Generationen-Austausch im Königswinterer Seniorenheim

Sieben Schülerinnen der Christophorusschule besuchen regelmäßig Bewohnerinnen im Cura-Seniorenheim. Dabei haben sich Alt und Jung viel zu erzählen.

Königswinter. Die von Lebenslinien geprägte Hand von Mechthilde Assenbacher berührt sanft den Arm der 19-jährigen Carolin Ingwersen. Die beiden Frauen lachen. Es wird deutlich: Sie verstehen sich prächtig.

66 Lebensjahre liegen zwischen ihnen, aber ihre Begegnung ist keineswegs die zwischen Großmutter und Enkelin: Die Beiden haben sich jüngst erst kennengelernt. Die Königswinterinnen sind Teil der Vorlese-Arbeitsgemeinschaft der Jugenddorf-Christophorusschule und des Seniorenheims Haus Katharina der Cura, Katholische Einrichtungen im Siebengebirge.

Kommentar Lesen Sie dazu auch " Begegnungen mit Sinn"Seit Oktober treffen sich Alt und Jung einmal wöchentlich in der Einrichtung in der Altstadt, nur einen Steinwurf vom CJD entfernt. Die Idee zu der AG hatte Lehrer Lukas Vreden. Die Treffen zwischen Schülerinnen und Seniorinnen bildeten eine Ergänzung zu den "üblichen" Arbeitsgruppen, ist Vreden gewiss: "Es geht darum, Sinn zu vermitteln, andere Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und zu spüren, dass gerade das glücklich macht."

Die Treffen sind beredter Beleg für seine Worte. Was als Vorlese-Runde begann, ist längst viel mehr geworden, freut sich auch Claudia Riemke, Leiterin des soziokulturellen und therapeutischen Dienstes bei der Cura: Begegnungen zwischen Generationen, gar mit freundschaftlichem Charakter.

"Ich bin tief beeindruckt von dem, was zwischen den Jugendlichen und den älteren Menschen passiert und würde mir wünschen, dass wir das künftig öfters machen", sagt Riemke. Auch Lukas Vreden sieht sich bestätigt. "Etwas zu geben und dadurch selbst beschenkt zu werden, das macht langfristig glücklich."

Die "Jüngste" im Haus Katharina ist übrigens 85, die Älteste 101 Jahre alt. Während die Schülerinnen Zukunftspläne schmieden, schauen ihre "AG-Partnerinnen" auf teils bewegte Leben zurück. Wie sehr die 85-jährige Mechthilde Assenbacher in sich ruht, das beeindruckt die 19-jährige Carolin Ingwersen am meisten.

"Ich glaube, ich kann viel von ihr lernen", sagt die Schülerin. Immer montags sehen sich die zwei Frauen, klönen, tauschen sich aus. Und lachen viel. Natürlich, es geht auch um ernsthafte Dinge, um den Krieg, den Assenbacher erlebt hat, um Verluste und Schicksalsschläge. "Mich bereichern unsere Gespräche sehr. Und ich versuche auch, ihr mein Leben näher zu bringen", sagt Carolin Ingwersen.

Elena Sieben und Martha Trimborn spazieren derweil durch den Garten; die 18-Jährige schiebt Martha Trimborn im Rollstuhl. 101 Jahre ist die Seniorin alt. Wenn die Schülerin ihr etwas sagen möchte, beugt sie sich vor, spricht lauter. "Wir nutzen die gemeinsame Zeit für Dinge, die Martha gerne macht", sagt Elena Sieben. Mühle spielen gehört dazu: Mal gewinnt die Jüngere, mal die Ältere. Und auch bei diesen beiden gibt es immer etwas zu schmunzeln.

Anfängliche Scheu zwischen den Schülerinnen und den Seniorinnen hat sich schnell in Vorfreude auf die nächsten Treffen gewandelt. "Wenn wir uns montags sehen, dann fängt meine Woche gut an", sagt Seniorin Erna Böhringer über die Besuche von Christina Gies. Die 18-Jährige half der 73-Jährigen beim Einleben im Seniorenheim.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich es hier schaffen würde", so Erna Böhringer und lächelt die Schülerin an. Bis die Abiturientin nach ihrem Schulabschluss für ein Jahr nach Afrika geht, wollen sich die zwei Frauen noch oft sehen. "Und dann werden wir uns schreiben", ist Christina Gies ganz sicher.

Das ProjektDie Idee, junge und ältere Menschen zusammen zu bringen, hatte Lukas Vreden, Lehrer an der Christophorusschule in Königswinter. An der AG nehmen sieben Schülerinnen der Jahrgangsstufen zwölf und 13 teil, die auf Senioren im Alter von 85 bis 101 Jahren treffen. Neben dem Dienst am Mitmenschen sollen die Schülerinnen eine Möglichkeit haben, den eigenen Horizont zu erweitern.
Die Christophorusschule arbeitet dafür mit dem Cura-Seniorenheim zusammen. Im Haus Katharina hat sich Claudia Riemke, Leiterin des soziokulturellen und therapeutischen Dienstes, des Projektes angenommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort