Fields-Medaille Bonner Mathe-Professor mit hoher Auszeichnung geehrt

Rio de Janeiro/Bonn · Er versteht und erklärt mathematische Zusammenhänge so, dass andere nur staunen können: Der erst 30 Jahre alte Mathematik-Professor Peter Scholze gilt als Ausnahmetalent. Nun hat er die entsprechende Würdigung erhalten.

 Wenn es um Zahlen geht, macht niemand Peter Scholze etwas vor.

Wenn es um Zahlen geht, macht niemand Peter Scholze etwas vor.

Foto: Volker Lannert

Als zweiter Deutscher überhaupt ist der Bonner Mathematiker Peter Scholze mit einem der renommiertesten Preise seines Fachs, der Fields-Medaille, ausgezeichnet worden.

Das sei "schon eine herausragende Ehre", sagte der 30-jährige gebürtige Dresdner der Deutschen Presse-Agentur anlässlich der Verleihung beim Internationalen Mathematiker-Kongress am Mittwoch in Rio de Janeiro. Das Prestige der Fields-Medaille ist mit dem der Nobelpreise vergleichbar.

Die Internationale Mathematische Union verleiht die Medaille seit 1936 alle vier Jahre an bis zu vier herausragende Mathematiker unter 40 Jahren. Neben Scholze bekamen dieses Mal Akshay Venkatesh (Princeton University und Stanford University, USA), Alessio Figalli (ETH Zürich, Schweiz) und Caucher Birkar (Cambridge University, Großbritannien) die goldene Medaille, die mit einem Preisgeld von knapp 10 000 Euro (15 000 Kanadische Dollar) verbunden ist. Sie geht auf den Mathematiker John Charles Fields zurück. Zu den Preisträgern zählen Jean Pierre Sarre, der mit 27 Jahren der bisher jüngste Preisträger ist, und Maryam Mirzakhani, die als erste und bislang einzige Frau die Fields-Medaille gewann.

Was Scholze macht, ist für Laien schwer bis gar nicht verständlich. Er forscht zur sogenannten arithmetischen Geometrie und schafft Verbindungen zwischen verschiedenen Gebieten der Mathematik. Das hilft Fachleuten, Probleme in einem Bereich mit Ansätzen aus einem anderen zu lösen. Gewissermaßen blickt Scholze über den Tellerrand der einzelnen Disziplinen und verknüpft Lösungsansätze. Seine Forschung gilt als weltweit bahnbrechend und richtungsweisend.

Er selbst beschreibt das so: "Was mich interessiert, sind die ganzen Zahlen - also 1, 2, 3, 4, 5 und so weiter - und ihre Eigenschaften, also was für Gleichungen man damit lösen kann. Und diese ganz grundlegende Fragestellung benötigt abstrakte Methoden, die aus verschiedenen, überraschenden Bereichen der Mathematik kommen: aus der Geometrie, aus der Analysis. Eigentlich gibt es da aus allen Gebieten der Mathematik Querverbindungen."

Für seine Arbeit hat Scholze schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen, darunter den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Fermat-Preis der Universität Toulouse. Scholze ist Mitglied unter anderem der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Nach der schulischen Ausbildung in Ostberlin wechselte Scholze an die Bonner Universität. Dort schloss er das Studium schneller als vorgesehen ab und wurde mit 24 Jahren zum damals jüngsten Professor Deutschlands.

Scholzes Doktorvater Michael Rapoport sagt: "Er ist der bessere Mathematiker als ich, er hat tiefere Einblicke als ich, er hat den besseren Überblick." Wie die Studenten hole auch er selbst sich Rat bei Scholze. "Er ist inzwischen mein Lehrer."

Der einzige Deutsche, der bislang die Fields-Medaille bekam, ist Gerd Faltings. 1986 war das. Über Scholze sagt er: "Es ist erstaunlich, wie viele Sachen er macht und versteht. Dinge, wo ich lange für brauchen würde oder die mich nicht interessieren. Damit sticht er aus der Masse heraus." Scholze sei fleißiger als er und habe zu vielen Themen eine fundierte Meinung. "Er liefert eine neue Sicht auf die Dinge und setzt Spezialfälle in größeren Zusammenhang."

Ein weitere hochrangige Mathematik-Auszeichnung neben der Fields-Medaille ist der Abelpreis, der ohne Altersbeschränkung und jährlich verliehen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort