Kurz vor der Niedersachsen-Wahl SPD steckt im Umfragetief

Berlin · Sie springen ihm bei. Klar doch. Es ist kein guter Tag für die SPD. Und damit auch kein guter für Peer Steinbrück. Im Willy-Brandt-Haus legen Wahlkampfplaner die Stirn in Falten.

 Schulter an Schulter: Kanzlerkandidat Steinbrück, Fraktionschef Steinmeier.

Schulter an Schulter: Kanzlerkandidat Steinbrück, Fraktionschef Steinmeier.

Foto: dpa

Die SPD ist nach dem jüngsten Wahltrend des Meinungsforschungsinstitutes Forsa bei 23 Prozent angekommen. Jenem Wert also, bei dem die Traditionspartei, die in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag feiert, bei der Bundestagswahl 2009 eine Art politischen Totalschaden melden musste.

Und schon sehen sich führende SPD-Politiker gefordert, ihrem Kanzlerkandidaten beizustehen. Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann muss in der ersten Sitzungswoche des Jahres die Frage kontern, ob es denn sein könnte, dass Steinbrück im Falle einer SPD-Niederlage bei der niedersächsischen Landtagswahl am Tag danach Parteichef Sigmar Gabriel den Rückzug von seiner Kandidatur anbieten könnte?

Oppermann könnte jetzt antworten, dass ein solcher Schritt völlig ausgeschlossen sei. Damit wäre jede Spekulation vom Tisch. Doch er sagt: "Das ist eine hypothetische Frage." Würde er eine Antwort darauf geben, wäre auch diese hypothetisch. Der Fragesteller wiederum würde auf der Basis einer solchen Antwort einen hypothetischen Artikel verfassen. Alles Hypothese also. Vermutung. Theorie.

Tatsächlich sei es so, dass die SPD in Niedersachsen "Schulter an Schulter" für einen rot-grünen Wahlsieg kämpfe. Schulter an Schulter: Gabriel neben Steinbrück, SPD-Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier neben Spitzenkandidat Stephan Weil, Oppermann neben Generalsekretärin Andrea Nahles. Bis Samstagnachmittag werbe Steinbrück um Wählerstimmen.

"Wir setzen ihn voll ein", so Oppermann. Deswegen werde die SPD das Wahlergebnis, das Oppermann einen Satz später zum "Wahlsieg" erklärt, gleichfalls "gemeinsam verantworten". Was nichts anderes heißt: Der Ausgang der Wahl in Niedersachsen bedeutet auch den Sieg oder die Niederlage des Kanzlerkandidaten. Oppermann sagt dann noch: "Wir schicken ihn (Steinbrück) auf die Ochsentour. Jeder, der in der SPD etwas werden will, muss auf die Ochsentour." Und: "Er ist unser Kanzlerkandidat. Er bleibt unser Kanzlerkandidat. Er ist unser Zugpferd. Er füllt die Säle."

Auch Steinmeier macht am Tag der Veröffentlichung des 23-Prozent-Umfragewertes für die SPD im Bund (bei 43 Prozent für die Union) in Solidarität und Zuversicht. Die SPD habe mit Steinbrück "einen guten Kanzlerkandidaten". Es blieben noch acht Monate, um Merkel aus dem Sattel zu heben.

Bis dahin wird Steinbrück "nicht versteckt, sondern vorgezeigt", geht wiederum Oppermann in die Offensive. Vom Soloauftritt bis zum Wohnzimmergespräch werde alles geboten. Die Nachfrage nach diesen Gesprächen Steinbrücks mit Wählerinnen und Wählern ist demnach "gigantisch". Pech nur, das beim ersten Wohnzimmergespräch der Kandidat in Braunschweig bei der Familie einer Parteifreundin geklingelt hatte. Die eigentliche Idee, in Familien zu werben, die nicht schon Anhänger des Kandidaten seien, war damit ausgehebelt.

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