Turn-Weltmeisterschaft Dauser krönt Comeback: WM-Finale - Oberschenkel war "Lappen"

Doha · Lukas Dauser hat das bisher schwierigste Jahr seiner Turn-Karriere hinter sich. Ein "XXL-Kreuzbandriss" verhinderte über 16 Monate Wettkämpfe. Bei der WM in Doha ist er wieder da und will versuchen, im Finale am Barren den Tipp von Fabian Hambüchen umzusetzen.

 Hat das bisher schwierigste Jahr seiner Karriere hinter sich: Lukas Dauser.

Hat das bisher schwierigste Jahr seiner Karriere hinter sich: Lukas Dauser.

Foto: Ulrik Pedersen/CSM via ZUMA Wire

Vor reichlich einem Jahr stand die Turn-Karriere von Lukas Dauser auf der Kippe.

"Ich erinnere mich noch genau an den Tag vor der ersten OP, als der Arzt meine Freundin und meinen Papa zu sich ins Zimmer rief", erzählte der Vize-Europameister von 2017 vor dem WM-Finale am Barren am Samstag in Doha. "Der Arzt teilte uns damals mit, dass es sich um die XXL-Variante eines Kreuzbandrisses handele. Er wisse nicht, ob ich je wieder Sprung und Boden turnen kann." Weitere Bänder im Knie, vor allem der Außenmeniskus, waren im Ringe-Finale beim Deutschen Turnfest in Berlin gerissen. Der Schock saß tief.

Im Oktober 2017 folgte eine zweite Operation in München. "Acht Wochen habe ich dann das rechte Bein nicht mehr bewegen können. Danach war mein Oberschenkel nur noch ein Lappen. Keine Muskeln mehr, nur noch Haut und Knochen. Plötzlich hatte ich 8,5 Zentimeter weniger Umfang als am gesunden Bein", berichtete Dauser mit einem Stirnrunzeln.

Und ein Lächeln ging über sein Gesicht, als er erzählte, wie positiv sich alles seitdem gewandelt hat. "Jetzt ist der Unterschied nur noch ein halber Zentimeter." Großen Anteil daran hat der Berliner Gewichtheber-Trainer Eberhard Deutscher, der ein spezielles Aufbauprogramm für das lädierte Knie entwickelte.

Beim Trainingslager im März/April probierte Dauser in Südkorea erstmals wieder einen Salto. "Ein cooles Gefühl." Von da an ging es bergauf. Er gewann Mitte September sogar die erste Olympia-Qualifikation der Deutschen. Was sich aber 14 Tage später beim nationalen Titelkampf in Leipzig abspielte, kann er nicht nachvollziehen. "Alles ging schief, so etwas darf nicht passieren", bekannte er nach Rang 20 an einem ganz schwarzen Tag. Aber die Eltern und Freundin Viktoria bauten ihn wieder auf.

Cheftrainer Andreas Hirsch, der Dausers Potenzial seit Jahren kennt und entwickelt, nominierte dem BWL-Studenten mit Verzögerung und sieht sich durch die Qualifikation Dausers für die WM-Finals im Mehrkampf und am Barren bestätigt. Nachdem der aus Unterhaching stammende Wahlberliner mit Platz 24 nicht besonders gut im Sechskampf durchkam, gilt die Konzentration jetzt der Barren-Übung. "Ich werde aber kein Risiko eingehen. Meine Stärke ist die Ausführung. Damit muss ich ausgleichen, was die anderen mehr an Schwierigkeit zeigen", kündigte er an.

Fabian Hambüchen, der ihn seit Jahren in Marketingfragen berät, empfiehlt ihm, in seinem ersten WM-Gerätefinale auf Angriff zu gehen. "Da gilt nur: volles Rohr", meinte der Wetzlarer Reck-Olympiasieger. "Er braucht sich nicht verstecken und kann die Großen ruhig ein bisschen ärgern."

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