"Baum des Jahres" für Grafenwerth Ein Krankheitsfall durchkreuzt Pläne des Pflanztrupps

BAD HONNEF · Wo ist nur das Loch? Es war ein illustres Grüppchen, das suchenden Blickes über die Insel Grafenwerth tigerte, allen voran die Landtagsabgeordnete Andrea Milz in ihrer Funktion als Vorsitzende des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), gefolgt von Bürgermeisterin Wally Feiden, einigen Pressevertretern sowie 37 Kindern der Rhöndorfer Grundschule und ihren Lehrern.

 Jeder Baum hat ein Lied verdient: Die Rhöndorfer Grundschüler auf Grafenwerth.

Jeder Baum hat ein Lied verdient: Die Rhöndorfer Grundschüler auf Grafenwerth.

Foto: Frank Homann

Eigentlich sollte an diesem Vormittag hier der Baum des Jahres 2014 gepflanzt werden - doch weder die junge Trauben-Eiche, noch das dazugehörige Erdloch oder die notwendigen Spaten waren aufzufinden. All das hätte eigentlich, wie in den Vorjahren, von Forstmitarbeitern vorbereitet werden sollen. Und da alle annahmen, dass dies geschehen sei, begaben sie sich auf die Suche - vergeblich. Milz nahm es mit Humor: "Wir sind ja hier im Rheinland. Da können auch schon mal Löcher verschwinden." Tatsächlich stellte sich heraus, dass besagtes Loch noch nicht da war. Und das Bäumchen wartete noch in der Baumschule. Grund war ein Krankheitsfall.

Macht nichts, dachte sich der "Baumpflanztrupp". Statt der Trauben-Eiche, die aber noch auf der Insel gepflanzt wird, wurde kurzerhand ein vorhandenes Bäumchen "besungen", das es sicherlich nicht weniger verdient hat. Schließlich wollten die Rhöndorfer Grundschüler ihr Baum-Lied nicht umsonst einstudiert haben. Seit vielen Jahren ist es nämlich Tradition, dass die Rhöndorfer Pänz bei der Baumpflanzaktion der SDW singen. Auch ein Gedicht und eine Geschichte wurden für den "Baum des Jahres" vorgetragen. Einziges Manko: um was für ein Bäumchen es sich handelt, um das man sich nun ersatzweise versammelt hatte, wusste keiner so genau.

Das kleine Metallschild, auf dem der Name nachzulesen gewesen wäre, fehlte - wie übrigens auch bei den anderen bisherigen Bäumen des Jahres auf der Insel. "Die Schilder sind alle innerhalb von wenigen Tagen nach der Pflanzaktion geklaut worden", berichtete Milz. Da die Sonderanfertigungen von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald teuer bezahlt worden sind, werden jetzt keine neuen mehr geordert. Auch wenn die Grundschüler die Trauben-Eiche an diesem Tag nicht zu Gesicht bekamen, über den Baum des Jahres 2014 wussten sie dennoch schon einiges. Dass er vielen Lebewesen ein Zuhause bietet, zum Beispiel. "Eichen werden gerne als Tierheim der Natur bezeichnet", erläuterte Milz. "Wohl keine andere Baumart bietet für so viele Tierarten Lebensraum." Es sollen allein mehr als 500 Arten von Insekten sein.

"Eichen kommen 300 Jahre, stehen 300 Jahre und vergehen 300 Jahre", sagt der Volksmund über den deutschen Nationalbaum. Es besteht also berechtige Hoffnung, den Baum des Jahres 2014 irgendwann auch auf der Insel Grafenwerth bewundern zu können.

Baum des Jahres 2014: Die Trauben-Eiche

Im Oktober jeden Jahres wird von einem Expertengremium, in dem die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Mitglied ist, der Baum des Jahres für das folgende Jahr ausgewählt, nach Seltenheit, weil er durch Waldschäden oder Baumkrankheiten gefährdet ist, eine besondere Bedeutung für die Menschen oder für ein Ökosystem hat. Die Trauben-Eiche, Baum des Jahres 2014, kann mehr als 1000 Jahre alt werden und hat eine mächtige Krone. Sie ist in fast ganz Europa verbreitet, mit Ausnahme von Spanien, Nordskandinavien und Nordosteuropa. Sie ähnelt sie der Stiel-Eiche. Unterschied: Bei der Trauben-Eiche hängen die Eicheln gehäuft am Zweig, bei der Stiel-Eiche an langen Stielen.

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