Einzelhandel in Königswinter „Oberpleis ist ein Ort mit sehr guter Entwicklung“

Königswinter · Königswinter hat ein kaufkräftiges Publikum, ist aber nicht in der Lage, dessen Geld in der Stadt zu halten. So lautet überspitzt die Botschaft der Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes, das Angelina Sobotta von der Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen (Köln) im Planungs- und Umweltausschuss vorstellte.

 Eine „sehr gesunde Struktur“ bescheinigt das neue Einzelhandelsgutachten Oberpleis.

Eine „sehr gesunde Struktur“ bescheinigt das neue Einzelhandelsgutachten Oberpleis.

Foto: Frank Homann

Seit Vorlage des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts für die Stadt Königswinter durch die BBE Handelsberatung im Jahr 2010 sind einige Jahre ins Land gegangen. Seitdem ist laut dem aktuellen Gutachten auf der Nachfrageseite der Kaufkraftkoeffizient, der zum Ausdruck bringt, wie viel Geld der Königswinterer mehr als der durchschnittliche Bundesbürger zur Verfügung hat, von 111,6 auf 117,9 beträchtlich gestiegen. Das einzelhandelsrelevante Nachfragevolumen ist im gleichen Zeitraum von 251,1 auf 286,2 Millionen Euro angewachsen.

Auf der Angebotsseite hat sich jedoch die Zahl der Einzelhandelsbetriebe zwischen 2010 und November 2016 von 239 auf 210 weiter verringert. 2004 waren es sogar noch 254. Die Verkaufsfläche hat zwar von 2010 bis 2016 von 51.660 Quadratmetern auf 55.420 Quadratmeter um 7,2 Prozent zugenommen. „Der Einzelhandel hat aber wesentlich weniger zugelegt als die Kaufkraft. Sie konnte nicht in der Stadt gebunden werden und wurde stattdessen etwa nach Bonn abgegeben“, sagte Sobotta.

Dabei stelle sich die Situation in den einzelnen Stadtteilen völlig unterschiedlich dar. Sorgenkind ist die Altstadt. Hier ist die Zahl der Einzelhandelsbetriebe in sechs Jahren von 65 auf 44 gesunken, die Verkaufsfläche von 4.830 auf 3.500 Quadratmeter zurückgegangen – bei 21 Leerständen, auch wenn sich hier in letzter Zeit eine positive Entwicklung abzeichnet.

„Es gibt keinen Magnetbetrieb mit über 800 Quadratmetern Verkaufsfläche“, so Sobotta. Auch der Blick auf die Struktur des Einzelhandels mache keinen Mut. „Wir müssen uns Gedanken machen, ob der Status eines Stadtteilzentrums noch gerechtfertigt ist“, stellte sie als klaren Handlungsauftrag an Verwaltung und Politik für die kommenden Jahre heraus. Die Altstadt ist eines von zwei Stadtteilzentren – neben Oberpleis.

Zu einem anderen Urteil kommt die Gutachterin in Oberpleis. „Die Hausaufgaben wurden hier seit 2010 gut gemacht. Das ist ein Standort mit einer sehr guten Entwicklung.“ Etwa, indem im ehemaligen Edeka-Markt am Busbahnhof ein Drogeriemarkt angesiedelt wurde. Die Zahl der Einzelhandelsbetriebe ist mit 47 (2010: 48) mit 8.555 Quadratmetern Verkaufsfläche (2010: 7.550) bei vier Leerständen (2010: 2) fast gleich geblieben.

Sobotta erkennt eine „sehr gesunde Struktur“. Auch dass es hier keine Vergnügungsstätten gibt, sieht sie als großen Vorteil. Da allerdings fast 6.000 Quadratmeter der Verkaufsfläche der Deckung des kurzfristigen Bedarfs dienen, rät sie dringend von der Ansiedlung weiterer Lebensmittelmärkte ab. Stattdessen sollten sich Läden mit einem hochwertigen Angebot für den mittel- und langfristigen Bedarf niederlassen.

Den größten Sprung in den vergangenen sechs Jahren hat Ittenbach gemacht. Obwohl die Zahl der Betriebe von 16 auf 15 zurückgegangen ist, hat die Verkaufsfläche durch das neue Einkaufszentrum von 2.575 Quadratmetern auf 5.295 Quadratmeter stark zugenommen.

„Die Entwicklung ist sehr positiv. Aber Ittenbach zieht auch Kaufkraft von anderen Standorten ab. Allein ein Drogeriemarkt versorgt 10.000 Einwohner. Dazu kommt die gute Verkehrsanbindung“, so Sobotta. Aber auch in Ittenbach sei nicht alles rosarot. Im alten Ortskern gebe es einige Leerstände. „Es geht jetzt darum, den Standort Einkaufszentrum mit dem alten Ortskern zu verbinden.“ Ziel müsse es sein, dass die Leute nicht nur mit dem Auto zum Einkaufszentrum vor- und wieder wegfahren.

Kaum Veränderungen gibt es in Nieder-/Oberdollendorf, Stieldorf und Heisterbacherrott/Thomasberg. Gerade bei letzteren spricht Sobotta von einem „sehr dünnen Besatz“ und einem „sehr mageren Angebot“ in der Ortsmitte. Sieben Einzelhandelsbetriebe bringen es hier zusammen gerade mal auf 545 Quadratmeter Verkaufsfläche. Das sind zwei Betriebe und 55 Quadratmeter weniger als noch 2010.

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