Hollande bei Kommunalwahlen in Frankreich erneut abgestraft

Paris · Mit herben Verlusten für die Sozialisten auch in der zweiten Runde der Kommunalwahlen ist Frankreichs Präsident François Hollande erneut abgestraft worden. Nach Hochrechnungen und Ergebnissen verloren Sozialisten und linke Listen in zahlreichen Städten ihre Mehrheiten.

Erfolge verbuchten Konservative und die rechtsextreme Front National. Der Wahlausgang könnte mit Blick auf die Europawahl im Mai einen Umbau in der Regierung Hollandes nach sich ziehen. Der Staatschef hat Konsequenzen angekündigt. Erwartet wird eine Kabinettsumbildung.

Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem nannte das Ergebnis "enttäuschend". Jean-François Copé, Chef der konservativen UMP, sprach angesichts der Erfolge seiner Partei von einer "Welle", die das Land erfasst habe. FN-Chefin Marine Le Pen sieht eine "neue Etappe" für ihre Partei erreicht.

Die Rechtsextremen können nach ersten Berechnungen künftig in Béziers und Fréjus den Bürgermeister stellen. In Forbach scheiterte der FN-Kandidat dagegen.

Allerdings konnten die Linken auch wichtige Prestigeduelle gewinnen. So schlug die sozialistische Kandidatin Cécile Helle in Avignon ihren FN-Herausforderer. In Lille sicherte sich die frühere Parteichefin Martine Aubry die Mehrheit.

In Paris gab es ein prestigeträchtiges Duell der Sozialistin Anne Hidalgo mit der UMP-Kandidatin Nathalie Kosciusko-Morizet. Beide gaben ihre Stimmen schon am frühen Morgen ab. Hidalgo, im ersten Wahlgang überraschend hinten, kann nach ersten Hochrechnungen auf eine Mehrheit beim entscheidenden Votum rechnen.

Der scheidende Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë ist auch einer der Kandidaten, die als potenzielle Nachfolger für den angeschlagenen Premierminister Jean-Marc Ayrault genannt werden. Bei einer Regierungsumbildung durch Hollande werden aber auch Innenminister Manuel Valls oder Parlamentspräsident Claude Bartolone Chancen eingeräumt.

In Kommunen mit mehr als 1000 Einwohnern konnte die Rechte nach einer Erhebung des Instituts OpinionWay landesweit 45 Prozent erzielen. Die Linke kam auf 43 Prozent. Die Front National, die nur in ausgesuchten Städten antrat, konnte mit sieben Prozent erneut zulegen.

In der zweiten Runde ging es um die Mehrheiten in knapp 6500 Kommunen. Vor einer Woche war in fast 37 000 Kommunen gewählt worden. Dabei landeten die Listen der Linksparteien mit 38,2 Prozent abgeschlagen hinter den rechten Parteien, die 46,4 Prozent erzielten. Die Front National kam landesweit auf 4,7 Prozent. Nun fiel die Entscheidung in Kommunen, in denen keine Liste eine absolute Mehrheit erreichen konnte.

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