PCR-Test, Antigentest, Selbsttest & Co. Die Corona-Testverfahren im Überblick

Bonn · Schnelltest, PCR-Test, Antikörpertest: Mittlerweile gibt es verschiedene Möglichkeiten, um eine Infektion mit dem Coronavirus nachzuweisen. Was sind die Unterschiede? In unserer Übersicht erklären wir die gängigsten Verfahren und ihre Vor- und Nachteile.

 Wir geben einen Überblick über die gängigsten Corona-Testverfahren.

Wir geben einen Überblick über die gängigsten Corona-Testverfahren.

Foto: dpa/Kira Hofmann

Sie möchten wissen, ob Sie mit dem Coronavirus infiziert sind? Inzwischen gibt es mehrere Testmöglichkeiten, dies herauszufinden. Den Überblick zu behalten, welcher Test wann geeignet ist, ist allerdings gar nicht so leicht. Wir stellen die wichtigsten Corona-Tests vor und erklären ihre Vor- und Nachteile.

RKI registriert jede Woche mehr als eine Million Corona-Tests

Zu Beginn der Corona-Pandemie werteten die Labore in Deutschland etwa 350.000 Tests pro Woche aus. Mittlerweile wurden die Kapazitäten stark ausgebaut. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt an, dass aktuell jede Woche mehr als eine Million PCR-Tests durchgeführt werden. Hinzu kommen Schnelltests sowie frei verkäufliche Tests für zu Hause, die seit Kurzem im Handel erhältlich sind. Diese liefern jedoch weniger zuverlässige Ergebnisse als solche, die von geschultem Personal durchgeführt werden.

 PCR-Tests: PCR-Tests gelten derzeit als das zuverlässigste Verfahren, um eine Corona-Infektion nachzuweisen. Diese Tests können Viren dann schon nachweisen, wenn erst wenige Erreger vorhanden sind. Das funktioniert mittels der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (englisch: polymerase chain reaction: PCR), bei der Erbmaterial des Virus vervielfältigt wird.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verweist auf die nationale Teststrategie, in der Empfehlungen genannt sind, wann PCR-Tests bevorzugt angewendet werden sollten:

  • bei Symptomen, die auf eine Erkrankung an COVID-19 hindeuten,
  • bei Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall,
  • vor Aufnahme in Krankenhäusern, Pflege- und weiteren medizinischen Einrichtungen oder wenn dort Fälle auftreten.

So läuft der Test ab: Für den PCR-Test wird ein Abstrich von den Schleimhäuten der Atemwege entnommen – dieser erfolgt durch den Mund von der Rachenwand und/oder über die Nase aus dem Nasenrachenraum. Alternativ können durch Hustenauswurf, Spülungen oder Sekret aus der Luftröhre auch Proben aus den tiefen Atemwegen entnommen werden. Die Analyse der Probe erfolgt im Anschluss in einem Labor. Das Ergebnis liegt in der Regel nach ein bis zwei Tagen vor.

PCR-Schnelltests: Ein Startup aus einem Münchner Vorort hat einen PCR-Schnelltest entwickelt, der unabhängig von Laboren durchgeführt werden kann. Ende Dezember erhielt der Test eine Sonderzulassung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Die Funktionsweise ist dieselbe wie bei PCR-Tests, auch hier ist geschultes Personal gefragt. Der Unterschied: Mithilfe des transportablen Testgeräts können acht Proben gleichzeitig analysiert werden, die Ergebnisse sollen in weniger als einer Stunde vorliegen. Die bayerische Staatsregierung hatte angekündigt, die PCR-Schnelltests großflächig einsetzen zu wollen.

Antigentests liefern Ergebnisse innerhalb weniger Minuten

Antigentests: Corona-Antigentests, auch Antigen-Schnelltest oder Corona-Schnelltest genannt, müssen ebenso wie PCR-Tests von geschultem Personal durchgeführt werden. Sie weisen bestimmte Eiweiße des Sars-Cov-2-Virus in den Atemwegsschleimhäuten nach. Das Gesundheitsministerium bietet derzeit jedem Bürger einen kostenlosen Schnelltest pro Woche an.

Antigentests sind weniger sensitiv als PCR-Tests. Das bedeutet, dass eine größere Virusmenge notwendig ist, damit ein positives Ergebnis angezeigt wird. So kann kurz nach einer Ansteckung der Antigentest noch negativ ausfallen, obwohl die Person bereits infiziert ist – einfach, weil dann noch weniger Viren vorhanden sind.

Da sie zudem weniger spezifisch sind als PCR-Tests, kommt es bei Antigentests häufiger vor, dass ein positives Ergebnis angezeigt wird, wenn die Person gar nicht infiziert ist. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schreibt dazu: „Auch wenn in der Mehrzahl der Fälle das Ergebnis des Antigen-Tests korrekt ist, sollte ein positives Ergebnis immer durch einen PCR-Test bestätigt werden.“

So funktionieren die Tests: Antigentests funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie ein Schwangerschaftstest. Zunächst wird – ebenso wie bei PCR-Tests - mittels eines Abstrichs eine Probe aus den Schleimhäuten der Atemwege entnommen. Diese wird anschließend auf einen Teststreifen gegeben. Nach 15 bis 30 Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden.

 Antigentests liefern innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis, ob eine Corona-Infektion vorliegt.

Antigentests liefern innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis, ob eine Corona-Infektion vorliegt.

Foto: dpa/Marijan Murat

Antigen-Selbsttests: Antigen-Selbsttests, auch Laientests oder nur Selbsttests genannt, funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie Antigentests. Einziger Unterschied: Die Probenentnahme ist vergleichsweise einfach, weshalb Privatpersonen den Test selbst durchführen können. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat bislang acht Selbsttests eine Sonderzulassung erteilt. Eine Übersicht finden Sie hier. Die Kriterien: Die Spezifität der Selbsttests muss über 97 Prozent liegen, das heißt mindestens 97 von 100 Gesunden müssen als solche erkannt werden. Die Sensitivität soll größer als 80 sein, das heißt mindestens 80 von 100 Infizierten muss der Test erkennen. Der Verkauf der Tests ist vor wenigen Tagen angelaufen. Sie sind im Handel, in Apotheken oder im Internet erhältlich.

Sinnvoll sind Selbsttests, um in bestimmten Alltagssituationen mehr Sicherheit zu geben – zum Beispiel vor einem Besuch bei den Großeltern. Auch in Schulen sind regelmäßige Selbsttests angedacht, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Perspektivisch können sie auch vor Theater- oder Kinobesuchen genutzt werden.

So funktionieren die Tests: Auch die Selbsttests weisen bestimmte Eiweiße des Coronavirus in Proben nach. Im Gegensatz zu Antigentests erfolgt der Abstrich der Proben allerdings nicht tief im Nasen-Rachenraum, sondern im vorderen Nasenbereich, beispielsweise in beiden Nasenlöchern. Scherzhaft wird der Test deshalb auch als „Popeltest“ bezeichnet. In einer beiliegenden Anleitung ist die Vorgehensweise genau beschrieben.

Antikörpertests weisen nach, ob schon eine Corona-Infektion vorlag

Antikörpertests: Antikörpertests versprechen Klarheit darüber, ob die Testperson schon eine Corona-Infektion hinter sich hat. Dann nämlich hätte der Körper schon Antikörper gebildet, die der Test nachweisen kann. Antikörpertests geben aber keinerlei Hinweis darauf, ob eine Person akut infektiös ist. Ebenso können sie nicht nachweisen, wie lange die Infektion zurückliegt oder ob ein Immunschutz gegen eine erneute Ansteckung besteht.

So funktionieren die Tests: Antikörper werden im Blut nachgewiesen. Die Blutabnahme kann entweder beim Arzt stattfinden, alternativ gibt es auch Antikörpertests für Zuhause. Dabei stechen sich die Testpersonen mit einer kurzen Nadel in den Finger, um einen Tropfen Blut zu gewinnen und in ein Röhrchen fließen zu lassen. Dieses wird anschließend per Post an ein Labor geschickt, wo die Probe analysiert wird. Mittlerweile sind auch Antikörper-Schnelltests für Zuhause erhältlich. Dabei wird ebenfalls ein Tropfen Blut aus dem Finger gewonnen. Dieser wird im Anschluss auf eine Testkassette aufgetragen und mit einem Lösungsmittel behandelt. Wenn im Blut Antikörper vorhanden sind, kommt es nach wenigen Minuten zu einer Farbveränderung.

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