Eine tragende Säule des Beethoven-Hauses

Dirigent Kurt Masur überreichtin Bonn im Rahmen eines Festkonzerts dem Verleger des General-Anzeigers, Hermann Neusser, die Ernennungsurkunde zum "Stifter des Beethoven-Hauses"

Eine tragende Säule des Beethoven-Hauses
Foto: Horst Müller

Bonn. Mit einer festlichen Geburtstags-Gala hatte die Stadt Leipzig am Wochenende ihrem langjährigen Gewandhauskapellmeister Kurt Masur gratuliert, der am 18. Juli 80 Jahre alt wird.

Bereits am Montagabend reiste der Dirigent weiter nach Bonn, um selbst eine Ehrung vorzunehmen: In seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins Beethoven-Haus überreichte er dem Verleger des Bonner General-Anzeigers, Hermann Neusser, die Ernennungsurkunde zum "Stifter des Beethoven-Hauses".

Kurt Masur würdigte das große, generationenübergreifende Engagement der Verlegerfamilie und dankte Hermann Neusser "für eine Beständigkeit, die wir heute fast verloren haben". Zuvor hatte der Direktor des Beethoven-Hauses, Andreas Eckhardt, bereits die "außergewöhnliche meritorische Leistung" der Familie hervorgehoben.

Neben Hermann Neusser und dessen Frau Irene begrüßte Eckhardt in seiner Ansprache auch Verlegerin Bettina Neusser-Eimermacher sowie Günter Kamissek, den Geschäftsführer des General-Anzeigers, und Chefredakteur Joachim Westhoff. Die feierliche Ehrung fand im Rahmen eines Sonderkonzerts mit dem Morgenstern-Trio im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses statt.

Andreas Eckhardt betonte in seiner Ansprache, dass die Familie Neusser vom Gründungstag des Vereins am 24. Februar 1889 bis heute mit dem Beethoven-Haus in einer engen Verbindung stehe. "Ich habe vor kurzem mit großer Freude die Beitrittserklärungen für den Verein von Franziska und Felix Konstantin Neusser als Repräsentanten der fünften Generation entgegennehmen dürfen", sagte Eckhardt.

Dass die Geschichte des Beethoven-Hauses ohne die Familie anders verlaufen wäre, erscheint Eckhardt als eine "historisch korrekte" Feststellung. Über den 1909 verstorbenen Verleger Hermann Neusser habe es damals in einem Nachruf geheißen, dass die Gründung des Vereins Beethoven-Haus "des Verstorbenen eigenstes Werk" gewesen sei.

Eckhardt erinnerte daran, dass sich zwölf Bürger der Stadt im Februar 1889 im Hause Hermann Neussers am Münsterplatz 12 zusammengefunden hätten, "um das völlig heruntergewirtschaftete Beethoven`sche Geburtshaus für 57 000 Goldmark zu kaufen, zu sanieren, inhaltliche Aktivitäten zu entfalten und einen Verein als Träger der Institution zu gründen".

Bei dieser Versammlung sei der Genius Beethovens beteiligt gewesen, wusste Eckhardt den vielen geladenen Gästen im Kammermusiksaal zu berichten; denn das Haus der Familie Neusser am Münsterplatz habe zu Lebzeiten des Komponisten der Familie von Breuning gehört. Hier sei der junge Beethoven ein- und ausgegangen, und hier habe er nach dem Tod seiner Mutter gleichsam einen Familienersatz gefunden.

Eckhardt ließ nicht unerwähnt, dass 1889 überhaupt ein bedeutsames Jahr gewesen sei: "Das Jahr wies europaweit drei kulturelle Höhepunkte aus: die Gründung des Vereins Beethoven-Haus, die Eröffnung des Eiffelturms in Paris und die erste Ausgabe des General-Anzeigers am 1. Dezember mit einer Auflage von 20 000 Exemplaren."

Die Familie Neusser bilde in der Gesamtarchitektur des Hauses mit der weltweit größten Beethoven-Sammlung, mit Museum und Digitalem Beethoven-Haus sowie wissenschaftlicher Abteilung samt Bibliothek eine der "tragenden Säulen". "Und heute ist es Hermann Neusser, der 2002 nach dem Tod seines auch hier im Beethoven-Haus hoch angesehenen Vaters in den Vorstand gewählt wurde und unsere Arbeit mit großem Engagement und Sachverstand als ,bekennender Beethovenist' begleitet."

Hermann Neusser sagte in einer Entgegnung, dass er sich "hochgeehrt fühle", und ermunterte die Gäste, ihr Scherflein dazu beizutragen, den anstehenden Ankauf von Beethovens Handschrift der Diabelli-Variationen zu ermöglichen. "Da wird auch aus dem Hause Neusser etwas kommen", versprach er.

Der Vorstand des Beethoven-Hauses verleiht privaten Spendern und Unternehmen je nach Umfang der Förderung den Ehrentitel Patron, Donator oder als höchste Stufe "Stifter des Beethoven-Hauses". Die überreichte Urkunde wurde bereits im Gründungsjahr 1889 von dem Dresdner Maler und Kupferstecher Bernhard Mannfeld als Radierung gestaltet.

Im Anschluss an die Reden eröffnete das Morgenstern-Trio seinen Auftritt - natürlich - mit Beethoven. Gespielt wurde das Klaviertrio D-Dur op. 70 Nr. 1, das sogenannte "Geistertrio", dessen Kopfsatz die jungen Musiker Nina Reddig, Violine, Emanuel Wehse, Violoncello, und Catherine Klipfel, Klavier, mit beherztem Zugriff bewältigten.

Musikalischer Höhepunkt war freilich der langsame Satz, dessen melancholischen Stimmungsgehalt sie mit großer Intensität fühlbar machten. Im Presto-Satz löste das Trio die musikalische Spannung mit virtuoser Spielfreude auf. Mit Maurice Ravels Klaviertrio in a-Moll beendete das Morgenstern-Trio seinen begeisternden Auftritt.

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