Das Leben ist ein Rohr

Jürgen Beckers Glaubensbekenntnis im Bonner Pantheon

Glauben kann ein jeder, was er will. Zum Beispiel, dass der Mensch vom Prinzip her Rheinländer ist: "Kann nichts richtig, traut sich aber alles zu."

Dass der heilige Christophorus am Armaturenbrett der erste Airbag der Geschichte war. Oder dass es sich bei Atheisten um Heiden mit Attest handelt. Mögen sich an der Religion also auch die Geister scheiden - für den Kölner Jürgen Becker ist es an und für sich kein Problem, die unterschiedlichsten Glaubensbekenntnisse in gut 100 Minuten unter einen Hut zu bringen.

"Ja, was glauben Sie denn?" hat er seine neue "kabarettistische Götterspeise" genannt, die er jetzt erstmals im Bonner Pantheon servierte. Keine Frage, der Mensch braucht Mythen. Hat er doch im Gegensatz zum Tier, das den ganzen Tag friedlich vor sich hindösen kann, die ihm zur Verfügung stehende Zeit genutzt, um zeitsparende Maschinen wie Autos, Flugzeuge, elektrische Saftpressen oder Wäschetrockner zu erfinden.

Aber was macht man nun mit all diesen frei werdenden Minuten, Stunden, Tagen? Geschichten erzählen. Begonnen haben die in unseren frühesten Tagen mit einer ganzen Schar von Göttern. Zuständig für Ernte, Wetter und alles, was man sonst noch braucht. Weshalb sich die Begeisterung der Germanen angesichts des monotheistischen Christentums doch stark in Grenzen hielt. Die Dreifaltigkeit hingegen ist schon eher was für den Menschen, besonders den rheinischen.

Das kennt er vom Dreigestirn, das kann er sich merken. Und ein paar Hundertschaften von Schutzheiligen gibt`s gleich oben drauf. Dann stimmt die Rechnung. So viel ist sicher: Über Religion Witze zu machen, gleicht schon einem Spaziergang übers Wasser. Doch Jürgen Becker, der respektlos ist ohne gehässig zu sein, erreicht immer wieder trockenen Fußes das Ufer.

Wie zuvor schon seine Ausführungen zum Thema Rheinischer Kapitalismus, wird hier munter alles in einem Topf verrührt, ohne dafür gleich einen Heiligen Krieg anzetteln zu müssen. Oder wie Beckers alter Kumpel Eusebius Erbstößer stets zu sagen pflegte: "Das Leben ist ein Rohr. Man weiß nicht, was kommt dahinter, was davor."

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