EKD-Ratsvorsitzender Manfred Kock Ein Glücksfall für Protestantismus und Ökumene

Köln · Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock wird an diesem Mittwoch 80 Jahre alt. Er ist bis heute ein wortgewaltiger Prediger.

 Blieb stets der bescheidene Seelsorger aus Köln mit einem offenen Ohr für Menschen, die in Not waren: Manfred Kock.

Blieb stets der bescheidene Seelsorger aus Köln mit einem offenen Ohr für Menschen, die in Not waren: Manfred Kock.

Foto: epd

Er ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband sowie des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen, aber ein Bischofskreuz hat er nie getragen: Manfred Kock, von 1997 bis 2003 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und zugleich Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). An diesem Mittwoch wird er 80 Jahre alt.

Kock stammt aus dem westfälischen Burgsteinfurt, ist aber seit Langem Rheinländer – genauer gesagt Kölner, denn er lebt seit 1970 mit seiner Frau Gisela in der Domstadt. Wie sehr er der verbunden ist, zeigt sich nicht zuletzt dann, wenn er als „Altpräses“ angeredet wird: „Nein, das bin ich nicht, denn ich trinke Kölsch“, erwidert er.

Der ehemalige Kölner Jugendpfarrer (1970 bis 1976), Gemeindepfarrer (seit 1978), Superintendent im Kölner Norden (ab 1980) und Stadtsuperintendent (ab 1988) wollte eigentlich vorzeitig in den Ruhestand gehen, als der mit ihm eng befreundete Präses Peter Beier plötzlich starb. Kock galt als dessen bester Sachwalter – so wurde er von der Landessynode ohne Gegenkandidat als Nachfolger nominiert und im Januar 1997 zum Präses der zweitgrößten Landeskirche gewählt. Ein Amt, das mächtiger ist als das eines Bischofs. Denn der rheinische Präses ist nicht nur Vorsitzender der 15-köpfigen Kirchenleitung, sondern auch Vorsitzender der Synode, dem Parlament der Kirche.

Im November 1997 war er in Wetzlar Gastgeber der EKD-Synode. Und die wählte nicht den Berliner Bischof Wolfgang Huber, sondern Kock für sechs Jahre zum Ratsvorsitzenden – ein Glücksfall für den Protestantismus. Der stets bescheiden auftretende Kock erwies sich in schwierigen Jahren als selbstbewusster Mann an der Spitze der evangelischen Kirche.

Zugleich fühlte er sich seinem katholischen Gegenüber, dem Mainzer Bischof und Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Karl Lehmann, eng verbunden. Als Lehmann zum Kardinal ernannt wurde, lud er Kock nach Rom ein. Beide waren ein Glücksfall für die Ökumene.

Kock ist bis heute ein wortgewaltiger Prediger. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Bücher. Viele evangelische Einrichtungen und Stiftungen wählten ihn zu ihrem Vertreter. Aber stets blieb er der bescheidene Seelsorger aus Köln mit einem offenen Ohr für Menschen, die in Not waren. Als er als EKD-Ratsvorsitzender vom indischen Staatspräsidenten zu einer Audienz geladen wurde, machten ihn seine Gastgeber darauf aufmerksam, dass er zur Audienz unbedingt ein Bischofskreuz tragen müsse. Kurz vor dem Termin legte der damalige Auslandsbischof Rolf Koppe Kock sein Kreuz um den Hals. Nach dem Gespräch gab Kock dieses sofort zurück. Ein rheinischer Präses trägt eben kein Amtskreuz. Und als seine Frau, eine Lehrerin, wegen einer Fußoperation für einige Zeit auf einen Rollstuhl angewiesen war, schob Kock sie persönlich im Rollstuhl durch Köln.

Viele haben Kocks Predigt im Wetzlarer Dom vor seiner Wahl zum EKD-Ratsvorsitzenden noch in guter Erinnerung. Und sie ist bis auf den heutigen Tag aktuell. „Kirche ist heute wichtiger denn je“, sagte Kock damals, und es sei das Gebot der Stunde, „dieser Kirche die Treue zu halten.“ Außerdem: „Ja, es ist an der Zeit, dass Menschen zur Kirche zurückkehren.“ Prominentester Gast in der ersten Reihe des Wetzlarer Doms war damals übrigens Bundeskanzler Helmut Kohl.

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