Nach Papst-Gespräch Der Fall Tebartz-van Elst könnte sich hinziehen

Julius Müller-Meiningen · Papst Franziskus und Erzbischof Zollitsch sprechen in Rom über eine halbe Stunde miteinander - auch über die Situation im Bistum Limburg. Zollitsch erklärt später, das Gespräch im Apostolischen Palast sei in "sachlich ruhiger Atmosphäre" verlaufen. Das Treffen habe ihn "gestärkt und ermutigt".

Der Bischof ist umzingelt. Drei Männer mit professionellen Fotoapparaten und großen Objektiven sitzen gelangweilt an dem Tisch einer Bar. Ihnen gegenüber liegt der Haupteingang zum Zentrum der deutschen Kirchengemeinde in Rom "Santa Maria dell'Anima".

Hier, in einem der Gästezimmer, ist seit Sonntag der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst untergekommen. Auch auf der anderen Seite des Gebäudes hat sich seit sieben Uhr morgens ein Pressefotograf postiert, um eine mögliche Flucht des Bischofs festzuhalten. Der Fotograf sitzt auf einem Stuhl direkt vor dem Hintereingang des Hauses mit der Hausnummer 64. Bislang hat den Bischof keiner erwischt, sagen seine Jäger.

Die Szenen im Zentrum Roms gleichen einer Jagd, die über ihr Ziel hinausschießt. Es geht hier um einen Bischof, dem schwere Vorwürfe gemacht werden. Er soll die Unwahrheit im Zusammenhang mit der Finanzierung seines über 30 Millionen Euro teuren Bischofssitzes in Rom gemacht haben. Außerdem beantragte die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl. Der 53-jährige Tebartz-van Elst wird einer eidesstattlichen Falschaussage beschuldigt. Aber es ist offensichtlich, dass da einer auf der Flucht ist. Vor den Fotografen, vor der Verantwortung und vielleicht auch vor sich selbst.

Doch alles deutet daraufhin, dass der abgetauchte Bischof um sein Amt kämpft. Tebartz-van Elst hat bislang dem Papst seinen Rücktritt nicht angeboten. Auch eine Audienz bei Franziskus, dem Papst, der "eine arme Kirche für die Armen" will, gab es nicht. Stattdessen ging der Bischof in die Offensive. Aus seinem Umfeld sollen ausgesuchten Medien Informationen zugespielt worden sein, aus denen hervorgehe, dass sowohl der Vatikan als auch die zuständigen Kontrollgremien im Bistum über die Kosten des Neubaus informiert gewesen seien. "Der Mann hat keine Chance mehr", hieß es bislang aus der Kurie. Aber er kämpft offenbar um seine Karriere.

Auch bei der Audienz, die Papst Franziskus dem Vorsitzenden der deutschen katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gewährt, geht es um Limburg. Franziskus und Zollitsch sprechen über eine halbe Stunde miteinander. Der Dolmetscher hat fast nichts zu tun, weil Franziskus des Deutschen mächtig ist. Zollitsch erklärt später, das Gespräch im Apostolischen Palast sei in "sachlich ruhiger Atmosphäre" verlaufen. Das Treffen habe ihn "gestärkt und ermutigt". Es sei darin um Themen der Bischofskonferenz, um die Situation in Limburg und auch um die "Frage der Armut" gegangen. Mehr Details will Zollitsch aber nicht verraten, da es sich um ein vertrauliches Gespräch handelte.

In einer Erklärung ist später zu lesen: "Ich bin zuversichtlich, dass alle Seiten an einer guten und baldigen Lösung interessiert sind, um die Lage im Bistum Limburg zu beruhigen und um einen Weg aus der schwierigen Situation zu finden." Immer deutlicher wird an diesem Donnerstag, dass der Fall Tebartz-van Elst nicht so gelöst werden wird, wie es sich die Mehrheit der Gläubigen wünscht. Nämlich schnell und mit einem Rücktritt oder einer Amtsenthebung des Bischofs. Eine von Zollitsch eingesetzte Prüfungskommission soll heute ihre Arbeit aufnehmen und Klarheit in die Finanzen des Bistums Limburg bringen. Das kann Wochen und vielleicht auch Monate dauern. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, kann Tebartz-van Elst so lange im Amt bleiben.

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