Sicherheit in Königswinter Konzept zur Terrorabwehr an Karneval kritisiert

Königswinter · Dass Wagen der Königswinterer Feuerwehr im Karneval als Barrieren dienen, ruft Kritik hervor: Das behindere den Einsatz im Brandfall, heißt es. Die Stadt verteidigt ihr Konzept zwar, sucht aber bereits Alternativen.

Mittlerweile gehören sie in Königswinter an den tollen Tagen zum Straßenbild. Feuerwehrfahrzeuge werden seit den Anschlägen von Barcelona und Berlin bei den Karnevalszügen als Rammböcke zur Terrorabwehr eingesetzt. Zum Beispiel in der Altstadt, Oberpleis, Niederdollendorf oder Heisterbacherrott/Thomasberg. In der Altstadt etwa stehen die beiden Fahrzeuge auf der Hauptstraße in Höhe Generalkonsul-von-Weiß-Straße und Steinmetzstraße.

Bad Honnef handhabt das Problem anders. Dort werden nach Auskunft der Stadt Schwerfahrzeuge des Bau- und Betriebshofs eingesetzt. Diese Maßnahme ist Teil des Sicherheitskonzepts für die Karnevalszüge im Tal und auf dem Berg.

Ein Feuerwehrmann aus Königswinter, der seit mehr als 30 Jahren den freiwilligen Dienst am Nächsten leistet und nicht namentlich genannt werden möchte, hat die Sorge, dass im Ernstfall der Brandschutz unter dem Einsatz der Feuerwehr leiden könnte.

Anonymer Kritiker fürchtet Nachteile

„Wie aus einem internen Papier hervorgeht, stehen die Feuerwehrfahrzeuge auch bei einem Brand oder Unfall in der Zeit der Zugwegabsicherung nicht für Einsätze zur Verfügung. Hier muss dann eine andere Feuerwehr aus einem anderen Ortsteil zum Einsatz gebracht werden. Dies kann mitunter länger dauern, da halt ein längerer Anfahrtsweg zurückgelegt werden muss“, schrieb er dem GA.

Die Stadt bestätigt auf Nachfrage, dass Feuerwehrfahrzeuge an neuralgischen Stellen bei Karnevalsumzügen als Terrorabwehrsperren eingesetzt werden. Es würden jedoch grundsätzlich nur Fahrzeuge genommen, die nicht unmittelbar für die Sicherstellung des Grundschutzes im Stadtgebiet benötigt würden. Hierzu zählten Sonderfahrzeuge wie etwa ein Löschwassertransportwagen oder ein Gerätewagen.

„Dies bedeutet, dass die Qualität des abwehrenden Brandschutzes und der technischen Hilfeleistung durch die Gestellung der Terrorabwehrsperren nicht beeinträchtigt wird. Auch während der Karnevalszüge kann sich die Bevölkerung von Königswinter darauf verlassen, dass die Feuerwehr mit der gewohnten Leistungsfähigkeit zur Verfügung steht“, so die Verwaltung.

Feuerwehrchef: Brandeinsatz geht vor Terrorabwehr

Auch Stadtbrandinspektor Michael Bungarz betont, dass selbstverständlich der Brandschutz gewährleistet sei. „Bei einem Brandeinsatz vernachlässigen wir die Gefahr eines Terroranschlags. Der Brandschutz geht vor.“

Auch sei es nicht richtig, dass Löschkräfte aus den Nachbarorten anrücken müssten, weil keine Fahrzeuge oder Leute zur Verfügung stünden. „Die zur Terrorabwehr eingesetzten Löschfahrzeuge rücken ab, wenn es einen Brand gibt. Der Einsatz hat sogar den Vorteil, dass die Reaktionszeit kürzer ist“, so Bungarz. Ansonsten sei es üblich, dass die Löscheinheiten aus den Nachbarorten bei größeren Brandeinsätzen gerufen werden.

Der Feuerwehrmann, der nicht genannt werden möchte, sieht jedoch noch ein weiteres Problem. Er fragt, warum die teuersten und schwerer zu ersetzenden Fahrzeuge einer Kommune eingesetzt werden und nicht einfache Kipplaster oder andere Fahrzeuge. „Einen Kipplaster kann man sicher einfacher ausleihen als ein Hilfeleistungslöschfahrzeug oder eine Drehleiter“, stellt er fest.

Dem hält die Verwaltung entgegen, dass der Baubetriebshof in Königswinter nicht über genügend Großfahrzeuge verfüge. Auch in anderen Bereichen der Stadtverwaltung gebe es keine derartigen Großfahrzeuge.

„Feuerwehrfahrzeuge sind von ihrem Gewicht und ihrer Größe her grundsätzlich geeignet, als Terrorabwehrsperren eingesetzt zu werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie einen wirksamen Schutz gegen potenzielle Angriffe mit Hilfe von Kraftfahrzeugen, welche als Tatmittel missbraucht werden, darstellen. Vor allem ist davon auszugehen, dass bereits das Aufstellen der Fahrzeuge potenzielle Angriffe von vornherein ausschließt“, so die Stadt.

Sind Wehrleute "Erfüllungsgehilfen" der Stadt?

Den Feuerwehrmann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, stört auch, dass die Wehrleute von der Stadt als „Erfüllungsgehilfen“ eingesetzt werden, auch wenn es dafür etwas Geld gebe. Auch aus den Reihen der Feuerwehr sei zu hören, dass man hier als „billige Arbeitskraft“ oder „Depp“ für die Stadt die Kohlen aus dem Feuer holen solle.

Angesichts der stetig steigenden Einsatzzahlen der vergangenen Jahre sei dieser Dienst doch sicher auch durch den städtischen Bauhof machbar. Was anfangs als Provisorium angekündigt worden sei, werde nun bereits im dritten Jahr auf dem Rücken der Feuerwehr ausgetragen.

Auch hier weist die Stadt darauf hin, dass es keinesfalls unüblich sei, Einheiten der Feuerwehr derart einzubinden. Andere Kommunen würden bisweilen ebenso verfahren. „Die Freiwillige Feuerwehr bildet seit jeher einen festen Bestandteil des gemeindlichen Lebens. Sie ist damit ein wesentlicher Eckpfeiler der örtlichen Gemeinschaft.“

Vor diesem Hintergrund verstehe es sich von selbst, dass die Feuerwehr gerne bereit sei, die Karnevalsvereine bei der Ausrichtung und Durchführung ihrer Umzüge zu unterstützen. Das kann Stadtbrandinspektor Bungarz bestätigen. „Auf meine Mail hin haben sich innerhalb von nur einer Stunde Kameraden gemeldet, die bereit waren, an Karneval an diesen Stellen Dienst zu tun. Wir finden immer Leute, die nicht so karnevalsaffin sind.“

Allerdings sieht auch Bungarz, dass die Terrorabwehr keine originäre Aufgabe der Feuerwehr ist. „Wir sind mit der Stadt im Gespräch. Sie sucht nach anderen Lösungen.“ Das bestätigte die Verwaltung. „Zur Entlastung der Feuerwehr wird seit geraumer Zeit nach Alternativen gesucht. Die Verantwortlichen sind hoffnungsfroh, dass im Laufe dieses Jahres Alternativlösungen zur Verfügung stehen.“

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