Wilfried Schmickler begeistert im Pantheon

Das sanfte Lächeln, mit dem er die Bühne betritt, soll einen nicht täuschen. Wilfried Schmickler mag sein Publikum, aber das ändert nichts an seiner Angriffslust, wenn er an gewisse abwesende Personen denkt.

Bonn. Das sanfte Lächeln, mit dem er die Bühne betritt, soll einen nicht täuschen. Wilfried Schmickler mag sein Publikum, aber das ändert nichts an seiner Angriffslust, wenn er an gewisse abwesende Personen denkt.

Einen freundlichen Moment der Begrüßung, einen zum Sammeln. Dann plustert er sich in der Mitte der Bühne auf und kündigt nun an zu tun, "wozu das Kabarett erfunden wurde: erstmal ordentlich Dampf ablassen". In den folgenden Minuten färbt sein Kopf sich langsam rot, während ein rasanter Schwall wütender Verwünschungen und zornigen Zoten aus Schmicklers Mund schießt.

Die deutsche Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erklärt er in bösen Pointen bankrott. Das tut er seit 30 Jahren fast jeden Abend. "Es war nicht alles schlecht" heißt Schmicklers Jubiläumsprogramm, womit der 55-jährige Leverkusener im Pantheon so etwas wie ein "Best of" vorlegt. Aber ohne alte Kamellen.

Die Gegenwart bietet genügend Aufreger, also verwendet Schmickler Pointen, Lieder und Gedichte aus 30 Jahren Bühnenkarriere, um über die Missstände von heute herzuziehen. "Ich lebe noch, Sie leben noch, und die alten Witze sind auch nicht tot zu kriegen," erklärt er das Konzept, bevor er eine bissige Nummer darüber einläutet, was sich in 30 Jahren alles geändert hat in Deutschland.

Das ist einiges. Das Geld hat sich zum Beispiel geändert ("Für eine Mark konntest du damals noch ins Kino gehen, dich danach rappelvoll laufen lassen und den Rest hat man für die Rente weggelegt").

Es sind die besten Momente des Abends, in denen Schmickler sich in ein Thema reinbeißt und es mit der ihm eigenen Wut und sprachlichen Finesse intelligent ad absurdum führt. Immer wieder zieht er einfach nur schnell, fast fahrig über die Protagonisten eines deutschen Problemfalles her, hakt sie listenartig ab, bellt viel und beißt wenig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Zum Thema
Aus dem Ressort