Herzlicher Applaus zur Erinnerung an das Grauen Konzert zum Novemberpogrom 1938 in Bonn

Bonn · Vor 79 Jahren wurden fünf Synagogen in Bonn niedergebrannt. Mit einem Konzert gedachten die Bonner den Opfern des Novemberpogroms.

 Kantor Barry Mehler beeindruckte mit jüdischen Gesängen im Zusammenklang mit den Sängerinnen und Sängern der Bonner Oper und dem Streichquartett des Beethoven Orchesters.

Kantor Barry Mehler beeindruckte mit jüdischen Gesängen im Zusammenklang mit den Sängerinnen und Sängern der Bonner Oper und dem Streichquartett des Beethoven Orchesters.

Foto: Stefan Hermes

Am Vormittag des 10. November 1938 wurde die Bonner Synagoge in der ehemaligen Tempelstraße am Rheinufer in Brand gesetzt. Sie war eines von den fünf jüdischen Gotteshäusern, die in Bonn, Poppelsdorf, Beuel, Bad Godesberg und Mehlem niedergebrannt wurden. An allen diesen Orten fanden am Donnerstag Gedenkveranstaltungen statt.

Mit dem Konzert „Remember the past and live for the future“ („Erinnere die Vergangenheit und lebe für die Zukunft“) unter der Leitung von Barry Mehler eröffneten die Gedenkstätte Bonn und die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus in Kooperation mit Bonner Oper und Beethoven Orchester die Gedenkfeier zum Novemberpogrom im Foyer der Bonner Oper.

„In Holland ist das Klatschen zwischen jüdischen Liedern durchaus erlaubt“, erlöste Mehler seine etwa 200 Zuhörer aus ihrer fasziniert andächtigen Betroffenheit, worauf sie mit einem herzlichen Applaus reagierten. „Selten habe ich so etwas Schönes gehört“, sagte dann auch eine Zuhörerin aus Bonn und griff damit dem vor, was von vielen der Konzertbesucher in ähnlicher Weise geäußert wurde. Gemeinsam verließ man das Opernfoyer, um sich am Moses-Hess-Ufer vor dem Synagogen-Mahnmal erneut zu versammeln. Dort begrüßte Andrea Hillebrand, Vorsitzende der Bonner Gedenkstätte, OB Ashok Sridharan und Margaret Traub, die Vorsitzende der Synagogengemeinde.

„Wir brauchen Gedenkorte wie diese“, sagte Hillebrand, nachdem sie aus ihrer Sicht von einer „Zeitenwende“ sprach, dass wieder eine rechte Partei in den Deutschen Bundestag eingezogen sei. Ungläubig zitierte sie aus deren Grundsatzprogramm, in dem es unter anderem heißt: „Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit umfasst.“

Sridharan betonte, „unsere Stadt sagt Nein zu Diskriminierung, Ausgrenzung und Faschismus“, was eine klare Haltung gegen jede Form des Antisemitismus einschließe. Barry Mehler, der in New York geborene Nachfahre einer jüdischen Familie aus Bonn, sang vor dem Mahnmal das jüdische Totengebet. Reden und Gesang Mehlers wurden mit Improvisationen jüdischer Lieder von Matthias Höhn mit seiner Klarinette eingerahmt.

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