Kommentar zum Wahlsieg Mattarellas in Italien Neue Töne in Rom

Die Wahl von Sergio Mattarella zum 12. italienischen Staatsoberhaupt zeugt von einem wichtigen Tag in Italiens Politik", schrieb die linksliberale Tageszeitung "La Repubblica". Auch Italiens größte Zeitung, der konservative "Corriere della Sera", kommentierte, "ein Land, das Präsidenten wie Ciampi, Napolitano und nun Mattarella vorweist, kann sich glücklich wähnen.

Denn Mattarella vereint mit seinen Vorgängern Zurückgezogenheit, Diskretion und eine solide Erfahrung im Dienst des Staates". Der lange Applaus, der unter den Wählern im Abgeordnetenhaus ausbrach, als das Quorum erreicht war, zeugt von einer Befreiung der Republik aus einer politischen Starre, die nun schon über zwei Jahrzehnte andauert. Ein Verdienst, der ohne Zweifel Regierungschef Matteo Renzi zuzuschreiben ist. Denn mit dem Beschluss, auf Mattarella zu setzen, kündigte Renzi im letzten Moment den "Patto del Nazareno" - die Vereinbarungen mit Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi - auf und schwor seine zerstrittenen Parteifreunde, auch den linken Flügel, auf Geschlossenheit ein.

Damit wurde zwar viel Porzellan im rechten Lager zerschlagen. Für das Land selber aber dürfte Mattarellas Wahl ein wichtiger Schritt zur politischen Normalität und Stabilität sein. Die bis vor kurzem noch bitter verfeindeten Lager sind zur politischen Diskussion zurückgekehrt, was besonders den anstehenden institutionellen Reformkurs - Stichwort: neues Wahlrecht und Umstrukturierung der Senatskammer - fördern sollte. Außerdem dürfte Mattarellas fundiertes verfassungsrechtliches Wissen vor Fehlentscheidungen schützen.

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