Ahrweiler Synagoge Peter Martini zeigt Werke "Vom Klang der Farben"

AHRWEILER · Sie würden laut sein, wenn man sie wirklich hören könnte. Aber wohl hier und da wäre ihr Schall auch gedämpft. "Vom Klang der Farben" hat Peter Martini seine Ausstellung betitelt, die noch bis zum Dienstag in der ehemaligen Synagoge an der Ahrweiler Altenbaustraße geöffnet ist.

 Ausstellungseröffnung: Hans-Peter Herder mit Peter Martini (links).

Ausstellungseröffnung: Hans-Peter Herder mit Peter Martini (links).

Foto: Gausmann

Die Farben seiner Werke waren es denn auch, die bei der Vernissage vor den pastellig getünchten Synagogenwänden als erstes auffielen: leuchtendes Grün und Orange, vitales Gelb und Rot, Türkis und tiefes Violett arrangiert als einzelne Pinselstriche, größere Farbtupfer und dichte Farbwolken in vielen Schichten aufgetragen.

Der Bonner Maler formuliert abstrakt und zeigt bei dieser Schau fast ausschließlich Werke in Acryl auf Leinwand. Er grundiert stark, und er überdeckt. Er schafft sich seine Räume durch gemalte Rahmen oder durch weiße Schleier, die sich wie dichte Nebelschwaden über Formen und Farben legen und sie so zum "Verstummen" bringen respektive das, was unverhüllt bleibt, betonen oder dem, was verdeckt wird, etwas Geheimnisvolles verleihen.

Peter Martini ist experimentell orientiert. Jedes seiner Bilder spricht eine neue Sprache. "Offensichtlich möchte er nicht Gefangener eines Stils oder einer Masche werden. Das heißt, er hält sich offen, gibt seiner bildnerischen Neugier Raum und strebt immer wieder nach gestaltungsfähigen Entdeckungen", fand der Bonner Kunstfreund Hans-Gerd Herder, der zur Ausstellungseröffnung sprach. Er sah Martini in der Tradition des abstrakten Expressionismus und mehr noch der informellen Malerei, unter anderem mit ihrem Postulat der konsequenten Auflösung aller als Form fassbaren Bildelemente, der Abkehr von Formprinzipien und des Ausdrucks des schöpferischen Aufbruchs.

Farben laufen ineinander, Flächen überlagern sich, (grafische) Strukturen und leere, kubische Gebilde verlieren sich, verwischen oder schweben im Raum, Linien laufen ins Nichts. Die wenigsten Werke haben Titel. Wenn, dann beziehen sie sich meist auf Farben: "Blaue Stunde", "Grüne Bucht", "Gelöst aus Schwarz und Blau". Gegenständlich wird er nur selten: Wo eine Leiter aus dem vermeintlichen Himmel fällt, steht konsequenterweise "Jakobsleiter" daneben, und neben einer nachvollziehbaren Form findet sich der Vermerk "Ameise".

Herder bescheinigte Martinis Bildern "starke Individualität und gleichermaßen eine hohe Variabilität und Komplexität". Der Künstler, der von 1986 bis 1990 an der Fachhochschule Kunst und Design in Hannover studierte, erklärte, dass er gleichsam ständig vor der Leinwand stehe und seine Werke immer spontan entstünden: "Sie drücken Gefühle und Gedanken aus". Farb- und Formkollisionen werfen beim Betrachter Fragen auf, lassen ihn aber auch eintauchen in neue Welten und fordern seine Wahrnehmung heraus.

Info: Die Ausstellung "Vom Klang der Farben" ist noch geöffnet am heutigen Montag und am Dienstag, 8. und 9. April, jeweils von 15 bis 19 Uhr in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge, Altenbaustraße 12a.

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