14 Tage Isolation Einreisende in Großbritannien müssen in Quarantäne

London · Die britische Innenministerin Priti Patel will an ihren Plänen festhalten: Nahezu jeder Einreisende muss für 14 Tage in Quarantäne. Billig-Airlines bereiten bereits eine Klage vor.

  Hält an ihren Plänen fest: Die britische Innenministerin Priti Patel.

Hält an ihren Plänen fest: Die britische Innenministerin Priti Patel.

Foto: dpa/Matt Dunham

Während der Rest Europas aufmacht, macht Großbritannien dicht. Ab diesem Montag gilt für alle ins Königreich einreisenden Personen, seien es Ausländer oder heimkehrende Briten, eine vierzehntägige Quarantänepflicht. Ausnahmen soll es nur für wenige Berufsgruppen geben. Trotz des energischen Widerspruchs von Abgeordneten der Regierungsfraktion, von konservativen Medien und den Vertretern der Flug- und Tourismusbranche, will  Innenministerin Priti Patel an ihren Plänen festhalten. „Wir alle möchten so schnell wie möglich wieder zur Normalität zurückkehren“, sagte sie am Montag, „aber das kann nicht auf Kosten von Menschenleben gehen.“

Jede Person, die beabsichtigt, nach Großbritannien zu reisen, muss ab sofort eine Erklärung ausfüllen, in der sie ihre Kontakdaten hinterlässt sowie eine Adresse angibt, wo sie die nächsten zwei Wochen ins Selbstisolation verbringen will. Wer nicht nachweisen kann, dieses Formular ausgefüllt zu haben, erhält zunächst ein Bußgeld von 100 Pfund. Wer die Quarantäneauflagen verletzt, muss sogar mit einer Strafe von 1000 Pfund, umgerechnet rund 1120 Euro rechnen.

Von den strengen Auflagen ausgenommen sind lediglich eine Handvoll von Berufsgruppen wie Spediteure, medizinisches Personal, Erntehelfer oder Diplomaten. Michael O‘Leary, der Chef des Billigfliegers Ryanair, bereitet zusammen mit British Airways und EasyJet eine Klage gegen die neuen Regelungen vor. O‘Leary warnte in einem Interview mit der BBC vor einem „unermesslichen Schaden für die Luftfahrt“ und nannte die Bestimmungen „irrational, ineffektiv und komplett undurchführbar“. Er wies darauf hin, dass die Maßnahme vor allem Menschen aus Ländern treffen würde, die niedrigere Infektionsraten als Großbritannien haben.

Tatsächlich nimmt das Königreich jetzt einen traurigen Spitzenplatz in Europa ein. Am Montag zählte man offiziell 40 542 an Covid-19 verstorbene Briten und hat damit weltweit nach den USA die meisten Corona-Opfer. Und die Zahl der Infektionen von 286 194 Fällen liegt um mehr als 100 000 über der von Deutschland.

Auch innerhalb der Regierungspartei der Konservativen regt sich Widerstand. Die frühere Premierministerin Theresa May kritisierte die Maßnahme, weil sie „Großbritannien vom Rest der Welt ausschließt“ und sagte: „Der internationale Luftverkehr ist für den Handel notwendig. Ohne ihn kann es kein globales Britannien geben.“

Für die Briten bedeutet die Quarantänepflicht vor allem die Streichung internationaler Ferienflüge, denn niemand will sich nach der Rückkehr in eine zweiwöchige Quarantäne begeben müssen. Immerhin hat Innenministerin Patel versprochen, dass die neuen Regelungen in drei Wochen überprüft werden sollen. Und nach dem Druck durch Fraktionsfreunde kommen jetzt von Premierminister Boris Johnson Signale, dass er eine Lockerung sehen möchte. Im Gespräch ist die Einführung von Luftbrücken zwischen dem Königreich und mediterranen Urlaubsländern.

Auch Patel hat schon davon gesprochen, „internationale Reisekorridore“ zwischen Ländern einrichten zu wollen, die dann gegenseitig auf Quarantäneauflagten verzichten würden. Allerdings bräuchte es dafür wohl zuerst eine Abnahme der Infektionszahlen in Großbritannien.

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