Kommentar zur Lebensmittelampel Brauchbarer Hinweis
Meinung | Berlin · Auf das Lamento der Industrie von einer Entmündigung der Verbraucher durch eine Ampelkennzeichnung sollte sich die Politik nicht länger einlullen lassen.
Ampelfarben auf Fertiggerichten sind weder eine Bevormundung der Verbraucher noch ein sinnloses Vorhaben ewiger Bedenkenträger. Sie wären lediglich ein brauchbarer Hinweis für Konsumenten, die normalerweise ohne groß nachzudenken zur Tiefkühlpizza oder der schnellen Currywurst für zu Hause greifen. Doch die auffällige Kennzeichnung regt zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten an und bessert es vermutlich auch.
Es klappt in einigen Großküchen ganz gut. Die Kunden dort sind eher dankbar für einen schnell erkennbaren Hinweis. Trotzdem bleiben „rote“ Jägerschnitzel oder „orangefarbene“ Pastakreationen nicht bei allen links liegen. Wer darauf Appetit hat, kann und soll auch zugreifen. Die Nahrungsmittelindustrie wittert zwar eine Diskriminierung vieler ihrer Produkte. Doch diese Sorge ist vorgeschoben.
Jahrzehntelang haben die Hersteller die Verbraucher an immer höhere Dosen an Zucker, Salz oder Fett gewöhnt. Das war zum Teil dem Wettbewerb geschuldet, weil die Kunden eben eher zu einem im Geschmack gefälligeren Gericht neigen. Die Unternehmen haben aber damit auch erst zum Problem Übergewicht beigetragen. Einige Hersteller wollen das Rad nun langsam zurückdrehen. Das ist löblich, aber genau genommen der Versuch, ein selbst gelegtes Feuer zu löschen.
Auf das Lamento der Industrie von einer Entmündigung der Verbraucher durch eine Ampelkennzeichnung sollte sich die Politik nicht länger einlullen lassen. Das Problem mit der Ampel hat die Industrie, nicht der Verbraucher, der hier im Zentrum der Überlegungen stehen sollte.
