Neu-Import aus China SUV im Abo: Eine Testfahrt mit dem Lynk&Co 01

Berlin · SUV gibt es wie Sand am Meer, vor allem in der Kompaktklasse. Dass der Lynk&Co 01 trotzdem heraussticht, liegt nicht am Design oder der neuen Marke. Was den China-Import ausmacht, ist vielmehr sein Vertriebskonzept.

 Co/dpa-mag

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Wir streamen unser Fernsehprogramm, telefonieren mit einer Flatrate und buchen den Urlaub als Pauschalreise. Doch wenn es ums Auto geht, studieren wir stundenlang Preislisten, grübeln über Optionen, verhandeln mit dem Verkäufer und nehmen teilweise schwer kalkulierbare Folgekosten in Kauf.

Alles viel zu kompliziert, sagen sie bei Lynk&Co und wollen das Autofahren so einfach machen wie nie. Denn wenn die chinesische Volvo-Schwester ihr kompaktes SUV 01 nun auch in Deutschland anbietet, soll man diesen „Zero-One“ am besten gar nicht kaufen, selbst wenn dies zu Preisen ab 35.000 Euro möglich ist. Sondern idealerweise wird man „Mitglied“ und fährt für eine Flatrate von 500 Euro im Monat.

Steuer, Versicherung, Wartung und Reifenwechsel sind da bereits inklusive - nur das Benzin muss man noch extra bezahlen. So wird Autofahren zum All-Inclusive-Erlebnis. Anschauen und testen kann man den 01 in der Pop-up-Boutique, bestellt wird im Web-Store und geliefert wird nach Hause oder ins Büro. Und wenn der Wagen in die Werkstatt muss, holt ihn jemand ab und bringt ihn danach wieder zurück. Die Arbeit selbst erledigen die Mechaniker der Schwestermarke Volvo, die viele Details des 01 vom XC40 kennen.

Die Wahl ist keine Qual mehr

Als wäre das nicht schon simpel genug, streichen die Chinesen auch die Auswahl radikal zusammen: Es gibt ein schwarzes oder ein blaues Auto, einen Hybrid-Antrieb oder einen Plug-in - das war’s. Ambiente, Ausstattung, Assistenzsysteme muss man nehmen wie sie sind - „one size fits all“ würden sie in der Modebranche dazu sagen.

Das ist für den Besitzer, der in diesem Modell oft nur noch der Nutzer ist, kein Nachteil. Denn der 01 ist gut ausgestattet. Zwar gibt es der Umwelt zuliebe statt Lederpolster Sitzbezüge aus recyceltem Nylonmaterial. Doch ansonsten ist von der Klimaautomatik über die elektrische Heckklappe bis zum Panoramadach alles an Bord. Und auch an Assistenzsystemen herrscht kein Mangel: Der 01 hilft beim Lenken und Parken, bremst für Fußgänger und hält automatisch den Abstand zum Vordermann.

Verspielter als ein Smartphone

Das Highlight ist aber das Infotainment. Während die digitalen Instrumente noch vergleichsweise konventionell sind, läuft auf dem riesigen, anders als bei Volvo quer montierten Touchscreen eine Software, die weit über europäische Maßstäbe hinausgeht. Denn elektronische Gimmicks wie die eingebaute Quizshow oder die integrierte Selfie-Kamera folgen ganz klar der chinesischen Online-Obsession und lassen manches Smartphone alt aussehen. Und bei welchem anderen Auto kann man Verbesserungsvorschläge direkt und während der Fahrt an die Entwickler schicken? Selbst zum Carsharing kann man den 01 über den Bildschirm auf Knopfdruck freigeben.

So neuartig das Abo-Modell und das verspielte Infotainment auch sind, das Auto selbst ist ziemlich gewöhnlich: Auf einer Plattform entwickelt mit dem Volvo XC40, aber auf 4,54 Meter gestreckt und deshalb vor allem für die Hinterbänkler etwas bequemer, ist der 01 ein SUV wie so viele andere. Immerhin rückt es mit den wie beim Porsche 911 auf die Motorhaube gerückten Scheinwerfern in die sportliche Ecke.

Nur teilweise elektrifiziert

Beim Antrieb geht es den Chinesen einmal mehr um radikale Vereinfachung: Weil ihnen die Elektromobilität in Europa noch zu kompliziert erscheint, belassen sie es bei elektrifizierten Benzinern und bieten den 01 als Hybrid- oder Plug-in-Hybrid auf Basis eines 1,5 Liter großen Dreizylinders an: Beim Grundmodell haben die Motoren 105 PS/143 PS und 40 kW/54 PS und erreichen bis zu 190 km/h, beim Plug-in stehen 132 kW/180 PS und 60 kW/82 PS sowie 210 km/h im Datenblatt. Außerdem hat der Akku dann eine Netto-Kapazität von 14,1 kWh, mit denen der 01 bis zu 69 Kilometer elektrisch fährt. Das drückt den Verbrauch auf 1,2 und den CO2-Ausstoß auf 27 g/km. Für den Hybriden nennt Lynk&Co 6,6 Liter und 50 g/km. Dabei fährt der 01 flott und komfortabel, nervt aber bei laufendem Benziner mit dem typischen Schnattern der Dreizylinder.

Fazit: Vertrauensvoll auf neue Wege

Das Konzept ist innovativ aber das Auto mit dem vertrauten Zuschnitt und den Hybrid-Antrieben eher herkömmlich - auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch. Doch bei genauerer Betrachtung könnte genau das zum Erfolg des Lynk&Co 01 führen. Denn wer sich auf das neue Vertriebskonzept einlässt, kann sich so zumindest auf ein vertrautes Fahrzeug verlassen und minimiert so das Risiko eines Reinfalls.

Datenblatt: Lynk&Co 01


 Motor und Antrieb: Plug-in-Hybrid mit einem Benzin- und einem Elektromotor
 E-Motor:
 Max. Leistung: 60 kW/82 PS
 Max. Drehmoment: 160 Nm
 Dreizylinder-Benziner:
 Hubraum: 1477 ccm
 Max. Leistung: 132 kW/180 PS bei 5500 U/min
 Max. Drehmoment: 265 Nm bei 1500 - 4000 U/min
 Antrieb: Frontradantrieb
 Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe


 Maße und Gewichte 
 Länge: 4541 mm
 Breite: 1857 mm
 Höhe: 1694 mm
 Radstand: 2734 mm
 Leergewicht: 1879 kg
 Zuladung: 421 kg
 Kofferraumvolumen: 466-1213 Liter


 Fahrdaten: 
 Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
 Beschleunigung 0-100 km/h: 8,0 s
 Durchschnittsverbrauch: 1,2 Liter /100 km
 Elektrische Reichweite: 69 km
 CO2-Emission: 27 g/km
 Kraftstoff: Super/Strom
 Schadstoffklasse: EU6
 Effizienzklasse: A+


 Kosten: 
 Basispreis der Modellreihe (Lynk&CO 01 Hybrid): 35.000 Euro
 Grundpreis des Lynk&Co 01 PHEV: 42.000 Euro
 Typklassen: k.A.
 Kfz-Steuer pro Jahr: 30


 Wichtige Serienausstattung: 
 Sicherheit: Front-, Seiten- und Vorhangairbags, Abstandsregelung, Verkehrszeichenerkennung, LED-Scheinwerfer
 Komfort: Klimaanlage, Navigation, Panoramadach, elektrische Heckklappe

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

© dpa-infocom, dpa:210406-99-99578/11

(dpa)
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