Evangelische Kirche im Rheinland Softwarehersteller weist Kritik der Kirche zurück

BONN · 3,435 Millionen Euro Mehrkosten sind der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) nach eigenen Angaben für die Einführung einer neuen Finanzsoftware entstanden. Jetzt hat sich der Hersteller der Software zu Wort gemeldet.

 Geld verbraten: Die evangelische Kirche im Rheinland.

Geld verbraten: Die evangelische Kirche im Rheinland.

Foto: dpa-tmn

Es geht um 3,435 Millionen Euro. So hoch sind die Mehrkosten, die der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) nach eigenen Angaben für die Einführung einer neuen Finanzsoftware entstanden sind. Doch nun hat sich der Hersteller der Software, das Ulmer Unternehmen Wilken, zu Wort gemeldet. Gegenüber dieser Zeitung weist die Firma darauf hin, dass die Einführung der Software über einen Festpreisvertrag abgewickelt werde. „Mehrkosten des Softwareherstellers sind nicht entstanden und auch nicht zu erwarten“, sagte ein Unternehmenssprecher. „Die deklarierten Mehrkosten beruhen vielmehr auf internen Aufwänden der Ekir, externen Beratungskosten zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Softwareeinführung und vor allem darauf, dass die Mehrwertsteuer von der Ekir bei der Kostenplanung übersehen worden war.“

Auf der rheinischen Synode am Samstag in Bonn-Bad Godesberg hatte der Vizepräsident der Rheinischen Kirche, Johann Weusmann, unter anderem erklärt, die Firma habe eine noch unfertige und nicht ausreichend getestete Software geliefert. „Ohne davon Kenntnis zu haben, wurde der Kirchenkreis Kleve als Testkandidat in der finalen Phase der Softwareentwicklung genutzt“, sagte Weusmann am Samstag wörtlich. Am Dienstag hielt Weusmann an seiner Sichtweise fest. „Meine Darstellung der bisherigen Softwareeinführung ist sachlich richtig“, erklärte er auf Anfrage dieser Zeitung. „Ich habe meinen auf der Landessynode vorgetragenen Ausführungen nichts hinzuzufügen.“

Aus Sicht der Firma Wilken befinde sich das Projekt dagegen im vorgesehenen Zeitplan. Im Zuge der ersten Pilotierung im Kirchenkreis Kleve, der von der Firma und der Landeskirche „gemeinsam als Erstanwender“ festgelegt wurde, seien „die üblichen Pilotschwierigkeiten“ aufgetreten. Diese seien aber heute vollständig behoben. Auch im Landeskirchenamt laufe die Software seit dem 1. August. „Die Anforderungen, die ein neues und modernes Finanzsystem für die interne Organisation und an die Mitarbeiter bringt, sind anfangs massiv von der Ekir unterschätzt worden“, sagte der Sprecher. „Dies führte bei der Pilotierung zu dem negativen Eindruck, die Software funktioniere nicht richtig.“

Gutschrift als Entgegenkommen

Auch die der Ekir erteilte Gutschrift von 240 Beratertagen sei „nicht auf Grundlage von Minderleistung erfolgt, sondern war ein Entgegenkommen des Softwarehauses bezüglich der in der Ausschreibung ungenauen Angabe von geforderten Funktionen.“ Ferner enthalte sie Entwicklungsleistungen für die Herstellung von Zusatzanforderungen der Ekir. „Dass die Ekir den Aufwand für die Einführung der neuen Software unterschätzt hat, ist leider durchaus nicht unüblich“, so der Sprecher. Es gehe hier nicht nur um die Einführung einer „neuen Buchhaltung“, sondern um einen konsequenten Einstieg in die Digitalisierung der kaufmännischen Abläufe sowie das Herstellen eines transparenten Finanzsystems und das über alle Einheiten hinweg.

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