Lanxess-Arena Keiner steht bei Linkin Park still

Gelte nur die Wahrheit der Zahlen, wäre Linkin Park die zurzeit beste Band der Welt. 16.000 Fans füllen die Lanxess-Arena in Köln bis auf die oberen Ränge. Wer dort Platz findet, muss gute Augen haben.

Da haben es die Fans im Arena-Raum weit besser. Die Band kommt ihnen hautnah entgegen, und sie können sich diesem Erlebnis völlig hingeben. Was von Beginn an geschieht. Mehr 100 Minuten werden sie nicht ein Mal stillhalten. Die Arena wogt. Wer hat diese Intensität vor Linkin Park geschafft?

Man mag ihren Crossover aus Spurenelementen von Metal, Rock, Rap, Elektro und Dubsteb wegen ihrer Dauerpräsenz im Radio als abgenudelt empfinden, aber die Wucht der Show erhebt Linkin Park über jeden Zweifel. Die Band ist pure Energie. Ein vor Lebensfreude überschäumender Sänger Bennington scheint gespannte Federn in seinem Körper zu haben, so gewaltig springt er über die Bühne. Das Kraftfeld, das er entfaltet, schwappt in die Arena und kommt in vielfacher Verstärkung wieder zurück.

Die Show dampft - kaum von Ansagen unterbrochen. Geschickt gesetzte Lasershow- und Video-Elemente reichen, um die Stimmung an den oberen Rand der Voltskala zu treiben. Alte und neue Stücke vom aktuellen Album "The Hunting Party" begegnen sich auf gleicher Augenhöhe. Manches wird nur angespielt, fast auf Medleys verkürzt.

Immer wenn Mike Shinoda das Mikro für seine glasklaren Rhymes ergreift, kommt Härte ins gefällig gewordene Repertoire. Das hat Wucht, Botschaft und Punch. Tausende grüßen mit hochgereckten Armen. Droht der Rap in Langeweile zu versanden, führen Bennington und Band den fehlenden Schwung und die Hymnen zu, die der Hip-Hop nicht hat.

Das Beste zweier musikalischer Welten fusioniert unangestrengt. Soll das schlecht sein, nur weil es erfolgreich ist? Nein, der Abend überzeugt, auch wenn für Überraschungen oder Herausforderungen wenig Raum bleibt.

Am Ende gelingt der Band etwas Außerordentliches. Gerade setzt Shinoda mit "Bleed It Out" zum finalen Countdown an, da merkt die Band, dass ein ohnmächtiger weiblicher Fan von Sanitätern wegtransportiert werden soll. Sie unterbrechen abrupt das Konzept und geben den Sanis den Weg frei. Eigentlich ein totaler Stimmungstöter. Nicht so an diesem Abend. Die Band nimmt die Musik auf - die Arena tobt.

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