Kommentar zur Chipfabrik im Saarland Eine gute Nachricht

Meinung · Im saarländischen Ensdorf will ein US-Konzern eine neue Chipfabrik bauen. Für die Bundesregierung und die EU ist diese Investition ein großer Erfolg, so Birgit Marschall in ihrem Kommentar.

 Das stillgelegte Kraftwerk Ensdorf. Der US-Konzern Wolfspeed will im Saarland eine moderne Chipfabrik bauen.

Das stillgelegte Kraftwerk Ensdorf. Der US-Konzern Wolfspeed will im Saarland eine moderne Chipfabrik bauen.

Foto: dpa/Boris Roessler

Es wirkt wie eine prompte, triumphierende Antwort der Politik auf das Drängen der Wirtschaftsverbände, den Industriestandort Deutschland zu retten: Kanzler und Vize-Kanzler reisten am Mittwoch nach Ensdorf im Saarland, wo der US-Konzern Wolfspeed eine milliardenschwere Chipfabrik errichten will. Scholz und Habeck wollten unbedingt dabei sein, wenn Konzernchef Lowe den Bau der neuen Halbleiterproduktion mit 1000 Arbeitsplätzen auf dem Gelände einer ehemaligen Kohlegrube ankündigt.

Für die Bundesregierung und die EU ist diese Investition zweifelsohne ein großer Erfolg, ein Coup: In Zeiten, in denen Europa im Wettlauf um Zukunftstechnologien mit China und den USA ins Hintertreffen zu geraten droht, überzeugt der Standort im Herzen Europas ein auf seinem Gebiet führendes US-Unternehmen. Die Investition im Saarland reiht sich ein auf der länger werdenden Liste von Großprojekten der Chipindustrie in Deutschland. Auch der Saarland-Coup kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Standortprobleme Deutschlands nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs zugenommen haben und nur mit hohen Subventionen zugedeckt werden können.

Die Energiekosten hierzulande sind fünf Mal höher als in den USA, weshalb viele europäische Unternehmen mit Investitionen in den USA liebäugeln. Die europäische Antwort auf das 390 Milliarden US-Dollar schwere Subventionspaket der USA, dem Inflation Reduction Act, ist am Mittwoch ebenfalls gefallen: Mit einem „Green Deal Industrial Plan“ will die EU verhindern, dass die heimische Industrie abwandert. Der 1. Februar war insgesamt ein guter Tag für Deutschland und Europa – ungeachtet aller Standortprobleme.

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