Investor sorgt für Verwirrung Steht Bornheimer Windpark auf der Kippe?

Bornheim · Laut Stadt und Kreis hat sich Enercon nach elf Jahren vom Bau der Windräder in Sechtem zurückgezogen. Die Firma plant jedoch angeblich nur um. Das Thema beschäftigt am Dienstag den Umweltausschuss.

Es herrscht Verwirrung um den Bornheimer Windpark. Nach Angaben der Bornheimer Stadtverwaltung wird der Investor Enercon nach elf Jahren Planung in Sechtem keine Anlagen mehr errichten. Der Grund: nicht wirtschaftlich genug. Allerdings sieht Enercon das anders und teilt der Redaktion schriftlich mit, dass das Unternehmen daran festhalte, in Bornheim einen Windpark zu realisieren.

„Anderslautende Presseberichte, denen zufolge wir von dem Vorhaben Abstand nehmen würden, entbehren jeder Grundlage“, schreibt Felix Rehwald, Sprecher des Investors. „Derzeit wird geprüft, unter welchen Voraussetzungen sich an dem Standort Windenergieanlagen eines moderneren und effizienteren Anlagentyps errichten lassen. Diese Prüfung einer Umplanung des ursprünglich geplanten Projekts ist noch nicht abgeschlossen“, heißt es weiter.

Rhein-Sieg-Kreis sieht das Verfahren für beendet an

Auf Nachfrage des General-Anzeigers beim Rhein-Sieg-Kreis heißt es allerdings, der Antrag des Investors Enercon sei zurückgezogen worden. „Damit ist das Verfahren offiziell beendet“, erklärt Anja Roth, Sprecherin beim Kreis. Kreisumweltdezernent Christoph Schwarz bedauert es, dass der Windpark an der betroffenen Stelle nicht mehr errichtet wird. „Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwer es ist, insbesondere in der Rheinschiene, wo die Bebauung so dicht ist, etwas für die regenerativen Energien zu tun.“

Das bestätigt Enercon-Sprecher Rehwald: „Ja, es ist richtig, dass wir den Antrag zurückgezogen haben und damit das Verfahren beendet ist. Allerdings wollen wir schauen, ob an dem betroffenen Standort ein anderer Anlagentyp errichtet werden kann. Wenn ja, bleibt noch zu klären, wie viele Anlagen dann möglich sind.“

Zum Hintergrund: Ursprünglich sollten Windräder des Typs „E-92“ mit einem Rotordurchmesser von 92 Metern, einer Nennleistung von 2,35 Megawatt und einer Nabenhöhe von 104 Metern entstehen. Die Gesamthöhe hätte 150 Meter betragen – von der Fundamentoberkante bis zur Rotorblattspitze. „Der Trend geht aber zu einer höheren Nennleistung, sprich: bis zu vier Megawatt, und einem Rotordurchmesser zwischen 115 bis 130 Metern. Das hat den Vorteil, dass mehr Windenergie in elektrische umgewandelt werden kann“, erklärt Rehwald.

Stadt sucht anderen Investor

Bei der Stadt Bornheim ist man über die Aussagen des Investors irritiert. „Bezüglich der betroffenen Windkraftkonzentrationszone ist Enercon nicht mehr dabei“, sagt Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD). „Wir sind in Gesprächen mit anderen Investoren, die auf der betroffenen Fläche Anlagen errichten können, die auch wirtschaftlich sind.“

Henseler räumt ein, dass der Standort zwar intensiv besiedelt sei und der Flughafen Köln-Bonn in der Nähe. Dennoch sei er ideal, weil die Transportwege zu den Netzbetreibern nicht weit seien. „Grundsätzlich ist der Windpark nicht vom Tisch“, betont der Verwaltungschef. „Der Rat hat sich für den Windpark im Stadtgebiet ausgesprochen. Jetzt ist die Frage: Wie kann Bornheim regenerative Energien fördern und unterstützen?“

Eine Biogas- und Photovoltaikanlage gebe es schließlich schon. „Mit Hilfe eines Fachanwaltes wollen wir uns beraten lassen, ob im Stadtgebiet auch ein anderer Bereich infrage kommen würde. Auf den Vorgebirgshöhen wollen wir allerdings keine Windräder.“ Über das Thema diskutieren die Mitglieder des Umweltausschusses an diesem Dienstag.

Von sechs auf drei Windräder reduziert

Wie berichtet, wollte Enercon mit Sitz im ostfriesischen Aurich ursprünglich sechs Windräder realisieren, letztlich waren es noch drei. Das Bundesamt für Flugsicherung (BAF) beziehungsweise die Deutsche Flugsicherung hatten Bedenken wegen des Sicherheitsabstandes der Windräder angemeldet. Daraufhin hatte der Rhein-Sieg-Kreis als Genehmigungsbehörde ein Gutachten in Auftrag gegeben. In der Folge musste der Investor die Anzahl der Windräder reduzieren.

Die Vergütung des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes (EEG) liegt weniger als bei fünf Cent pro Kilowattstunde. Bei der Strompreisbörse in Leipzig erhält man zwischen drei und vier Cent pro Kilowattstunde (früher 20 Cent), die hinzu kommt. Bei einer Anlage mit drei Windrädern wäre Enercon nicht einmal auf zehn Cent gekommen.

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