Kommentar Der Euro und das Personal: Gute Wahl

Wolfgang Schäuble an der Spitze der Euro-Gruppe wäre eine gute Wahl. Das hat nicht nur mit der unbestreitbaren Erfahrung des Bundesfinanzministers zu tun, sondern vor allem mit der gewachsenen Bedeutung der Währungsunion, die diese in der künftigen EU haben wird.

Sie hat sich von einem Gesprächskreis zu einem Kriseninterventions-Zentrum gemausert, das heute viele zentrale Entscheidungen ohne die Staats- und Regierungschefs fällt. Deutlicher als jeder andere hat der Bundesfinanzminister den Kurs des Euro-Raums in der Krise stets als Teil der europäischen Einigung begriffen und somit als politisches Instrument entworfen.

Die Ängste vor einer deutschen Übermacht sind gegenstandslos. Ein Euro-Gruppen-Chef macht weder Währungspolitik noch kann er eigenständig Richtungsentscheidungen vorgeben. Aber er kann die Interessen der Mitgliedstaaten zusammenführen, formen und dafür sorgen, dass die Euro-Zone nach außen die Rolle spielt, die ihr zukommt.

Klar ist aber auch: Die EU (und damit auch der Euro-Raum) braucht eine Debatte um ihre Führungsstruktur. Derzeit geht es dort nämlich drunter und drüber. Dem Kommissionspräsidenten werden politische Äußerungen und Strategien übel genommen. Und die Euro-Gruppe leitet zwar ein Vorsitzender, während der Währungskommissar über die Einhaltung der Vorgaben wacht.

Dass in diesem Durcheinander auch noch ein Parlamentspräsident mitmischen möchte, der die mit viel Macht ausgestatteten Abgeordneten mit Recht stärker repräsentieren will, gehört zum Gesamtbild dazu.

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