Folge niedriger Zinsen Allianz will Altbestände an Lebenspolicen verkaufen

München · Der Branchenriese Allianz will Altbestände an traditionellen Lebenspolicen verkaufen. Deutsche Versicherungen sind allerdings ausgenommen. Noch kann die Politik offenbar genügend Druck machen.

Geschäftlich läuft es für den Münchner Versicherer zum Halbjahr 2018 ziemlich rund.

Geschäftlich läuft es für den Münchner Versicherer zum Halbjahr 2018 ziemlich rund.

Foto: picture alliance / dpa

Mit traditionellen Lebenspolicen ist weltweit in Zeiten niedriger Zinsen nicht mehr viel Staat zu machen. Deshalb geht nun auch Branchenriese Allianz daran, entsprechende Altbestände zu verkaufen. Einzige, aber für heimische Lebensversicherte bedeutende Ausnahme, ist Deutschland, betonte Allianz-Finanzchef Giulio Terzariol zur Vorlage einer Zwischenbilanz. Jenseits deutscher Grenzen seien weitere Verkäufe aber möglich. Bereits vor zwei Jahren hatte die Allianz in Südkorea einen solchen Bestand abgestoßen. Nun wurde auch in Taiwan ein solches Lebensversicherungsportfolio verkauft und das unter einigen Schmerzen. Die Bilanz für das zweite Quartal 2018 wurde dadurch mit 220 Millionen Euro belastet, weil bei der Abgabe ein Buchverlust angefallen ist.

Deutsche Lebensversicherungsbestände wollen die Münchner nicht auskehren, weil das Geschäft hierzulande hochprofitabel ist und wegen emotionaler Verbundenheit zum Heimatmarkt, sagte Terzariol. Auf die Vermutung, dass die Zurückhaltung politische Gründe hat, ging der Manager nicht ein. Andere Versicherer stoßen auch in Deutschland traditionelle Lebensversicherungsbestände im großen Stil ab. Jüngstes Beispiel war die Generali Deutschland. Altverträge beinhalten teils noch hohe Garantieversprechen, deren Refinanzierung an den Kapitalmärkten immer schwerer fällt.

Ein Verkauf von Altverträge belastet aber andererseits das Image und damit das Neugeschäft. Auch die Politik hat in Deutschland wiederholt gegen einen Verkauf von Lebenspolicen diverser Gesellschaften Front gemacht. Das ist wohl der wichtigste Grund, warum die Allianz in dieser Frage nun allerdings nur noch in Deutschland ein verlässlicher Partner für seine Kunden bleibt.

Geschäftlich läuft es für die Münchner zum Halbjahr 2018 indessen ziemlich rund, was vor allem auch auf den deutschen Markt und den Verkauf von Lebenspolicen neuen Zuschnitts mit reduzierten Garantien sowie die Vermögensverwaltung zurückzuführen ist. Über alle Sparten sind die Einnahmen nach sechs Monaten um knapp zwei Prozent auf gut 67 Milliarden Euro gestiegen, wobei Währungseffekte gedämpft haben. Die operativen Gewinne waren um knapp zwei Prozent auf 5,8 Milliarden Euro rückläufig, sind damit aber gut im Zielkorridor für das Gesamtjahr von 10,6 bis 11,6 Milliarden Euro.

Belastungen durch einige Großschäden hat die Allianz dabei im ersten Halbjahr gut verdaut. Aktienrückkaufprogramme in Milliardenhöhe verdeutlichen die innere Stärke des Konzerns. Die Allianz werde 2018 voraussichtlich in der oberen Hälfte der prognostizierten Gewinnspanne landen, sagte Terzariol. Analysten halten teils noch mehr für möglich.

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