Lied-Duo-Wettbewerb Hochkarätiger Wettstreit in Sankt Augustin
SANKT AUGUSTIN · Ein schwarzer Steinway-Flügel inmitten des großen, fast leeren Ratssaals und sechs Tische, an denen sechs Musikprofis gespannt auf das warteten, was man ihnen darbieten würde. Der zweite Lied-Duo-Wettbewerb, den der Musik- und Literaturverein Verein Cantando Parlando nach Sankt Augustin geholt hat, sucht in Deutschland seinesgleichen.
Nur in München, Wien und Dortmund gibt es vergleichbare Wettbewerbe, bei denen Nachwuchstalente als Zweiergespann mit Gesang und am Klavier vortragen. Weniger die Preisgelder als die Möglichkeit zu Auftritten vor großem Publikum lockten die Teilnehmer aus ganz Deutschland nach Sankt Augustin.
Vorsingen vor einer Jury? Das kennt man doch aus dem Privatfernsehen. Das herzhafte Lachen der Jury über diese Feststellung, allen voran vom Ehrenvorsitzenden Norman Shetler - in den USA geborener Pianist, emeritierter Musikhochschulprofessor in Würzburg und Wien, sowie Leiter mehrerer Meisterkurse - war bis ins Foyer des Ratssaales zu hören. "Nein, damit ist es nun wirklich nicht vergleichbar," stellte Pianist und Jury-Kollege Dominikus Burghardt klar: "Wir sprechen mit dem Wettbewerb fortgeschrittene Studierende an, die es gewohnt sind, in bestimmten Situationen und vor Publikum vorzutragen."
In einem Vorentscheid hatte die Jury eine Auswahl für den Wettbewerb ermittelt. Nun, beim ersten öffentlichen Vorsingen, ging es um das große Ganze, so Ingrid Schmitthüsen. Die Sängerin, Initiatorin der Konzertreihe "Im Zentrum Lied" saß mit Rachel Robins, Sängerin und Dozentin an der Folkwang Universität der Künste in Essen, und Hans Winking, Musikwissenschaftler und Redakteur der WDR 3-Sendung "Klassik Forum", am Jurytisch. "Man muss mehr als nur die Töne treffen, das ist Voraussetzung", sagte Schmitthüsen. "Wir bewerten das Lied-Duo als Team, die Kommunikation untereinander, die Widersprüche zwischen Gesang und dem 'sprechenden Klavier' und die gegenseitigen Ergänzungen."
Dass man diesen Wettbewerb mit nationaler Strahlkraft und internationaler Jury ausgerechnet in Sankt Augustin ausrichten konnte, liegt an "manchmal unerklärlichen Zusammenhängen, die sich so fügen", klärte Dominikus Burghardt mit einem Augenzwinkern auf: Dem Engagement Krafft-Aretin Eggerts, dem Vorsitzenden von Cantando Parlando, und der guten Infrastruktur mit Hotels, guter Verkehrsanbindung, idealer Akustik des Ratssaals und genügend Übungsräumen in der Musikschule sei die Entscheidung geschuldet gewesen.
