Stadt muss mit 40 Millionen Euro Kosten rechnen Schulzentrum Neuenhof wird zu Siegburgs größtem Projekt

Siegburg · Erhalt, Neubau oder Verlagerung? Die Stadt Siegburg muss für das marode Schulzentrum Neuenhof mit Kosten von 40 Millionen Euro und mehr rechnen. Und die Zeit drängt.

Es sind erste, überschlägig ermittelte Kosten, deren Dimensionen sind allerdings schon erschlagend: Mit 40 Millionen Euro und deutlich mehr muss die Stadt Siegburg rechnen, wenn sie sich des maroden Schulzentrums Neuenhof samt Sporthalle annimmt – egal ob Sanierung, Neubau an Ort und Stelle oder auf dem Seidenberg. Das hielt der von der Stadt beauftragte Planer Heiner Farwick am Mittwochabend im Schulausschuss, zu dem auch der Planungsausschuss geladen war, fest. Angesichts der hohen Summen sieht die Politik Beratungsbedarf.

Die Zeit sitzt ihnen dabei im Nacken. Denn wie berichtet ist der 1973 errichtete Gebäudekomplex nicht nur in die Jahre gekommen, es fehlt auch an Platz für die dort untergebrachte Gesamt- und Realschule sowie die 2018 auslaufende Hauptschule. „Mitte 2019 startet die Oberstufe an der Gesamtschule“, gab der SPD-Vorsitzende Stefan Rosemann, der dem Schulausschuss vorsitzt, zu bedenken. Für eine Entscheidung vor dem Rat im Dezember plädierte daher Astrid Thiel (Grüne), „damit wir die entsprechenden Mittel im Haushalt bereitstellen können.“ Die Dringlichkeit räumte Alexander Bermann (CDU) ein, sprach sich aber dafür aus, die drei möglichen Varianten vor der Entscheidung eingehend zu beraten. Für den Haushalt seien zunächst nur Planungskosten relevant, die könnten auch ohne eine Festlegung auf eine der Varianten eingeplant werden, ergänzte CDU-Fraktionschef Jürgen Becker.

Zur Option stehen, wie berichtet, neben der Sanierung und Erweiterung des bestehenden Gebäudes ein Neubau an gleicher Stelle oder auf dem Seidenberg nahe der A 3. Dem mehr als 40 Jahre alten, 1997 und 2008 erweiterten Schulgebäude attestiert Heiner Farwick eine gute, solide Substanz. Eine Sanierung sei sehr gut möglich, Erweiterungspotenziale seien vorhanden, das Gelände biete ausreichend Platz für Freiflächen, Einschränkungen gebe es eventuell nur hinsichtlich pädagogischer Anforderungen. Mit Kosten zwischen 41,2 und 44,5 Millionen Euro (inklusive Erweiterung und Sanierung der Sporthalle) ist die Sanierung nach ersten Schätzungen die kostengünstigere Variante. Ähnlich gut bewertet Farwick einen Neubau auf dem 54.000 Quadratmeter großen Areal, sieht indes den Baugrund als Risiko. Die Kosten liegen zwischen 46,6 und 49,8 Millionen Euro. Bei beiden Optionen kämen Aufwendungen für Container hinzu, in die die Schüler während der Bauzeit umziehen müssten.

Neubau würde Raum für Wohnungen schaffen

Ein Neubau am Seidenberg würde auf dem bisherigen Gelände am Neuenhof Raum für Wohnbebauung schaffen. Gleichwohl zählt Heiner Farwick für diese Variante mehr Nach- als Vorteile auf. Er verweist etwa auf Probleme durch Altlasten, da Teile zum alten Deponiegelände Seidenberg gehören, die problematische Topgraphie, die Nähe zur A 3 und auch die notwendige Umwandlung von Wald- zu Baufläche. Allesamt Punkte, die zu Unwägbarkeiten bei der Kostenermittlung – und damit zu Schwankungen zwischen fünf und bis zu 20 Millionen Euro führen. Zudem biete das Gelände nicht ausreichend Platz für den Schulhof. „In finanzieller und zeitlicher Hinsicht bestehen hier die größten Risiken“, so der Planer. Den Kostenrahmen steckt er zwischen 46 und bis zu 70 Millionen Euro ab, die Einnahmen durch eine Wohnbebauung am Neuenhof sind darin schon enthalten.

Die Fraktionen nehmen sich nun Zeit für eine intensive Auseinandersetzung mit der Studie und für ihre Festlegung auf eine der drei Optionen. Einen Beschluss zu der von der SPD beantragten Elternbefragung haben sie zunächst vertagt. Selbst wenn ihre Entscheidung gefallen ist, werden die Schüler und Lehrer am Neuenhof noch eine Weile auf ein modernes Schulgebäude warten müssen. Das verdeutlicht ein Blick auf den Projektablauf: Am Neuenhof rechnet Farwick mit je anderthalb, am Seidenberg mit bis zu drei Jahren Planung bis zum Baubeginn. Es folgen drei bis fünf Jahre Bauzeit.

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