Regen reicht noch nicht aus Natur und Wälder in NRW weiter zu trocken

Essen · Viele Menschen haben vom Regen der vergangenen Wochen zwar schon wieder genug. Doch die Natur lechzt weiter nach Wasser, Böden und Grundwasser sind längst noch nicht aufgefüllt. Immerhin gibt es wieder Pilze.

 Symbolfoto.

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Foto: ZB/Soeren Stache

Der Regen der vergangenen Wochen hat der Natur in Nordrhein-Westfalen Erholung gebracht - von einem Ende der tiefreichenden Trockenheit im Boden kann aber noch lange keine Rede sein. Nach Angaben des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) reichte etwa die Regenmenge von September mit unterdurchschnittlichen 62 Litern pro Quadratmeter nicht annähernd aus, um dem niedrigen Grundwasserspiegel zu helfen. „Dazu müsste es bis Februar täglich durchregnen“, sagte Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia.

Die Feuchtigkeit habe zwar in der Natur sichtbare Veränderungen gebracht: Vielerorts sprießen wieder Pilze. Vor vier Wochen noch hatten Pilzexperten ein schlechtes Erntejahr - das zweite in Folge - befürchtet. Jetzt seien viele Wiesen voller Champignons und Egerlingsschirmlinge, sagte die Warburger Pilzsachverständige Nannette Sicke-Hemkes. Aus Wäldern im Süden des Landes hätten Wanderer teils größere Vorkommen an Steinpilzen und Maronenröhrlingen gemeldet.

Das kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es derzeit in NRW ein Regendefizit von 284 Litern je Quadratmeter gibt. Experten drücken die Mengen auch in Millimetern aus. Die Gesamtmenge an Niederschlägen in einem durchschnittlichen Jahr beträgt demnach 840 Millimeter. „Das aufzuholen, schaffen wir dieses Jahr sicherlich nicht mehr“, so Kaiser de Garcia. Viel vom Regen gelange zudem wegen großer Versiegelungsflächen in die Kanalisation oder Gewässer und komme gar nicht in den tiefen Bodenschichten an.

Aber wenn es wirklich so wenig geregnet hat - warum empfinden viele Menschen das ganz anders und beklagen sich über nass-kaltes Herbstwetter? „Diese Menschen haben auch über die Hitze geklagt. Vielen Menschen ist die Naturnähe abhandengekommen“, sagte der Berliner Biopsychologe Professor Peter Walschburger. Es falle ihnen schwer, sich Wetterreizen auszusetzen, das Wetter einfach zu akzeptieren und mit den jahreszeitlichen Rhythmen zu leben.

Ständig angenehme Verhältnisse sehe die Natur nicht vor. Die Menschen würden sich aber mit wechselnden Wetterlagen schwertun, so der Experte. „Wir sind schon lange keine naturnahe Gesellschaft mehr.“ Dabei habe schlechtes Wetter in Wahrheit viel Gutes: „Es wirkt vitalisierend. Wir profitieren davon.“

Wenngleich es also gefühlt für viele genug geregnet hat, Natur und Wälder brauchen dringend weiter und mehr Wasser. „Der Regen der letzten zwei Wochen hat dem Wald zwar gut getan, aber er ist dadurch nicht gerettet“, sagte auch Nadine Neuburg von Wald und Holz NRW. Selbst Regen über mehrere Wochen könne die Schäden durch Stürme, Hitze und Borkenkäfer nicht ausgleichen. „Die Bäume können sich nur stärken und erholen, wenn das Wasser tief in den Boden vordringt und dort gespeichert werden kann.

(dpa)
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