfoto)

Touristen sonnen sich am Strand von El Arenal auf der Balearen-Insel Mallorca. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Clara Margais

Nach der Pleite des britischen Reiseriesen Thomas Cook schlagen die Hoteliers auf der spanischen Ferieninsel Mallorca Alarm. Sie fürchten nach dem Zusammenbruch des Konzerns Millionenverluste, die viele lokale Tourismusbetriebe in den Ruin treiben könnte. Die Chefin des mallorquinischen Hotelverbandes FEHM, María Frontera, warnte: Der Bankrott des zweitwichtigsten Reiseveranstalters auf der Insel sei eine "beispiellose Situation". Sie forderte vom spanischen Staat Hilfen für jene Inselunternehmen, die im Strudel der Thomas-Cook-Pleite unterzugehen drohen.

Schätzungen zufolge brachte Thomas Cook im vergangenen Jahr rund eine Million Pauschalurlauber auf Mallorca und auf die balearischen Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Fuerteventura. Das ist zwar noch ein vergleichsweise kleiner Anteil der insgesamt 16 Millionen Urlauber, die 2018 auf die Balearen kamen. Doch etliche Hotels waren so eng mit Thomas Cook verbunden, dass sich der Wegfall der Cook-Kunden und der hinterlassene Schuldenberg existenzbedrohend auswirken könnte. Nach ganz Spanien transportierte das Unternehmen in 2018 knapp vier Millionen Pauschaltouristen - also etwa fünf Prozent der im vergangenen Jahr gezählten 83 Millionen ausländischen Feriengäste. Nach Angaben des Branchenverbandes Exceltur schuldet Thomas Cook allein in Spanien Hotels und Tourismusbetrieben rund 200 Millionen Euro.

Der Konzern war nach TUI der zweitgrößte Reiseveranstalter auf Mallorca. Nach der Anfang der Woche verkündeten Einstellung der Geschäfte wurden alle von Thomas Cook reservierten Hotelbetten auf der Insel storniert. "Das Loch, das Thomas Cook in der Reisebranche hinterlässt, wird nicht einfach zu füllen sein", sagte Jordo Mora, Vorsitzender des mallorquinischen Unternehmerverbandes Pimem. Mora erklärte, dass die Zahlungsunfähigkeit des britischen Urlaubsgiganten nicht nur die Hotels, sondern auch viele Restaurants, Mietwagenunternehmen, lokale Tourveranstalter und den Einzelhandel hart treffe. Es wurde erwartet, dass etliche Hotels, die bisher mit Thomas Cook zusammenarbeiteten, nun ihre Preise senken, um Tausende von leeren Betten schnellstens anderweitig zu verkaufen.

Mallorca-Reisenden könnten also in den kommenden Wochen günstige Schnäppchen winken. Doch nicht alle betroffenen Hoteliers hoffen offenbar auf rettende Last-Minute-Buchungen: Einige Übernachtungsbetriebe kündigten wegen der Cook-Krise an, dass sie dieses Jahr bereits Ende September, also deutlich früher als normal, in die Winterpause gehen wollten. Von November bis Februar schließen traditionell die meisten Herbergen auf der Insel, weil es in der kühleren Jahreszeit nur wenige Feriengäste auf der Insel gibt.

Die Mallorca Zeitung berichtete über mehrere Fälle, in denen deutsche Thomas-Cook-Kunden, die gerade erst auf der Insel angekommen waren, gleich nach der Ankunft Ärger mit der Hoteldirektion bekamen: "Es hieß, nur wenn wir 50 Euro am Tag zahlen würden, könnten wir bleiben", berichteten zwei junge Urlauber.Sie zahlten dann auch erst einmal für eine Nacht. Doch am nächsten Morgen beschlossen sie dann verärgert, wieder nach Hause zu fliegen - die Flugtickets mussten sie zunächst aus eigener Tasche bezahlen.

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