Fußball Kritik, Visionen & Strategie: Heidel überzeugt Mitglieder

Gelsenkirchen · Mehr als der inzwischen als Aufsichtsratschef bestätigte Tönnies überzeugte Sportvorstand Heidel auf der Mitgliederversammlung. Vor knapp 10 000 Fans präsentiert er sich als Mahner und Visionär.

 Christian Heidel präsentierte sich vor den Anhängern als motivierter Visionär.

Christian Heidel präsentierte sich vor den Anhängern als motivierter Visionär.

Foto: Guido Kirchner

Aufsichtsratschef Clemens Tönnies ging aus dem Machtkampf auf Schalke als Sieger hervor. Doch der eigentliche Gewinner der Mitgliederversammlung war Christian Heidel.

Mit einer engagierten Rede präsentierte sich der 53-Jährige am Sonntag den knapp 10 000 Zuhörern als Mahner und "bis in die Haarspitzen" motivierter Visionär. Seine Hauptbotschaft traf den Nerv des von großen Emotionen und großer Titelsehnsucht geprägten Revierclubs. "Schalke hat fast 150 000 Mitglieder, Millionen Fans und ist der viertgrößte Verein Europas. Wenn wir diese unglaubliche Kraft und Energie bündeln, wird es schwer sein, uns aufzuhalten."

Heidel will gemeinsam mit seinem Wunschtrainer Markus Weinzierl, der am Montag seine Arbeit mit medizinischen Tests der Mannschaft aufnahm, den Fans, den Vorstandskollegen und dem Aufsichtsrat, der Tönnies nach dessen Wiederwahl als Chef des Gremiums bestätigte, ein neues "Schalke-Gefühl" entwickeln. Der "außergewöhnliche" Club verfüge über ein riesiges Potenzial.

Aber um noch erfolgreicher zu sein, fehle eine Gesamtstrategie. Der Verein müsse unabhängig von den Führungskräften ein langfristiges Konzept haben und danach sein Personal aussuchen. "Strategie und Philosophie sind wie das Dach eines Hauses, das von fünf Säulen getragen wird. Wackelt eine Säule, wackelt das Haus. Wackeln zwei, stürzt das Haus ein."

Heidel nannte wirtschaftliche Solidität, den Trainer "als wichtigste Person", eine gute Mannschaft, optimale Arbeitsbedingungen sowie die Stimmung und Atmosphäre in Stadt und Region als die fünf Eckpfeiler. Großen Nachholbedarf gegenüber der Bundesliga-Konkurrenz sieht er vor allem bei den Rahmen- und Arbeitsbedingungen.

Man wolle für eine bestmögliche Infrastruktur mit Büros, modernsten Kommunikationsmitteln und einem effektiven Scoutingsystem sorgen. Erste Wände wurden bereits eingerissen, neue gezogen. "Die Profis haben sich schon gewundert. In einem halben Jahr werden wir Bedingungen haben, die unserem Anspruch in allen Belangen gerecht werden", versprach Heidel, der für Kontinuität sorgen will.

Gut aufgestellt sieht "Teamworker" Heidel die Königsblauen in anderen Bereichen. Um die Nachwuchsabteilung, die zahlreiche Nationalspieler wie Manuel Neuer, Benedikt Höwedes oder zuletzt Leroy Sané hervorbrachte, werde Schalke überall beneidet. "Und wir wollen die Zusammenarbeit mit der Knappenschmiede und der Profiabteilung noch weiter verbessern", kündigte er an.

Stolz präsentierte Heidel seinen zweiten Transfercoup nach Naldo. Dass der von zahlreichen europäischen Top-Clubs wie Manchester United oder FC Barcelona umworbene Schweizer Nationalspieler Breel Embolo sich für Schalke entschied, sei ein positives Signal. Auch wenn der 19-jährige Angreifer vom FC Basel (Vertrag bis 2021) mit rund 27 Millionen Euro der teuerste Einkauf der Clubgeschichte ist, müsse dafür "nicht zwingend" ein anderer Profi verkauft werden. Zuletzt wurde darüber spekuliert, dass Embolo wohl nur finanziert werden könne, wenn das von Manchester City und Bayern München umworbene Supertalent Sané den Revierclub für eine hohe Summe verlassen würde.

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