Gesamtschule Rheinbach Große Skepsis gegenüber dem Modell

RHEINBACH · Die Gesamtschule als anerkannte Schulform, die alle Bildungswege offen hält und auch Spätentwicklern eine Chance gibt? Oder als Mittelmaß-Lösung, in der die schwächeren Schüler auf der Stecke bleiben? Kontrovers ging es zu bei der Podiumsdiskussion "Pro & Contra Gesamtschule", zu der die Elterninitiative "Schulvielfalt in Rheinbach" am Mittwochabend ins Foyer der Stadthalle geladen hatte.

Rund 100 Teilnehmer verfolgten gespannt die Beiträge der geladenen Referenten und brachten sich bei der anschließenden Diskussion auch selbst rege ein.

Unter der Moderation von Gerhard Düsterhaus begrüßte Gastgeber und "Schulvielfalt"-Sprecher Christian Hillgruber die Podiumsgäste: Hans Rieck, Leiter des Erzbischöflichen Sankt-Joseph-Gymnasiums, Hauptschul-Rektor Adolf Füllenbach, Stefan Schwarzer, Leiter des Städtischen Gymnasiums, Realschul-Konrektorin Monika Porath sowie Jochen Herchenbach, ehemaliger Konrektor der Gesamtschule Hennef, als Vertreter der Gesamtschul-Initiative Rheinbach.

Die Leiter der weiterführenden Schulen machten allesamt deutlich: Rheinbach verfügt bereits über ein starkes Netz engagierter Schulen. "Vom guten Ruf meiner Hauptschule kann ich mir aber nichts mehr kaufen", leitete Hauptschulrektor Adolf Füllenbach zum Kernthema des Abends über: zur Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der bestehenden Schullandschaft aufgrund sinkender Akzeptanz der Schulformen Haupt- und Förderschule.

Trotz der vorangegangenen Informationsveranstaltungen wurden wiederum Stimmen im Plenum laut, lieber alles beim Alten zu belassen. Und so bedurfte es mehrerer Erklärungsansätze Füllenbachs, dass der Erhalt der Hauptschule nicht nur mangels Schülerzahlen, sondern auch aufgrund fehlender Heterogenität des Leistungsniveaus keine wünschenswerte Option mehr darstellt. "Die Kinder haben eine Zukunft verdient, daher wäre es mir recht, wenn wir eine gute neue Schulform finden."

Auch "Schulvielfalt"-Vertreter Christian Hillgruber sah die Notwendigkeit von Veränderungen. Er deutete seine mit Füllenbach übereinstimmende Präferenz für eine Sekundarschule an, die freilich ähnlich wie eine Gesamtschulgründung auf eine Preisgabe der Realschule und des dreigliedrigen Schulsystems hinausliefe. Einer Gesamtschulgründung erteilte Hillgruber eine klare Abfuhr: "Im Vergleich zu anderen Schulformen schneidet die Gesamtschule bei der Qualität der Lehre schlecht ab.

Qualitativ gute Gesamtschulen gibt es nur bei entsprechend hohem Anteil von Schülern mit Gymnasialempfehlung. Und das ist kein realistisches Szenario für Rheinbach, weil wir zwei leistungsstarke Gymnasien haben. Wir müssen eine schulpolitische Antwort auf das Hauptschuldilemma ohne dritte Oberstufe finden", so sein Appell.

Dem hielt Gesamtschulbefürworter Herchenbach entgegen, dass "selbst konservative Bildungspolitiker längst ihren Frieden mit der Gesamtschule gemacht haben" und die Rheinbacher Debatte "überholt" sei. Im Plenum zeigten sich Bedenken, wie eine Gesamtschule die große Leistungsspanne ihrer Schüler unter einen Hut bekommen solle.

Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit dem Rahmenkonzept der Gesamtschule bietet die Gesamtschulbörse am kommenden Samstag, 12. Oktober, von 10 bis 13 Uhr in der Hauptschule.

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