Breakdance meets Bach

Die Kombination eines modernen Straßentanzstils wie Breakdance mit der Musik von Bach zu vereinen, kann leicht schief gehen. Nicht so bei den Red Bull Flying Bachs bei ihrer Europatour-Premiere in Bonn.

Breakdance meets Bach
Foto: Andreas Rentz

Bonn. "Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend" habe er "Das Wohltemperierte Klavier" komponiert. So schreibt Johann Sebastian Bach auf der Titelseite seines Werkes. Vermutlich würde es ihn freuen zu sehen, dass sich das lehrbegierige Team von "Red Bull Flying Bach" seine ersten zwölf Fugen und Präludien zu Nutzen gemacht hat, um moderne Tanzstile mit klassischer Musik zu verbinden und so etwas ganz Neues zu schaffen.

Die Kombination eines modernen Straßentanzstils wie Breakdance mit der Musik von Bach zu vereinen, kann leicht schief gehen. Doch bei der Premiere ihrer Europatour im Plenarsaal des World Conference Center Bonn wurden die Beteiligten des klassisch-modernen Abends euphorisch bejubelt. Immer passten die Schritte der Tänzer genau zur Musik. Die kam zum Teil von Christoph Hagel am Klavier, zum Teil von Sabina Chukurova am Cembalo, ergänzt durch elektronisch überarbeiteten Bachklängen aus der Konserve.

Die gebotenen Tänze können wohl mit Recht als artistische Meisterleistungen bezeichnet werden. Besonders während der elektronisch veränderten Passagen zeigten die Tänzer atemberaubende Powermoves. Immer wieder kam es zu spontanem Applaus während der laufenden Nummern.

Die Idee, Breakdance auf eines von Bachs bekannteste Werke zu tanzen, kam dem Pianisten, Opernregisseur und Dirigenten Christoph Hagel, nachdem er die "Flying Steps" kennenlernte, die schon länger den Wunsch hegten, einmal auf klassische Musik zu tanzen. Er sei auf dieses spezielle Stück gekommen "weil sie so scharf, so konkret, so cool tanzen können, wie Bach Stimmen gegeneinander setzt".

Die Geschichte, die die Tänzer erzählen, ist recht simpel gehalten. Es beginnt mit einer Gruppe von Tänzern - verkörpert von den vierfachen Breakdance-Weltmeistern "Flying Steps" - die versuchen, auf Fugen von Bach zu tanzen. Plötzlich taucht eine fremde Frau, gespielt von Yui Kawaguchi, mit einem fremden Tanzstil (Contemporary Dance) auf. Während sie versuchen, die fremde Tänzerin wieder loszuwerden, verliebt sich einer der Tänzer in die Fremde und beginnt sie zu umwerben. Mit der Zeit wird sie in der Gruppe akzeptiert und kann an ihren Tänzen teilhaben.

Nicht nur die Mischung von klassischer Musik und Straßenkunst, sondern auch die Begegnung der beiden Tänze Breakdance und Contemporary Dance fesselten das Publikum. Zunächst sind die Tanzstile noch klar voneinander getrennt. Während sich die Figuren näher kommen, nähern sich aber auch die Tänze an. Schritte, die für beide Stile funktionieren, werden gemeinsam getanzt, dann stehen sich Breakdance und Contemporary Dance wieder gegenüber. Ein doppeltes Spannungsfeld zwischen klassischer und moderner Kunst wie auch zwischen zwei Tanzstilen entsteht.

Da die Tänzer und Musiker ihr Programm im letzten Jahr schon mehrfach in Berlin aufführten - und dafür mit dem Echo Klassik Sonderpreis 2010 bedacht wurden - sitzen Choreografie, Tastengriffe und Abläufe perfekt.

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