Technik Antiviren-Apps für Android: Verzichtbare Helfer

Berlin · Wenn es um Sicherheit geht, haben Android-Geräte oft das Nachsehen gegenüber der Konkurrenz mit iOS-Betriebssystemen. Antiviren-Apps versprechen Besserung. Aber helfen sie wirklich? Und wie kann man Android-Smartphones wirksam schützen?

 Um Android-Smartphones vor Schäden zu schützen, gibt es zahlreiche Antiviren-Apps. Meistens sind sie aber nicht nötig - das Betriebssystem hat schon eingebaute Schutzmechanismen.

Um Android-Smartphones vor Schäden zu schützen, gibt es zahlreiche Antiviren-Apps. Meistens sind sie aber nicht nötig - das Betriebssystem hat schon eingebaute Schutzmechanismen.

Foto: Andrea Warnecke

Android ist ein offenes Haus. Im Gegensatz zu Apples iOS erlaubt die Plattform jedem, eigene Apps zu entwickeln und sie zu verbreiten - auch ohne sich der Prüfung des offiziellen Google Play Store zu stellen.

Was ein Segen für unabhängige Programmierer ist, kann für Anwender gefährlich werden. Denn auch Apps mit Spionage-Software oder Schädlingen an Bord können so auf das Handy gelangen. Schutz versprechen Antivirus-Apps. Aber schützen sie auch zuverlässig?

Die unabhängige IT-Sicherheitsfirma AV-Test hat im Januar die wichtigsten Schutz-Apps für Android unter die Lupe genommen. Ergebnis: Schutz bieten so gut wie alle. Nur zwei der getesteten Apps versagten beim Virenschutz: Lookout Antivirus & Security sowie AVG AntiVirus Free spürten deutlich weniger Bedrohungen auf, als die Konkurrenz. "Für welche Schutz-App Sie sich entscheiden, hängt eher von den zusätzlichen Funktionen oder vom Preis der App ab", sagt Andreas Marx von AV-Test. Kostenlose Apps - das ist eine weitere Erkenntnis des Tests - schützen genauso gut wie kostenpflichtige.

Die teureren Apps bieten aber darüber hinaus oft noch weitere Funktionen. Zum Beispiel sicheres Löschen von Daten oder eine Ortungsfunktion für ein verlorenes Smartphone. Dass das Testfeld bei der Schutzfunktion sehr nahe beieinander liegt, hängt mit der ähnlichen Funktionsweise der Schutz-Apps zusammen. Anders als Virenscanner auf dem PC, die jede Datei durchstöbern, können Apps nicht tief in das System blicken. Daher gleichen Antivirus-Apps lediglich alle Apps auf dem Smartphone mit einer Datenbank möglicher schädlicher Apps ab. Je aktueller die Datenbank, desto mehr Schutz bieten die Apps. "Uns sind derzeit etwa zehn Millionen schädliche Apps bekannt", verrät Marx. Im Vergleich zu den etwa 500 Millionen Viren für Windows sei das aber noch wenig.

Für die Kriminellen hinter solchen Apps sind besonders persönliche Daten interessant. Mit gestohlenen Accounts und Passwörtern verdienen sie ihr Geld. Die Spionage-Programme schleusen sie über manipulierte Apps auf das Smartphone. Besonders gefährlich sind daher Apps, die nicht aus dem offiziellen Google Play Store stammen. Diese werden im Netz zum Download angeboten - oft mit dem Versprechen, dass es sich dabei um geknackte Versionen von kostenpflichtigen Apps handelt. Tatsächlich stecken darin meist böse Überraschungen.

Gegen Schäden durch manipulierte Software am App Store vorbei gibt es aber noch einen anderen Schutz, wie Carsten Cordes vom Institut für Internet-Sicherheit an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen erklärt. "Viren und Malware verstecken sich bei Android in schädlichen Apps. Solange man die meidet und nur Apps von vertrauenswürdigen Quellen bezieht, setzt man sich auch keinem Risiko aus." Android erlaubt das Sperren solcher Installationen am App Store vorbei. Dazu einfach in den Einstellungen unter "Sicherheit" beim Punkt "Unbekannte Quellen" den Haken entfernen, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zwar rutschen auch bei den großen App Stores hin und wieder schädliche Apps durch die Kontrollen - das kann den Antivirus-Apps aber genauso passieren, wenn ihre Datenbanken nicht aktuell sind.

Da Google schon vorher prüft, arbeitet es ähnlich wie die Schutz-App. Wer also nicht deren erweiterte Funktionen nutzen will, sollte überlegen, ob er überhaupt eine Schutz-App braucht. "Jede dieser Apps beansprucht auch für sich erweiterte Rechte auf dem Gerät, also Zugriff auf persönliche Daten, Fotos oder Kontakte", sagt Cordes. "Da muss jeder überlegen, ob er das will."

Darüber hinaus hat er noch weitere Tipps für den sicheren Umgang mit Android und Smartphones im Allgemeinen parat. "Das WLAN sollte unterwegs abgeschaltet sein. Sonst wählt sich das Smartphone vielleicht von selbst in offene Netzwerke ein. Die könnten aber von Hackern extra zum Ködern ausgelegt worden sein, um den Datenverkehr umzuleiten und so an Zugangsdaten zu gelangen." Besondere Vorsicht gilt in öffentlichen WLAN-Hotspots, da nicht zu überprüfen ist, ob die Datenströme vielleicht umgeleitet werden. Online-Banking sollte daher besser daheim hinter einer wirksamen Firewall stattfinden. Darüber hinaus sollten Updates immer schnell installiert werden. Sie bringen meist nicht nur neue Funktionen, sondern stopfen auch Sicherheitslücken. Wer auf Updates verzichtet, um Speicherplatz oder Datenvolumen zu sparen, verzichtet auch auf seine Sicherheit.

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