Premiere an der Rheinoper in Düsseldorf Beifall für Rolando Villazóns "Don Pasquale"

Düsseldorf · Ovationen beim Schlussapplaus, Gedrängel bei der Premierenfeier im Smartphone-Gewitter: Die Rechnung des Rheinopern-Intendanten Christoph Meyer ist aufgegangen.

 Szene aus Rolando Villazóns Inszenierung von Donizettis „Don Pasquale“ an der Deutschen Oper in Düsseldorf.

Szene aus Rolando Villazóns Inszenierung von Donizettis „Don Pasquale“ an der Deutschen Oper in Düsseldorf.

Foto: dpa

Der mexikanische Startenor wird in der Landeshauptstadt als Regisseur gefeiert. Das Engagement von Rolando Villazón als Regisseur für Donizettis komische Oper „Don Pasquale“ sichert durch dessen Prominenz maximale Aufmerksamkeit und hohe Punktzahlen auf der Glamour-Skala.

Berühmt wurde Villazón als Tenor mit Starkstrom-Temperament und Samt-Timbre. Schnell wurde er vom Markt zum Superstar hochgejazzt, manche behaupten verheizt, denn bald bremsten ihn Stimmkrisen. Seine sprühende Kreativität war jedoch nicht aufzuhalten, und so moderiert er Talkshows, macht Werbung, gerade hat er seinen zweiten Roman „Lebenskünstler“ veröffentlicht, er zeichnet Cartoons und seit einigen Jahren wird er auch als Opernregisseur gebucht.

Mit Donizettis komischer Oper „Don Pasquale“ hat er sich erklärtermaßen zunächst etwas schwergetan. Denn er hält die Variante der alten Commedia dell’ Arte-Geschichte vom alten Geizkragen, der sich auf Freiersfüße begibt und nur mittels Intrigen zur Vernunft gebracht wird, in ihrer Moral für altbacken. Aber Roland Villazón ist kein Regisseur, der nach bösen Subtexten der Komödie wühlt. Villazón verlegt die Geschichte kurzerhand auf eine Meta-Ebene und stimmt einen Kunst-Diskurs an. Johannes Leiackers Bühne zeigt eine schicke Loft, durch deren Werkstatt-Fenster Sacré-Cœur und der Eiffelturm grüßen.

Auf Staffeleien sind Meisterwerke der Kunstgeschichte aufgebaut, denn der Hagestolz ist in Villazóns Lesart ein Kunstsammler alter Meister, der im Paris der 1970er Jahre unterwegs ist. Dort toben die Umwälzungen der Flower-Power-Zeit. Norina ist eine Künstlermuse, ihr Geliebter Ernesto ist Popart-Künstler, Hippies und Kiffer hängen herum, Gilbert & George performen, der Notar ist ein Hare-Krishna-Jünger und am Ende drapiert sich der Chor als geklonte Paare aus Mona Lisas und Andy Warhols. Das soll uns sagen, dass es vor allem um den Streit zwischen altertümlicher Moral und freier Liebe, und zugleich um den Streit zwischen alter und neuer Kunst geht.

Am Ende sind dann alle glücklich versöhnt, und der übel gefoppte Don macht der Diebin schöne Augen. Villazóns These ist schlicht, nicht unbedingt ergreifend, aber sie ermöglicht dem Regisseur eine Fülle von Anspielungen und Bildern mit hohem Wiedererkennungswert.

In der Personenführung setzt Villazón bewusst auf plakative Situationskomik und scheut auch den Klamauk nicht. Das Geschehen bleibt ständig auf Trab und die spürbar motivierten Sänger lassen sich gern auf Villazóns rasantes Tempo ein.

Nur Gutes ist von der musikalischen Seite des Abends zu vermelden: Nicholas Carter hat im Graben zwar anfangs noch mit ein paar Unschärfen zu kämpfen, aber die Sänger machen allesamt bella figura: Allen voran der große Lucio Gallo in der Titelrolle, der trotz Dauer-Intrigenbeschuss mit dezenter Komik seine Würde wahrt und mit herrlichem Parlando aufwartet, dicht gefolgt von Mario Cassi als Doktor Malatesta, der kurzfristig für den erkrankten Dmitri Vargin eingesprungen ist und sich stimmlich imponierend und darstellerisch souverän in die kleinteilige Inszenierung einfindet. Ioan Hoteas Tenor als Ernesto fällt dagegen etwas ab.

Der eigentliche Star des Abends aber ist einmal mehr die umwerfende Elena Sancho Pereg als freche Norina, deren Champagner-Sopran auch noch in den höchsten Lagen prickelt. Fazit: Ein unterhaltsamer, temporeicher Abend ohne Grübelfalten mit herausragenden Sängern.

Weitere Termine: 6., 10., 13., 19., 21., 26. und 28. Mai, 3. Juni.

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