Ein Hoch auf Frau Münch Kabarett in der Oberen Burg Rheinbreitbach

RHEINBREITBACH · Mit seinem Programm "400 Jahre Kabarett" gastierte der gebürtige Südtiroler und Wahl-Bonner Konrad Beikircher in der Oberen Burg Rheinbreitbach und gewährte unterhaltsame Einblicke in die Lebensphilosophie des Rheinländers.

Baldige Wiederholung gewünscht: Konrad Beikircher in der Oberen Burg.

Baldige Wiederholung gewünscht: Konrad Beikircher in der Oberen Burg.

Foto: Frank Homann

„Ich glaube, so einen Abend sollten wir schnellstens wiederholen!“ Damit sprach der Vorsitzende des Förderkreises Obere Burg, Günter Ruyters, allen aus der Seele, die die zweieinhalb höchst amüsanten Stunden mit Konrad Beikircher erlebt hatten. Mit seinem Programm „400 Jahre Kabarett“ gastierte der gebürtige Südtiroler und Wahl-Bonner seit Studienzeiten in Rheinbreitbach.

Und er hatte sich spürbar wohl gefühlt in der familiären Atmosphäre in der Oberen Burg, die er schon von seinem Gastspiel beim Zirkus „Lollipop“ im Park der Burg im vergangenen Jahr kannte.

„Wejen mir jern“, war Beikirchers Antwort auf Ruyters Einladung. Zuvor hatte er das Publikum auf eine Zeitreise mitgenommen. Sie begann vor 400 Jahren – so lange sei er, zumindest gefühlt, schon im Rheinland – im Jahr 1619 beim Brüsseler „Männeken Piss“, schon zu seiner Zeit Symbol für Satire und Ironie, eine Ikone der Kleinkunst, und endete beim Trumpens Donald, dem man Haare implantiert und dabei „blöderweise“ zu tief eingestochen habe. Nur so könne man etwa die Mauerbau-Pläne des US-Präsidenten erklären.

Von der großen Politik kam der Kabarettist schnell ins Rheinland, in dem der 73-Jährige nun seit fast 54 Jahren zu Hause ist. Und schon war er beim „Knötchens-Verein“, so genannt nach der Frisur seiner Mitglieder, alle Dutt tragende Witwen. Wie seine Zimmerwirtin zu Bonner Studienzeiten, die Frau Münch vom Friedensplatz. „Sie war ein wirkliches Original und gehörte zu der heute ausgestorbenen Spezies von Studenten-Ersatzmüttern“, erzählte Beikircher.

Lebensphilosophie des Rheinländers

Seinem Wohlwollen tat auch keinen Abbruch, dass er von Frau Münch bärbeißig als „Schweinekopp“ tituliert und jeden Morgen um 7.30 Uhr geweckt worden sei, um Züscholorie ze stediere. Das Psychologiestudium endete für Beikircher im Knast – in der JVA Siegburg als Gefängnispsychologe, in der er die „Lebensphilosophie des Rheinländers“ kennenlernte, der etwa einen Tag Sonderurlaub beantragt, um nach acht Tagen wieder zum Dienst zu erscheinen.

Seine Erklärung vor dem Personalrat: „Wat soll ich sache, et wor schön!“ Lakonische Reaktion des Vorsitzenden auf das Dienstvergehen: „Jo, wenn et denn schön wor!“ Und schon war Beikircher bei Redensarten, für ihn die „Fenster in die Seelen der Menschen“. Etwa des „akkeraten“ Handwerkers, der Stunden zu spät kommt und erklärt: „Ich han se nit verjesse, ich han nur nit dran jedaach!“

Die Jahre im rheinischen Universum haben dem Imi aus Italien typische Aufforderungen wie „Saach hüürens“ oder „Lassen se mich nit lüje“ nähergebracht. Ebenso den rheinischen Irrealis: „Falls noch jet op em Konto sein sollt“. Oder die Möglichkeit, Kompliziertes mit einer „Relativverschränkung“ äußerst knapp zu formulieren: „Dozu, wo mer ewens drüwer von dran woren, wollt ich Se noch ens jet jefracht han!“

Und natürlich ließ Beikircher Frau Roleber wieder aufleben, mit deren wöchentlichen „Mono-Dialogen“ im WDR seine Kabarettistenkarriere 1984 begann. In schrillen Tönen schilderte sie fast schon keifend in der Oberen Burg ihrer „Gesprächs“-Partnerin Frau Walterscheidt büttenredenreif die Beerdigung der 130 Kilo schweren Karnevalistin Frau Ippenich am Ruusenmondaach.

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