Causa Özil DFB-Präsident Grindel weist Rassismus-Vorwürfe zurück

Frankfurt/Main · DFB-Präsident Reinhard Grindel hat vier Tage nach dem Rücktritt von Nationalspieler Mesut Özil und dessen Rassismus-Vorwürfen gegen den Verband und ihn das Schweigen gebrochen. In einer schriftlichen Erklärung weist er die Anschuldigungen zurück.

 Hat der harschen Kritik von Mesut Özil widersprochen: DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Hat der harschen Kritik von Mesut Özil widersprochen: DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Foto: Boris Roessler

DFB-Präsident Reinhard Grindel hat in der Affäre um den Rücktritt von Nationalspieler Mesut Özil Fehler eingeräumt, sich aber entschieden gegen dessen Rassismus-Vorwürfe zur Wehr gesetzt.

"Für den Verband und auch für mich persönlich weise ich dies entschieden zurück", hieß es in seiner ersten persönlichen Erklärung. Vier Tage hatte er seit Veröffentlichung der Abrechnung Özils mit dem Deutschen Fußball-Bund geschwiegen.

Der 56 Jahre alte CDU-Politiker will nicht nur aus der Causa Özil die Konsequenzen ziehen, sondern nach dem Aus in der WM-Vorrunde die Nationalmannschaft wieder auf Vordermann bringen und vor allem die die EM 2024 ins Land holen. Vom Erfolg der Bewerbung, die durch Rassismus-Debatte auch überschattet wurde, dürfte auch Grindels weiteres Schicksal im DFB abhängen. Mitbewerber ist die Türkei.

"Die Werte des DFB sind auch meine Werte. Vielfalt, Solidarität, Antidiskriminierung und Integration, das alles sind Werte und Überzeugungen, die mir sehr am Herzen liegen", betonte Grindel in seiner Stellungnahme. Deshalb habe ihn die Özil-Kritik sehr getroffen. Der Profi vom FC Arsenal hatte am Sonntag erklärt: "Leute mit rassistisch diskriminierendem Hintergrund sollten nicht länger im größten Fußballverband der Welt arbeiten dürfen, der viele Spieler aus Familien verschiedener Herkunft hat."

Grindel bedauerte in Bezug auf die Affäre um die Fotos von Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, nicht klarer seinen Standpunkt vermittelt zu haben. "Rückblickend hätte ich als Präsident unmissverständlich sagen sollen, was für mich als Person und für uns alle als Verband selbstverständlich ist: Jegliche Form rassistischer Anfeindungen ist unerträglich, nicht hinnehmbar und nicht tolerierbar."

Die Rücktrittserklärung von Özil habe eine Debatte über Rassismus im Allgemeinen und die Integrationsfähigkeit des Fußballs im Besonderen ausgelöst. "Ich will mich als DFB-Präsident dieser Debatte nicht entziehen", betonte er. Auf Rücktrittsforderungen gegen ihn ging Grindel nicht explizit ein.

"Natürlich stelle auch ich mir die Frage, was ich in dieser Zeit hätte besser machen können", räumte Grindel ein. "Ich gebe offen zu, dass mich die persönliche Kritik getroffen hat." Özil hatte ihm auch "Inkompetenz und seine Unfähigkeit, seinen Job ordentlich zu erledigen" vorgeworfen.

Mit den Landesverbänden und dem DFB-Präsidium sei eine gemeinsame Linie festgelegt worden. Dazu gehöre, die Debatte zum Thema Integration zum Anlass nehmen, die Arbeit in diesem Bereich weiterzuentwickeln und zu fragen, wie man neue Impulse setzen könne.

Als Konsequenz aus dem enttäuschenden WM-Verlauf soll es "eine fundierte sportliche Analyse geben, aus der die richtigen Schlüsse gezogen werden, um wieder begeisternden, erfolgreichen Fußball zu spielen", kündigte Grindel an. Das sei Aufgabe der sportlichen Leitung. Das Ergebnis der Aufarbeitung der WM-Pleite, die "vieles infrage gestellt" habe, soll vor dem Spiel in der neuen Nations League am 6. September gegen Frankreich in München vorliegen.

Außerdem habe man "das große gemeinsame Ziel, den Zuschlag für die Ausrichtung der EM 2024 zu bekommen", sagte der DFB-Chef. Die Europäische Fußball-Union entscheidet schon im September über die EM-Vergabe. Grindel nutzte seine Erklärung deshalb schon Werbung für die deutsche Bewerbung. "Das Turnier kann eine neue Geschichte des Fußballs erzählen, Kinder in die Vereine bringen, Menschen noch enger zusammen bringen", meinte er mit Bezug auf die aktuelle Debatte. "Mit und ohne Migrationshintergrund. United by football."

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