Erinnerung an Novemberpogrom Bornheim begeht 75. Jahrestag der Novemberpogrome

MERTEN · Sie war ein düsteres Vorzeichen für den späteren Völkermord der Nazis an den europäischen Juden: die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, die als "Reichspogromnacht" in die Geschichte einging.

 Mehr als 200 Gäste kamen zur Gedenkveranstaltung nach Merten.

Mehr als 200 Gäste kamen zur Gedenkveranstaltung nach Merten.

Foto: Wolfgang Henry

Zum Gedenken an die schrecklichen Ereignisse, die sich vor 75 Jahren auch in Bornheim zutrugen, lud die Stadt Bornheim am Sonntagabend unter dem Motto "Erinnern für heute und morgen" in die Aula der Heinrich-Böll-Schule in Merten ein. "Ein Verdrängen und Vergessen soll es in Bornheim nicht geben.

Auch heute noch müssen wir wachsam bleiben und uns entschieden jeder Form der Ausgrenzung entgegenstellen", sagte Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler. Die rund 200 Gäste erwartete ein Bühnenprogramm, an dem neben der Heinrich-Böll-Schule, der Europaschule und dem Alexander-von-Humboldt-Gymanasium auch Jugendeinrichtungen mitwirkten.

Mit zwei Projekten war die Europaschule vertreten: Die Schüler des Geschichtskurses der Klasse 10a stellten eine Broschüre vor, die sich mit dem Thema "Widerstand" im Dritten Reich beschäftigt. Dokumente und Lebenslauf des Kölners Georg Heymann standen den Teilnehmern zur Verfügung.

"Den Schülern war es wichtig, das Wirken 'unbekannter' Leute im Widerstand darzustellen. Auch das Risiko und die Konsequenzen dieses mutigen Handelns sollten gezeigt werden", so Kursleiterin Silke Ross.

In Form von Postern stellten die Schüler des bilingualen Geschichtskurses der Jahrgangsstufe 9 Schicksale jüdischer Kinder dar, die im so genannten "Kindertransport" nach Großbritannien ausreisten, um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen. "Die meisten Kinder haben ihre Familien niemals wieder gesehen", berichtet Sylvia Krautstein.

Schüler des Zusatzkurses "Geschichte" des Alexander von Humbold-Gynasiums präsentierten einen selbst produzierten Dokumentarfilm mit Zeitzeugen-Interviews. In der 17-minütigen Einspielung von ihren Erlebnissen, Eindrücken und ihrem persönlichen Widerstand gegen das Regime.

Die Teilnehmer der "Denkmal Aktiv-AG" der Heinrich-Böll-Sekundarschule enthüllten ihren Beitrag zum Gedenken an die Novemberpogrome auf der Bühne. Gemeinsam mit dem Steinmetz Gerd Gemünd hatten die 14 Schüler mit Hammer und Meißel eine Steinstele geschaffen, die künftig auf dem Schulgelände Platz finden soll. "Zunächst haben wir uns auf die Spuren jüdischen Lebens in Bornheim begeben", erzählt der stellvertretende Schulleiter Christoph Kaletsch.

"Wir haben den ehemaligen Standort der Bornheimer Synagoge, den jüdischen Friedhof und das einstige jüdische Bethaus in Hersel besucht." Nachdem die Schüler den Stein bearbeitet hatten, vollendete der Steinmetz das Werk mit einem Davidsstern und den Daten "10.11.1938 und 10.11.2013."

Während die "Reichspogromnacht" in Deutschland auf den 9. November datiert wird, ereigneten sich die antisemitischen Vorfälle in Bornheim vor allem am 10. November 1938, an dem auch die Synagoge an der Königsstraße in Brand gesetzt wurde.

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