Kommentar zur Affäre um die Vergabe der Fußball-WM 2006 Rachefeldzug

Theo Zwanziger gab das Bild eines verbitterten alten Mannes ab, schon lange bevor er Wolfgang Niersbach am Freitag als Lügner bezeichnete. Starker Tobak ist das und trieft vor persönlicher Betroffenheit des ehemaligen DFB-Präsidenten, der seinem Nachfolger bekanntermaßen seit Jahren spinnefeind ist.

Es spricht nicht unbedingt für das Gewicht der neuerlichen Enthüllungsgeschichte des Nachrichtenmagazins Spiegel, dass diese sich in erster Linie auf Aussagen Zwanzigers stützt. Lanciert wurde die Vorveröffentlichung am Freitag just wenige Minuten, nachdem das DFB-Präsidium Niersbach das Vertrauen ausgesprochen hatte. Sicher kein Zufall.

DFB-Boss Niersbach hatte bei seiner Erklärung am Vortag alles andere als eine glückliche Figur abgegeben. Mit dem neuerlichen Nachtreten Zwanzigers allerdings wird eine völlig neue Dimension erreicht. Dem DFB droht die Selbstzerfleischung.

Unabhängig von allen Verwerfungen in der Affäre um nicht transparente Millionenzahlungen zwischen Fifa und dem deutschen Verband geht es in der von Zwanziger eskalierten Auseinandersetzung nicht mehr wirklich um die Aufklärung der undurchsichtigen Zahlungsströme. Der 70-Jährige, der lautstark Transparenz durch Niersbach verlangt, war zu dem Zeitpunkt, als die nebulösen Gelder flossen, für die Finanzen im WM-Organisationskomitee zuständig. Und hätte sich als späterer DFB-Präsident um Aufklärung verdient machen können.

Stattdessen wirft er jetzt Niersbach die Existenz schwarzer Kassen in der WM-Bewerbung zu - ein persönlicher Rachefeldzug.

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