Platz fünf bei Olympia Judoka Frey am Boden zerstört

Rio de Janeiro · Der aus dem Beueler Judo-Club hervorgegangene Judoka Karl-Richard Frey ist nach Platz fünf bei Olympia „grenzenlos enttäuscht“.

 Karl-Richard Frey

Karl-Richard Frey

Foto: dpa

Karl-Richard Frey war fertig mit der Welt. Mit leeren Augen starrte er in den Nachthimmel über dem Olympic Park von Barra da Tijuca. Völlig abwesend. Ein 103 Kilogramm schweres Häufchen Elend. Den 11. August 2016 wird der Judoka vielleicht für immer als den schwärzesten Tag seiner Sportlerkarriere in Erinnerung behalten. Vor allem, weil er sich selbst einen „dummen Fehler“ ankreidete, der zur Niederlage im Kampf um die Bronzemedaille führte. Dabei hatte der Vizeweltmeister aus Köln sogar Gold angepeilt.

Wie ein geprügelter Hund war er aus der „Carioca 2“ geschlichen, der olympischen Judohalle. „Die Enttäuschung ist grenzenlos“, meinte Frey kurz danach. In jeder seiner Äußerungen kam die Verärgerung über sich selbst zum Ausdruck. „Ich bin hierher gekommen, um Olympiasieger zu werden“, klagte er: „Aber doch nicht, um zwei Kämpfe zu verlieren und mit einem fünften Platz nach Hause zu fahren.“ Ausrufezeichen.

Frey verpasste sich gleich einen ganzen Satz verbaler Ohrfeigen. „Und dann noch mit so einem taktischen Fehler. Das hätte nicht passieren dürfen.“ Noch 2:53 Minuten Restkampfzeit standen im Duell um Bronze gegen den dreimaligen EM-Dritten Cyrille Maret auf der Uhr. Frey war der deutlich aktivere Kämpfer. Dann sein Fauxpas. „Maret versucht immer diesen Griff. Ich weiß es genau und war darauf eingestellt. Trotzdem bin ich nicht schnell genug weggekommen und er konnte mich werfen.“ Frey landete mit dem Kreuz auf dem Boden. Und war buchstäblich am Boden zerstört.

Schon auf dem Weg von der Matte hatte er Mühe, die Frusttränen zurückzuhalten. Vor laufender Kamera fiel er dann in der Begegnungszone von Journalisten und Athleten auf die Knie, weinte bitterlich. Riss sich mühsam zusammen, um Rede und Antwort zu stehen.

Worte des Trostes wollte er nicht hören. Auch nicht, dass es aller Ehren wert sei, nach der Viertelfinalniederlage gegen Artem Bloschenko aus der Ukraine aufgestanden und über zwei weitere Siege in der Hoffnungsrunde das „kleine Finale“ um Bronze erreicht zu haben. Es sei „keinerlei Genugtuung“, bei der ersten Olympiateilnahme so weit gekommen zu sein. „Ich will jeden Kampf gewinnen“, sagte Frey. „Egal, auf welchem Turnier - ob es Olympische Spiele sind, Weltmeisterschaften oder Stadtmeisterschaften.“ Punkt. Und wieder wurden seine Augen feucht.

So brutal kann Olympia sein. Den Blick in diesen Momenten nach vorne zur richten, war dem 1,88 Meter langen Bär von einem Mann verständlicherweise kaum möglich. „Es waren so viele Freunde hier“, haderte Frey. Und sagte leise: „Diese Enttäuschung werde ich zunächst mal verdauen müssen, bevor ich die nächsten Spiele in Tokio 2020 in Angriff nehme.“ Als kleiner Junge hatte der gebürtige Troisdorfer im Alter von fünf Jahren im Beueler Judo-Club mit seinem Sport angefangen. Jetzt war er dem Olymp so nah.

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