Konzerte am Alten Zoll Und noch ein Festival: 25 Bands spielen im Stadtgarten

BONN · Pop und Jazz, Soul und Salsa, Rock und Rap: Bei den Stadtgartenkonzerten im August und September spielen 25 Bands der unterschiedlichsten Stilrichtungen am Alten Zoll in Bonn. Der Eintritt ist frei.

 Killerpilze: Konzert spielt am 11. August am Alten Zoll

Killerpilze: Konzert spielt am 11. August am Alten Zoll

Foto: Simon Lohmeyer

Hans-Joachim Over ist zufrieden. Sehr zufrieden. Das Programm der von ihm organisierten Stadtgartenkonzerte ist so bunt und umfangreich wie nie zuvor, zahlreiche neue Kooperationen mit lokalen Veranstaltern decken nahezu alle Spielarten der Bonner Musikszene ab. „Ich bemühe mich, jedem gerecht zu werden“, sagt Over, der als Rock- und Pop-Beauftragter der Stadt seit einigen Jahren alle möglichen Akteure zusammenbringt und mit den kostenlosen Konzerten im August enorme Erfolge gefeiert hat. „Wir hatten schon mal 3000 Musikfans auf der Bühne am Alten Zoll, die alle ausgelassen gefeiert haben“, erinnert er sich. „Ein tolles Erlebnis.“

In diesem Jahr hat Over das Programm noch weiter geöffnet. 25 Bands stehen zwischen dem 4. August und dem 2. September auf der Bühne. Ein Rekord. Dementsprechend vielfältig sind auch die Musikstile. So ist mit der B-Seite erstmals ein Hip-Hop-Kollektiv mit von der Partie, das sogar den Eröffnungsabend gestalten wird. „Für uns ist das eine Ehre und eine Art Belohnung zugleich“, erklärt Semjon Lehleitner. „Wir organisieren seit einigen Jahren in Bonn diverse Konzerte und sind zu einer Art Knotenpunkt für all jene geworden, die jenseits des Mainstreams und der Gangsta-Attitüde intellektuell ansprechenden Hip Hop mögen“, sagt Lehleitner. „Jetzt wollen wir die Gelegenheit nutzen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass es hier eine aktive Szene gibt, die eben auch ein Teil von Bonn ist.“

Besonderen Wert legt Lehleitner darauf, nicht in eine Ecke mit Künstlern wie Bushido gestellt zu werden. „Uns geht es nicht nur um die Musik, sondern um ein Lebensgefühl. Breakdance, Malen, DJ-ing, das gehört ebenfalls dazu. Wir wollen mit einfachsten Mitteln etwas schaffen und unsere Probleme mit Hilfe der Kreativität bewältigen. Wenn wir Freestlye-Runden machen, genügt schon ein Mikrofon.“

Für Hans-Joachim Over ist es selbstverständlich, der B-Seite unter die Arme zu greifen. „Die machen eine großartige Arbeit und verdienen es, wahrgenommen zu werden“, sagt er. „Ich bin allerdings gespannt, wie der Auftritt von Künstlern wie Rapper Henning und der U53 Crew beim Publikum der Stadtgartenkonzerte ankommt. Es ist ja schon noch mal ein anderer Sound, der an diesem Abend über den Platz schallen wird. Ich hoffe einfach, dass genug Menschen neugierig sind.“ Was bei der Veranstaltungsreihe ohnehin angeraten ist. Denn von Ausnahmen abgesehen – wie etwa Killerpilze und die Blümchenknicker– sind die auftretenden Künstler eher Geheimtipps. Aber gute.

„Das ist das Schöne an den Stadtgartenkonzerten“, bekräftigt Thomas Kimmerle, der mit seiner Jazztube-Reihe ebenfalls zum ersten Mal am Alten Zoll auftreten wird. „Man kann sich einfach überraschen lassen und Neues entdecken. Auf dieser Ebene finde ich die Kostenlos-Kultur auch genau richtig, so mache ich das mit der Jazztube ja auch. Diese Auftritte dienen dann im besten Fall als Türöffner für spätere Konzerte.“ Oder im Fall von Kimmerle als Teaser für die kurz darauf startenden Konzerte in den Bonner U-Bahn-Haltestellen. Am 5. August präsentiert sich das Alex Wünsche Trio, bevor die Pop-Jazz-Formation Luciel mit der Sängerin Sophie Grobler loslegt. Kimmerle: „Wichtig war zum einen, mit dem Alex Wünsche Trio lokale Musiker im Boot zu haben, zum anderen habe ich nach Künstlern gesucht, die stilistisch zum Alten Zoll passen. Eine Free-Jazz-Formation hätte an diesem Ort wahrscheinlich nicht funktioniert, während ein souliger oder poppiger Ansatz gut passt.“

Diesen verfolgt auch die junge Sängerin Milene, die im Rahmen eines „Mädelsabends“ erneut durchstarten will. Schon 2010 konnte sie als 14-Jährige bei Udo Lindenbergs Songwettbewerb „Panikpreis“ überzeugen, zog sich dann aber zunächst aus dem Showgeschäft zurück. „Ich war damit beschäftigt, mein Abitur zu machen, ein Studium in Köln zu beginnen und mich insgesamt neu zu orientieren“, sagt sie. „Jetzt habe ich wieder eine Band gefunden und auch genug neues Material, das ich einfach spielen will.“ Ein bisschen funkiger sollen die Stücke sein, knackiger und dennoch weiterhin in jenem Soul-Pop verhaftet, dem Milene schon in der Vergangenheit verfallen war. „Der Auftritt bei den Stadtgartenkonzerten ist eine tolle Chance, weil ich damit in meiner Heimatstadt wieder Gas geben kann. Ich freue mich riesig.“ So wie Hans-Joachim Over. „Die Planungen für diese Reihe kosten viel Zeit und Energie, aber das Ergebnis macht mich immer wieder glücklich – und auch ganz schön stolz auf diese Stadt, die so viel zu bieten hat.“

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