GA-Serie "Mobil in der Region" Norbert Reinkober: „Die Züge stehen im Stau“

Köln · Auf dem Schienennetz in der Region ist es eng geworden. Viele Regionalzüge müssen sich die Trassen mit Fern- und Güterverkehr teilen - Folge: Verspätungen. Ohne einen Ausbau der Infrastruktur gehe es nicht, sagt NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober im GA-Interview.

Was ist das Problem mit dem Bahnnetz in der Region?
Norbert Reinkober: Wir haben ein Mischnetz. Nur auf einem kleinen Teil der S-Bahn-Strecken gibt es keine Überlagerung von Nah-, Fern- und Güterverkehr. Dort läuft es gut, wenn auch grenzwertig. Auf den anderen Teilen des Netzes herrscht eine Konkurrenz zwischen den Verkehrsarten. Auf dem Kölner Eisenbahnring, inklusive aller Zulaufstrecken, muss etwas geschehen. Die Züge stehen im Stau.

Was wollen Sie dagegen tun?
Reinkober: Der NVR hat zusammen mit der Deutschen Bahn und dem Land ein Gutachten auf den Weg gebracht, das 15 einzelne Baumaßnahmen auflistet. Diese wollen wir nun realisieren. Das braucht aber seine Zeit. Gut ist, dass die ganze Region von Aachen bis Gummersbach dahintersteht. Es ist auch ein super Erfolg, dass der Knotenpunkt Köln in die oberste Kategorie des Bundesverkehrswegeplans hineingekommen ist.

Kommt der Bahnknotenpunkt wirklich so gut weg?
Reinkober:Früher gab es keine Kategorisierung von ganzen Knoten, sondern nur für einzelne Ausbaumaßnahmen. Nun gibt es eine gezielte Untersuchung der fünf engsten Stellen im deutschen Bahnnetz: Köln, Frankfurt, München, Hamburg und Mannheim. Wir haben es geschafft, in die oberste Kategorie zu kommen, eben weil der Bedarf so groß ist.

Geplant ist auch eine linksrheinische S-Bahn-Strecke zwischen Köln und Bonn. Wie ist der Sachstand?
Reinkober: Ohne den Ausbau des Bahnknotenpunkts Köln kann das nicht realisiert werden. Wir haben aber auch ein Gutachten für den S-Bahn-Ausbau aufgesetzt. Im Bundesverkehrswegeplan ist der Ausbau zwischen Köln und Bonn ebenfalls schon erwähnt. Und wir müssen und sollten die Planungen bereits jetzt intensiv vorantreiben. Die Politik der gesamten Region steht fest und fraktionsübergreifend hinter dieser wichtigen Infra-strukturaufgabe, das ist sehr erfreulich. Aber Intrastrukturausbau benötigt viel Zeit. Insofern macht es Sinn, hier mit aller Macht die Planungen zu starten.

Was würde sich für die Pendler verbessern?
Reinkober: Bisher gibt es dort nur zwei Gleise, auf denen Nah-, Fern- und Güterverkehr fährt. Es gibt immer wieder Konflikte, weil es keine ordentlichen Überholstellen für Güterverkehr gibt. Daher brauchen wir den Ausbau auf diesem Abschnitt – zum Vorteil des Nah-, aber auch des Güterverkehrs.

Wie sieht es mit dem Gutachten zur Elektrifizierung von Voreifel- und Eifelstrecke aus?
Reinkober: Der Gutachter hat seine Arbeit aufgenommen. Die ersten Gespräche haben stattgefunden. Zudem will das Land einen Extratopf für die Elektrifizierung von Strecken auflegen. Davon muss auch der Nahverkehr Rheinland profitieren.

Ist eine durchgängige Zweigleisigkeit auf der Voreifelstrecke eine Option?
Reinkober: Eine Option ist das. Die Frage ist, wie realisierbar sie ist. Mit einer Elektrifizierung gewinnen wir durch den Einsatz anderer Fahrzeuge mehrere Minuten.

Die DB Regio hat allerdings auch für die Eifel- und Voreifelstrecke einen Vertrag mit Dieselfahrzeugen bis 2033. Das Unternehmen wird wohl nicht einfach so seine Fahrzeuge auswechseln.
Reinkober: Das müsste natürlich vergaberechtlich sauber geschehen. Wir müssten dann mit DB Regio eine Regelung finden, die Fahrzeuge auf anderen Strecken einzusetzen. Dass diese Regelung aus rechtlicher und verkehrlicher Sicht sinnvoll und in Abstimmung mit dem Verkehrsunternehmen geschehen muss, versteht sich von selbst.

Ende 2017 soll der neue Bahnhaltepunkt an der Bonner Museumsmeile eröffnet werden. Kann das belastete Netz das verkraften?
Reinkober: Der Haltepunkt ist schon seit Jahren in den Betrieb eingeplant. Bereits bei der Ausschreibung zur Strecke Köln – Koblenz – Mainz, die heute durch die Mittelrheinbahn bedient wird, war der Haltepunkt ein fester Bestandteil. Unseren Prognosen nach wird der Haltepunkt Bonn-UN-Campus sehr erfolgreich. Die Fahrgäste werden ihn gut annehmen.

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