Endspurt beim Museum Macke-Erweiterungsbau in Bonn fast fertig

Bonn · Die „Klimakathedrale“ im neuen Macke Museum im Bonner Norden läuft, der Komplex aus historischem Künstlerhaus und Erweiterungsbau ist fast fertig. Eröffnung „noch in diesem Jahr“

 In August Mackes Garten: Christian Witbraad (links) und Helmut Laufer vor der Glaswand zum Hochstadenring. FOTO: WESTHOFF

In August Mackes Garten: Christian Witbraad (links) und Helmut Laufer vor der Glaswand zum Hochstadenring. FOTO: WESTHOFF

Foto: Benjamin Westhoff

Die „Klimakathedrale“, wie Helmut Laufer von ProBonnum, der Vertreter des Bauherren, das Herzstück des neuen August Macke Museums http://www.ga.de/news/kultur-und-medien/bonn/Das-erwartet-Besucher-im-neuen-Museum-in-Bonn-article3550467.html fast zärtlich nennt, schnurrt wie ein Kätzchen. Ein Blick aufs Display: 21,1 Grad Abluft, etwas über 50 Prozent Luftfeuchte. „So muss es sein,“ sagt er. Das sind die Werte für den Ausstellungsbereich. Auf diese Werte blicken Leihgeber, die in Zukunft ihre kostbaren Kunstwerke nach Bonn schicken. Dass das neue Museum im Bonner Norden ausgerechnet mit „Berliner Luft“ versorgt wird, ist eine kleine Besonderheit am Rande: „'Berliner Luft' ist ein renommiertes Klimaunternehmen, kein Start-up“, erläutert Laufer.

Inzwischen funktioniere das Herzstück im Keller des Erweiterungsbaus am Hochstadenring nach anfänglichen Problemen anstandslos. Ein gutes Zeichen, sagt der Bauexperte. Das Haus ist zwei Monate vor dem ursprünglich geplanten Eröffnungstermin am 1. Oktober so gut wie fertig – „alles in der Zeit und in den Kosten, also unterhalb von zehn Prozent Kostensteigerung“. Dass man jedoch nicht zum angestrebten Termin starten könne, liege unter anderem an den aufwändigen Arbeiten für die Ausstellungen, mit denen sich das Ensemble präsentieren will. Für die Eröffnungsschau im Erweiterungsbau – „August Macke und Freunde – Begegnungen in Bildwelten“ – in drei großen Räumen und drei Kabinetten ist alles bereit. „Aus den Feldern in der Decke rieselt konditionierte Luft und wird durch Abluftschienen abgesaugt“, erzählt Laufer. Die rustikalen Böden aus geräucherter elsässischer Eiche bieten einen Kontrast zu den makellosen Wänden und Decken.

Rot für die Inspiration

Auch in August Mackes ehemaligem Wohngebäude, das als biografisches Künstlerhaus eingerichtet wird, gibt es Fortschritte. Der Boden wurde in Absprache mit den Denkmalschützern wieder mit Ochsenblut gestrichen. Die einzelnen Themenräume, die sich etwa der Biografie des Künstlers, Elisabeth Macke und dem Leben in Bonn um 1900 widmen, wirken in gedeckten Tönen von Lindgrün über Oliv bis Taubenblau geradezu elegant. Mit Farben der britischen Firma „Farrow & Ball“ habe man keine Kosten gescheut, so Christian Witbraad, Geschäftsführer der Stiftung August Macke Haus. Gediegenes Kolorit also in Mackes Räumen, Knalliges dafür in der Büroetage im Erweiterungsbau: Dort, wo auch die Bibliothek und die Räume für die Museumspädagogik zu finden sind, hat man sich für einen Linoleumboden in „Pompejanischem Rot“ entschieden. „Das ist mutig“, räumt Laufer ein, „wir fanden den Ton inspirierend.“ Sämtliche Wandschränke sind bereits installiert, Museumschefin Klara Drenker-Nagels will in den nächsten Tagen einziehen. Nur mit den Bücherschränken des Macke Hauses musste man improvisieren: Die sind mit der Schreinerei in Köln-Zollstock, wo sie nach der Aufarbeitung gelagert wurden, abgebrannt.

Macke-Selbstporträt auf der Glaswand

Der Passant auf dem Hochstadenring wird den Fortschritt der Arbeiten am ehesten anhand des sich Schritt für Schritt komplettierenden Macke-Selbstporträts auf der riesigen Glaswand ablesen. In den vergangenen Tagen wurden die einzelnen Scheiben der zwölf mal zwölf Meter großen Fläche eingesetzt. Sieben Felder fehlen noch. Man erkennt bereits Macke als Schattenriss – bislang noch ohne Hut.

Hinter der Glaswand nimmt Mackes Garten Konturen an. Bald beginnen die Bonner Landschaftsarchitekten RMP mit der Bepflanzung, die sich an Gemälden und Aquarellen Mackes orientiert. Auch die gesamte Anlage des Gartens folgt dem historischen Vorbild. Nach der Eröffnung wird der Garten durch den Haupteingang und Eingangsbereich am Hochstadenring erschlossen. Vom Veranstaltungssaal aus, in dem der Macke-Film läuft, gibt es einen direkten Zugang zum Garten.

Höhere Betriebskosten, höhere Einnahmen

Der Saal, der Empfangstresen, die kleine Cafeteria und der zukünftige Museumsshop sind auch weit fortgeschritten. Und wenn es noch eines letzten Zeichens für die nahende Eröffnung (Witbraad: „Noch in diesem Jahr!“) bedarf: In diesen Tagen nimmt der Hausmeister seinen Dienst auf. Bislang war so etwas im Macke Haus nicht nötig. „Dieses Haus macht einen Quantensprung in jeder Beziehung“, sagt Laufer. Von 370 Quadratmeter auf 1500 Quadratmetern, rechnet Witbraad vor. Und er rechnet weiter – mit höheren Betriebskosten, aber auch mit höheren Einnahmen. „Wir werden auch mehr Besucher haben“, prophezeit er: Steigerung „konservativ gerechnet von 18 000 wie bisher auf 30 000 bis 36 000 Besucher.“

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